Nach der Wahl der neuen Bundesräte Rösti und Baume-Schneider ist man bei der SP zufrieden – ausser in Basel – und Hans-Ueli Vogt vorsichtiger als zuvor.
Interview mit Hans Stöckli (SP) zu den Bundesratswahlen. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bundesratswahl lässt niemanden im Bundeshaus gleichgültig zurück.
  • Die SP sieht im knappen Wahlergebnis ein Qualitätsmerkmal ihre Frauen-Tickets.
  • Hans-Ueli Vogt lässt sich diesmal alle Türen für seine politische Zukunft offen.

Die Nachfolger von Simonetta Sommaruga (SP) und Ueli Maurer (SVP) sind gewählt: Elisabeth Baume-Schneider und Albert Rösti setzten sich am Mittwochmorgen durch. Die Wahl des Berners stand bereits nach dem ersten Wahlgang fest. Der überraschende Sieg der Jurassierin zeichnete sich auch bereits im ersten Durchlauf ab, kam aber erst nach dem dritten Wahlgang und mit dem punktgenauen Mehr von 123 Stimmen zustande.

Hans Stöckli (SP): Überrascht von schlechter Vorbereitung der Zürcher SVP

Der erfahrene SP-Ständerat Hans Stöckli kommentiert den sehr schnellen ersten Wahlgang zugunsten von Albert Rösti. Man habe die Kandidatur von Hans-Ueli Vogt sehr ernst genommen.

«Für mich war es ein bisschen überraschend, dass die Zürcher auf den Rücktritt von Ueli Maurer nicht besser vorbereitet waren.» In Bern hingegen habe man dies mit der Doppelkandidatur Rösti-Salzmann geschickt ausgenutzt. «Jetzt ist es halt wie erwartet gekommen: Rösti hat es bereits im ersten Wahlgang geschafft.»

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Hans Stöckli, SP-Ständerat für den Kanton Bern und Präsident von «Kinder ohne Tabak». - zVg

«Ich habe früh gemerkt, dass Rösti grosse Ambitionen hat. Er hat auch Vorbilder, wie etwa Bundesrat Ogi», kommentiert Stöckli, der den neuen Bundesrat seit Jahrzehnten kennt. Bei solchen Vorbildern liege der Folgeschluss nahe, welches Ziel angepeilt werde. «Ich gratuliere Albert Rösti zu seiner verdienten Wahl und bin überzeugt, dass er ein guter Bundesrat werden wird.»

Hans-Ueli Vogt lässt seine politische Zukunft diesmal offen

Der unterlegene Hans-Ueli Vogt sagte schon bei seinem Rücktritt aus dem Parlament, er habe genug von der Politik. «Ich werde mich hüten, jemals wieder in meinem Leben etwa über meine künftigen politischen Pläne zu sagen», antwortet Vogt schmunzelnd auf die Frage, wie es für ihn nun weitergehe. «Ich bin offen für alles, was die Zukunft bringt: persönlich, beruflich, politisch.»

Das Interview mit Hans-Ueli Vogt - Nau.ch

Auch nach der Wahl sei er vor allem stolz darauf, angetreten zu sein. Ob das klare Ergebnis eher gegen ihn oder für seinen Rivalen spreche, spielt für Vogt keine Rolle. Er gratuliert Albert Rösti zu seiner Wahl und ist überzeugt, dass er ein sehr guter Bundesrat wird.

Man sei nun bezüglich Sprachregionen und Stadt-Land-Konflikt in ein Ungleichgewicht geraten. «Ich bin aber überzeugt, dass die sieben Bundesräte die Interessen vom ganzen Land wahrnehmen. Sie wissen, dass 80 Prozent der Menschen in Städten und Agglomerationen leben» so Vogt weiter.

Eva Herzog: «Ergebnis zeichnete sich nach zweitem Wahlgang ab»

Ebenfalls auf der Verliererseite steht Eva Herzog bei der SP. «Das Ergebnis hat sich nach dem zweiten Wahlgang bereits abgezeichnet, daher habe ich mich darauf eingestellt», kommentiert sie die Wahl. «Ich gratuliere der Elisabeth zu dieser Wahl, sie wird eine ausgezeichnete Bundesrätin sein.»

Eva Herzog im Interview - Nau.ch

«Ich war immer vorsichtig und habe immer gewusst, dass es so oder anders kommen kann», sagte Herzog zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ich glaube, ich und alle, die mich unterstützt haben, haben gemacht, was wir konnten. Das ist das gute Gefühl, das ich habe.»

Sie sei dann enttäuscht oder ärgere sich dann, wenn sie das Gefühl habe, dass sie etwas besser hätte machen können. «Das war nicht der Fall», sagte Herzog.

SP-Co-Präsidentin Meyer sieht knappes Ergebnis als Lob für Zweier-Ticket

Die Entscheidung für Elisabeth Baume-Schneider und Eva Herzog sei bereits in der Fraktion sehr knapp gewesen – so wie jetzt auch in der Bundesversammlung. «Das zeigt, dass die SP mit diesem Zweier-Frauen-Ticket zwei wirklich kompetente und qualifizierte Frauen ins Rennen geschickt hat», sagt Co-Präsidentin Mattea Meyer zu Nau.ch.

Das Interview mit Mattea Meyer - Nau.ch

Die Frage nach der Zugehörigkeit in die Romandie oder Nordwestschweiz wischt sie weg: «Klar ist sie die erste Bundesrätin aus dem Kanton Jura. Aber, wie die restlichen sechs Mitglieder – ist sie auch eine Bundesrätin für die ganze Schweiz.»

FDP sieht lateinische Mehrheit im Bundesrat als «Übergangszeit»

Für die FDP soll die mit der Wahl von Elisabeth Baume-Schneider entstehende Mehrheit der lateinischen Schweiz im Bundesrat nur «eine kurze Übergangszeit» sein. Die FDP-Fraktion erinnerte daran, dass die Bundesverfassung eine gerechte Verteilung der Sitze im Bundesrat auf die verschiedenen Regionen und Sprachgemeinschaften verlangt.

Sind Sie mit der Wahl der neuen Bundesräte zufrieden?

Gleichzeitig gratulierte die FDP in ihrer Mitteilung vom Mittwoch den beiden gewählten Bundesräten zu ihrer Wahl. Der Bundesrat umfasse nun zwei neue Politiker mit langjähriger Erfahrung. Die FDP dankte den beiden abtretenden Bundesräten für ihr Engagement für die Schweiz.

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