Die Mitte: Neue Fraktionschefin kommt vom «liberalen Flügel»
Die Mitte bekommt im September eine neue Fraktionschefin. Ein Politologe schätzt die beiden Kandidatinnen ein und erklärt, was auf die Wahlsiegerin zukommt.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 16. September wählt die Mitte-Fraktion ihre neue Vorsitzende.
- Mit Yvonne Bürgin und Maya Bally kandidieren zwei Frauen für das Amt.
- Beide sind eher dem liberalen Flügel zuzuordnen, sagt Politologe Oliver Strijbis.
Bei der Mitte steht ein weiterer Personalwechsel an: Da der bisherige Fraktionschef Philipp Matthias Bregy neuer Parteipräsident ist, braucht es nun ein neues Fraktionspräsidium.
In der vergangenen Woche ist die Bewerbungsfrist abgelaufen. Gemeldet haben sich zwei Frauen. Die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin sowie die Aargauer Nationalrätin Maya Bally wollen die Bregy-Nachfolge antreten.
Damit ist klar: Anders als beim Bundesratssitz und beim Parteipräsidium übernimmt eine Frau das Fraktionspräsidium.
Das ist kein Zufall, ist Politologe Oliver Strijbis von der Franklin University Switzerland überzeugt. «Der Druck war sehr gross und die Partei hat ja auch explizit gewünscht, dass Frauen kandidieren», sagt er gegenüber Nau.ch.
Auch der Druck auf die Frauen selbst sei gross gewesen, da sie im Falle des Parteipräsidiums keine Kandidatur präsentiert haben.
Yvonne Bürgin von aussen betrachtet eher in der Favoritenrolle
Aus der Sicht von Strijbis sind sich beide Kandidatinnen ähnlich. Beide seien «eher dem liberalen Flügel der Partei zuzuordnen». Auch was die Erfahrung angeht, sind Bürgin und Bally vergleichbar. «Viel auf kantonaler Ebene, wenig auf nationaler Ebene», sagt der Politologe.
Letztlich werde es deshalb darauf hinauslaufen, wem das Amt innerhalb der Partei eher zugetraut werde. Auch die Frage, wer mehr Sympathien geniesst, dürfte eine Rolle spielen.
Das sei von aussen schwierig zu beurteilen, so Strijbis. «Frau Bürgin hat sich bisher etwas mehr exponiert und ihre Kandidatur früher bekannt gemacht. Daher dürfte sie von aussen betrachtet eher in der Favoritenrolle sein.»
In jedem Fall sieht Strijbis das Amt des Mitte-Fraktionschefs durchaus als einflussreich. Welche Themen man in den Fokus rücke oder wie die Parteileute im Parlament abstimmen, sei entscheidend. «Das Fraktionspräsidium der Mitte ist sehr wichtig, da Die Mitte ja oftmals das Zünglein an der Waage spielt.»
Fraktionschefin linker als Parteipräsident Bregy
Interessant dürfte auch das Zusammenspiel zwischen dem neuen Präsidenten Bregy und der neuen Fraktionschefin werden. «Es ist abzusehen, dass der Parteipräsident und die Fraktionspräsidentin nicht immer gleicher Meinung sein werden. Denn der Parteipräsident Bregy ist konservativer als Bürgin und Bally.»
Laut Strijbis spielt hier die Herkunft eine gewisse Rolle. Der «typische Mitte-Politiker aus dem Wallis» wie eben Bregy habe ein anderes Profil als Bürgin oder Bally.

Gut möglich, dass Bürgin und Bally eher versuchen werden, eine Allianz mit den linken Parteien zu schmieden. Was das im politischen Alltag heisst und wer sich bei allfälligen Differenzen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.
Die beiden Kandidaturen werden jetzt durch die Findungskommission unter der Leitung von Nationalrätin Regina Durrer-Knobel geprüft. Der Entscheid über die Bregy-Nachfolge fällt dann am 16. September anlässlich der Fraktionssitzung.