Die Wahl der Rösti-Nachfolge ist verschoben, der Fraktionschef probt den Alleingang. Nun brennt in der SVP der Baum.
SVP Thomas Aeschi Coronavirus
Magdalena Martullo-Blocher und ihr Fraktionschef Thomas Aeschi wollten die Session abbrechen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi scheitert mit seinem Antrag auf Sessionsabbruch klar.
  • Selbst die eigene Partei versagt ihm wegen schlechter Kommunikation die Unterstützung.
  • Das Corona-Virus beschäftigt die SVP auch bezüglich der Wahl eines neuen Präsidenten.

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi spricht zur Eröffnung der Sessionswoche am Montag-Corona-Klartext. «Viele von uns sind vielleicht bereits Virusträger, ohne dass sie es wissen», polterte der Zuger am Rednerpult. Deshalb stellt er der Ordnungsantrag, den Parlamentsbetrieb im Bundeshaus abzubrechen.

Thomas Aeschi SVP
Thomas Aeschi kommentiert seine Forderung nach Vertagung der Session aufgrund der Krise um das Coronavirus.(KEYSTONE/Alessandro della Valle) - keystone

Er bleibt damit allein auf weiter Flur. Nur 13 Nationalräte stimmen ihm zu, selbst der Grossteil seiner eigenen Fraktion fällt ihm in den Rücken. Das gibt auch am Tag danach zu reden in Bundesbern. Vor allem in der SVP selbst.

Aeschi informierte Parteikollegen nicht über Antrag

Mehrere Nationalräte begründen die öffentliche Desavouierung des eigenen Fraktionschefs mit dessen Kommunikationsstrategie. «Aeschi hat sich diese Idee im stillen Kämmerlein ausgedacht und niemanden in der Partei drüber informiert, sondern den Antrag den Medien zugehalten.»

Abstimmung Thomas Aeschi Session
Nur gerade 13 Parteikollegen stimmten für den Ordnugnsantrag von Thomas Aeschi. - parlament.ch

Gemäss Nau.ch-Informationen waren nicht mal seine Kollegen im Fraktionsvorstand informiert. Das kam in den eigenen Reihen gar nicht gut an. Auch inhaltlich stimmen ihm SVPler nicht zu. «Ich kann doch nicht meinen Mitarbeitern sagen, sie sollen zur Arbeit kommen und wir machen blau», so ein Fraktionsmitglied, das ein Unternehmen führt.

Aeschi schweigt, Präsi Suche bleibt schwierig

Aeschi selbst will sich am Dienstag nicht zu den Vorwürfen aus seiner eigenen Partei äussern. «Kein Kommentar», sagt er freundlich, aber bestimmt zu Nau.ch. Ob die Kommunikation des Chefs in der heutigen Fraktionssitzung ein Thema ist, bleibt vorerst unklar.

schweizerische Volkspartei
Wann findet die nächste DV der SVP statt? Und wer wird neuer Präsident? Diese Fragen treiben die Rechtspartei um. - keystone

Sicher ist: Auch sonst rüttelt das Coronavirus die SVP ordentlich durch. Denn die Delegiertenversammlung von Ende März in Basel ist bereits abgesagt. Damit fällt auch die Wahl der Nachfolge von Parteipräsident Albert Rösti ins Wasser.

Coronavirus beschäftigt SVP weiterhin

Diese hat bereits letzte Woche gegenüber Nau.ch klargemacht, dass eine längere Amtszeit für ihn nicht in Frage kommt. Deshalb steht die Sünneli-Partei vor einem Dilemma: Übernehmen die Vize um Magdalena Martullo-Blocher vor der Abstimmung über die Begrenzungsinitiative das Zepter?

Albert Rösti Magdalena Martullo
SVP-Chef Albert Rösti schliesst eine Verlängerung seiner Amtszeit aus. Sollte die Delegiertenverammlung abgesagt werden, könnte Magdalena Martullo-Blocher übernehmen. - Keystone

Oder versucht man, die Wahl so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen? Aktuell als mehr oder weniger interessierte Kandidaten gelten intern Alfred Heer, Werner Salzmann und Andreas Glarner.

Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass der innere Zirkel plötzlich einen Überraschungs-Kandidaten auffährt. So oder so dürfte das Coronavirus auch in der grössten Partei des Landes nicht nur wegen Martullos Maske weiter für heftige Diskussionen sorgen.

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