Elternzeit: Bürgerliche machen Frauen mit ihrem Vorschlag «hässig»
Elternzeit soll in der Schweiz Realität werden, findet die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats. Aber: Der Mutterschaftsurlaub ginge verloren.

Das Wichtigste in Kürze
- Die SGK will in der Schweiz eine Elternzeit von 16 Wochen schaffen – zu Lasten der Mütter.
- Das macht linke Kreise «hässig». Sie sprechen von «Mütterfeindlichkeit».
- Im bürgerlichen Lager kann man die Kritik nicht verstehen.
Die Schweiz hinkt mit ihrer Familienpolitik im internationalen Vergleich seit Jahren hinterher.
Grund dafür unter anderem: Das traditionelle Familienbild mit einem männlichen Familienernährer und einer Hausfrau und Mutter ist noch sehr verankert.
Während andere Länder monatelange Elternzeit und zum Teil einen über ein Jahr andauernden Mutterschaftsurlaub kennen, fällt die Schweiz ab.
Hierzulande gibt es nur gerade 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Und an der Urne hart erkämpfte zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
SGK will 16 Wochen Elternzeit – zu Lasten des Mutterschutzes
Das soll sich nun ändern, findet die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats (SGK). Und will auch in der Schweiz eine Elternzeit von 16 Wochen schaffen.
Doch der Vorschlag, der mit 15 zu neun Stimmen deutlich angenommen wurde, hat einen Haken: Die Zeit wird unter den Elternteilen aufgeteilt.
Wer also seinem Kindsvater mehr als nur die zwei Wochen Vaterschaftsurlaub gönnen will, muss selbst auf Teile des Mutterschaftsurlaubs verzichten.
«Ausdruck eines frauenfeindlichen Backlashs»
Ein Vorschlag, der in den sozialen Medien für Entrüstungsstürme sorgt.
Dort kritisieren progressive Kreise den Vorschlag heftig. Er sei «ein Schlag ins Gesicht der Mütter», meint das feministische Kollektiv «Eidgenössische Kommission dini Mueter».
Und «Ausdruck eines frauenfeindlichen Backlashs». Zudem biete der SGK-Vorschlag «keine echte Lösung für überlastete Familien».
Eine Kommentarschreiberin findet unter dem Post des Kollektivs zudem: «Wieso macht man eine dermassen Mütter- und familienfeindliche Politik?»
Auf der Elternplattform «Mal Ehrlich» wird ins gleiche Horn geblasen. Dort schreibt eine Nutzerin, sie sei «gottsjämmerlich hässig» über den Entscheid der SGK.
SP droht mit Referendum
Ebenfalls hässig sind die SP-Frauen und ihre Nationalrätin Tamara Funiciello. Sie machen ihrem Ärger auf Instagram Luft.
Das Recht und der Schutz der gebärenden Personen werde von der SGK infrage gestellt, so Funiciello.
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Und kündigt an, dass die SP einen solchen Vorschlag nicht akzeptieren werde: «In dem Moment, in dem sich die reale Situation gebärender Personen verschlechtert, werden wir ein Referendum ergreifen.»
Doch was sagen die Bürgerlichen zu der Empörung von links?
«Können uns weitere Milliardenausgaben nicht leisten»
FDP-Nationalrätin Kris Vietze, selber Mutter, meint gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Der Bundesrat hat noch nicht einmal abgeklärt, ob mehr Elternzeit in einer Gesamtbetrachtung wirklich sinnvoll ist.»
Für Eltern seien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Flexibilität wichtiger als freie Tage zu Beginn der Elternschaft.

Es mache für Paare deshalb Sinn, wenn sie die Wochen flexibel untereinander aufteilen könnten.
Ausserdem sei ein Ausbau der Elternzeit ohnehin zu teuer, so Vietze: «In einer Zeit, in der die Wirtschaft so durchgerüttelt wird, können wir uns nicht noch weitere Milliardenausgaben leisten.»