In ihrem Gastbeitrag erklärt Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer, dass die Geschichte mit den Doppelnamen nicht so kompliziert ist, wie man meinen könnte.
Florence Brenzikofer SDS Doppelnamen
Im Gastbeitrag erklärt Nationalrätin Florence Brenzikofer (Grüne/BL), weshalb sie sich eine weitergehende Liberalisierung des Namensrechts gewünscht hätte. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Schweizer Parlament hat die Wiedereinführung von Doppelnamen abgeschwächt und vertagt.
  • Nationalrätin Florence Brenzikofer (Grüne/BL) ist sicher: Der Volkswille werde ignoriert.
  • Junge Paare hätten sich die Wiedereinführung gewünscht – insbesondere auch für Kinder.
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Wer behält seinen Namen, wer nimmt einen neuen an? Diese Frage stellen sich Schweizer Heiratswillige seit rund 10 Jahren besonders oft. Denn seit einer missglückten Gesetzesänderung im Jahr 2013 haben künftige Eheleute nur noch zwei Möglichkeiten, was den Nachnamen betrifft: Den Namen behalten oder den des Partners oder der Partnerin übernehmen. Der Doppelnamen wurde damals abgeschafft.

Gut-Berahmi? Die vermeintlich komplizierte Geschichte der Doppelnamen

In der Frühlingssession hat der Nationalrat die Wiedereinführung von Doppelnamen in der Schweiz diskutiert. Leider ohne Erfolg, denn mit der Rückweisung an die zuständige Rechtskommission wurde der Entscheid zu einem modernen Namensrecht vertagt – zur Enttäuschung vieler junger Paare, die eine Wiedereinführung sehnlichst erwartet hatten.

Doppelnamen Kinder Parlament Änderung
Künftig dürfen Ehepaare in der Schweiz wieder einen gemeinsamen Doppelnamen tragen. Für Kinder hingegen soll es auch in Zukunft keine Doppelnamen geben. (Symbolbild)
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Roland Peterhans vom Schweizerischen Verband für Zivilstandswesen begrüsst den heutigen Entscheid im Grundsatz, wie er im Interview mit Nau.ch erklärt. (Symbolbild)
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«Grundsätzlich wollen die Leute selber entscheiden, wie sie heissen.» Die Möglichkeit für Doppelnamen für Ehegatten erfülle einen «ganz grossen Wunsch» der Bevölkerung. (Symbolbild)
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Neu soll man Nachnamen wieder frei wählen und zusammenstellen können – nicht aber für die Kinder.

Das Standesamt hat uns in Gesprächen bestätigt, dass ihr Telefon aktuell Sturm läute und sich Verlobte über die Einführung von Doppelnamen für sich, aber auch für ihre gemeinsamen Kinder erkundigen. Aber auch bereits Verheiratete und Kinder hätten von dieser neuen Lösung profitiert und neue Namenskombinationen wählen können.

Von einer Einführung der Doppelnamen für Kinder will das Parlament nichts wissen und hat diesen Vorschlag gänzlich versenkt. Dabei würde genau diese Neuerung einem breiten Bedürfnis aus der Bevölkerung entsprechen.

Im Ausland funktioniert es

Dass es funktioniert, zeigt sich im Ausland: Mittlerweile haben viele Länder Europas ein liberales Namensrecht mit Doppelnamen für Kinder eingeführt und die Beispiele unserer beiden Nachbarländer Deutschland und Österreich bestätigen, dass dadurch kein Chaos entsteht – im Gegenteil!

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Nationalrätin Florence Brenzikofer ist überzeugt, dass sich die Schweizer Bevölkerung eine weitgehende Liberalisierung des Namensrechts gewünscht hätte. (Archivbild) - keystone

Es entspricht dem Wunsch vieler jungen Menschen, die Verbindung mit dem Kind nach aussen zu tragen. Ohne dass sie sich darüber streiten müssen, welcher Elternteil auf die Weitergabe seines Namens verzichten muss. Ich gehöre auch zu den rund 70 Prozent der Frauen, die bei der Namensgebung der Kinder auf meinen Namen «Brenzikofer» verzichtet habe und somit die Verbindung zu meiner Familie in der Namensbildung der Kinder nicht abbilden konnte.

Und kompliziert wäre es nicht: Die Kinder würden dann bei ihrer Heirat den Entscheid fällen können, ob sie den Doppelnamen der Eltern beibehalten oder aber den Namen der Partnerin oder des Partners in einem neuen Doppelnamen abbilden. Eine Anreihung von drei oder vier Namen wäre auch bei uns nicht möglich gewesen. Und alle heutigen Möglichkeiten hätten auch weiterhin bestanden.

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Die Revision von 2013 ging davon aus, dass in Zukunft alle ihren Namen behalten werden. Heute zeigt sich: Das Gegenteil ist der Fall. (Symbolbild) - keystone

Mit dem aktuell geltenden Namensrecht haben wir es im Jahre 2024 noch immer mit einer der grössten Ungleichbehandlung der Geschlechter zu tun. Warum? Die Revision von 2013 ging davon aus, dass in Zukunft alle ihren Namen behalten werden. Heute zeigt sich: Das Gegenteil ist der Fall.

75 Prozent der Frauen nehmen Namen des Mannes an

Studien belegen, dass heute fast 75 Prozent der Frauen den Namen des Mannes annehmen. Wohl aus Gründen der Tradition ist dies dann nur bei rund zwei Prozent der Bräutigame der Fall. Es zeigt sich: Die Gleichstellung ist noch nicht in unseren Köpfen angekommen und verankert.

Eine zeitgemässe liberale Lösung ist in die Ferne gerückt. Hoffen wir, dass der Nationalrat wenigstens Doppelnamen für Paare wieder einführt und den Rückschritt aus dem Jahre 2013 korrigiert. Etliche Beispiele aus der Praxis bestätigen, dass die Führung eines Doppelnamens und damit das Abbilden einer Verbindung eines Paares gewünscht wird.

Hätten Sie sich Doppelnamen auch für Kinder gewünscht?

Und einige fragen sich vielleicht, wie es zum Doppelnamen des Sportler-Ehepaares Gut-Behrami gekommen ist? Das ist dann wieder eine andere Geschichte einer typisch schweizerischen Lösung, die im Ausland für Verwirrung sorgt: Der Allianzname, welcher rechtlich kein amtlicher Doppelname darstellt, sondern ein rein symbolischer Namenszusatz ist. Auch damit sollte endlich Schluss sein, damit ausländische Behörden eine klare Beurteilung unserer Identitäts- und Zivilstandsdokumente vornehmen können.

Zur Person: Florence Brenzikofer ist Nationalrätin der Grünen aus dem Kanton Baselland und Vizepräsidentin Grünen Partei.

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