Kurz vor dem Frauenstreik gibt es prominente Unterstützung: Bundesrat Alain Berset macht Werbung dafür. Das irritiert in der Wandelhalle des Bundeshauses.
Bundesrat, Alain Berset, macht Werbung für den Frauenstreik. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Alain Berset unterstützt den Frauenstreik in einem eigens produzierten Video.
  • Parlamentarierinnen beurteilen dies kritisch.
  • Das sei nicht Bundesrats-würdig.

Bundesrat Alain Berset sagt nicht: «Geht alle an den Frauenstreik!» Genau genommen sagt er nämlich gar nichts. Sondern hält in einem auf den Sozialen Medien verbreiteten Video Plakate in die Kamera. Darunter aber eben auch eins mit «Jetzt #14Juni2019», denn es gelte die Gleichstellung zu verwirklichen.

«Nicht Bundesrats-würdig»

Im Video ohne Worte weist Berset auf verschiedene Frauenstreik-Themen hin. Die Lohnungleichheit, die schlechte Altersvorsorge der Frauen oder dass in Führungspositionen Männer überwiegen. Für SVP-Nationalrätin Yvette Estermann ist das Fazit eindeutig: «Das ist wirklich nicht Bundesrats-würdig.»

Gerade Berset als Gesundheitsminister müsste aus Estermanns Sicht zurückhaltend sein. Was wäre, wenn in Spitälern tätige Frauen – Pflegerinnen, Ärztinnen – dem Aufruf folgten? «Es könnte hier und dort jemand sterben dran.» Das sei wohl nicht der richtige Ansatz, um Gesundheitskosten zu sparen.

«Wir sind ja nicht gegen den Frauenstreik…»

Kulanter ist die Präsidentin der FDP-Frauen, Nationalrätin Doris Fiala. Sie wolle Bersets Aufruf nicht kommentieren, der halt der Linie der SP und Gewerkschaften. «Wir sind ja nicht gegen den Frauenstreik. Wir nehmen einfach nicht teil, weil er etwas in den 70er-Jahren steckengeblieben ist.»

Kritik sei aber fehl am Platz. «Es wäre ein Affront gegenüber all denjenigen Frauen, die auf die Strasse gehen und sich auf ihre Art einsetzen.»

Sollte Alain Berset vor der eigenen Türe kehren?

Wahrscheinlich fühle sich Berset einfach selbst etwas im Rückstand bei der Frauenförderung. «Wie viele Frauen er in seinem Departement fördert, das wäre doch sehr interessant zu sehen.»

Estermann attestiert Berset immerhin, dass er stets innovative Wege in der Kommunikation gehe. «Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber warum nicht mal Frauenförderung in der Armee unterstützen?» Das wäre mal etwas ein Ausgleich von der «ideologischen Linie» Bersets, findet Estermann.

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