Die friedliche Konfliktregelung ist eine der grossen Stärken der Schweizer Demokratie. Eine Analyse von Politikwissenschaftler Claude Longchamp.
Claude Longchamp
Politologe Claude Longchamp schreibt vor den Wahlen im Herbst bei Nau über Stärken und Schwächen der Schweizer Demokratie. . - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Politik-Experte Claude Longchamp schreibt über Stärken und Schwächen der Demokratie.
  • Zum Auftakt der Serie erklärt er die friedliche Konfliktlösung zur Stärke der Schweiz.

«Der Krieg ist die blosse Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln», lehrte der preussische Generalmajor Carl von Clausewitz. Erlebt hatte er die Kriege Napoleons an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.

Auch die Schweiz durchlitt vor der Gründung des Bundesstaates 1848 zahlreiche Kriege. Bei vier davon standen Eidgenossen auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft anderen Eidgenossen gegenüber.

Eidgenossen
Welche Umstände machen die Schweizer dermassen stark? Und wo liegen deren Schwächen? - Keystone

Seither ging es nicht immer ohne Militär oder Polizei, um Konflikte zu regeln. Doch von weiteren Bürgerkriegen sind wir verschont geblieben.

Friedliche Konfliktregelung als grosse Stärke der Schweiz

Die friedliche Konfliktregelung ist ein der grossen Stärken der Schweiz. Nötig war es, die alten Herrschaften mit Landsgemeinde, Patriziaten und Zunftverfassungen in eine Bürgergesellschaft überzuführen und eine Demokratie zu entwickeln.

Der wirtschaftliche Aufschwung dank einem Binnenmarkt, verknüpft mit der Bewahrung regionaler und kantonaler, kultureller Eigenheiten haben viel dazu beigetragen.

Unsere Regierung, der Bundesrat, ist ein Kollektiv, das verschieden ausgerichtete, politische Parteien zur gemeinsamen Kooperation miteinbezieht.

Bundesrat
Bundesräte Alain Berset (SP), Ueli Maurer (SVP), Simonetta Sommaruga (SP), Guy Parmelin (SVP), Ignazio Cassis (FDP), Viola Amherd (CVP) und Karin Keller-Sutter (FDP) (v.l.n.r.) posieren nach der Ersatzwahl in den Bundesrat durch die Vereinigte Bundesversammlung am 05.12.18 im Bundeshaus in Bern. - Keystone

Unser Parlament muss bestrebt sein, eine breite Mitte zu integrieren. Ansonsten drohen Gewerkschaften, Gewerbeverbände oder Umweltorganisationen schnell einmal mit dem Referendum. Oder soziale Bewegungen lancieren eine Volksinitiative.

Keine Konkurrenz- sondern Konsensdemokratie

Wir sind keine Konkurrenzdemokratie nach amerikanischem Vorbild. Wir sind eine typische Konsensdemokratie. Nicht der Wettbewerb bei Wahlen ist das Wichtigste, sondern die Stabilität der politischen Verhältnisse.

Nicht alle teilen das immer: Die SVP streitet mit der SP und umgekehrt. Städtische und ländliche Gebiete wetteifern um Mehrheiten bei Abstimmungen. Frauen und Männer bekämpfen sich, wenn es um Bundesrats- oder Parlamentssitze geht.

Meist setzen sich pragmatische Meinungen durch, Fanatismus bleibt meist verpönt. Angesagt ist eben nicht mehr die Durchsetzung der Macht mit Gewalt, sondern die friedliche Regelung von Konflikten.

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«Stärken und Schwächen der Schweizer Demokratie»

Im Rahmen dieser Serie schreibt der Politikwissenschaftler und Historiker Claude Longchamp Beiträge zu den Stärken und Schwächen der Schweizer Demokratie. Die Texte erscheinen jeweils am Sonntag.

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