Der Bund hat die Schweizer Bevölkerung zum Stromsparen aufgerufen. Ob der Appell Wirkung zeigt, ist unklar. Die aktuellsten Daten zum Verbrauch sind vom Mai.
Simonetta Sommaruga
Energieministerin Simonetta Sommaruga an einer Medienkonferenz, 6. September 2022. Der Bund hat eine Kampagne zum Stromsparen lanciert. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem halben Monat rief der Bund die Bevölkerung dazu auf, Energie zu sparen.
  • Eine Zwischenbilanz lässt sich aber nicht ziehen, denn der Bund hat die Daten noch nicht.
  • Dabei lesen die Netzbetreiber die Zahlen mindestens einmal am Tag ab.

In der Schweiz ist angesichts der drohenden Strommangellage im Winter Energiesparen angesagt. Ende August lancierte der Bund eine neue Kampagne, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die Stromspar-Tipps reichen von Stromleisten-Abstellen bis Deckel-auf-dem-Kochtopf-Lassen.

«Jede Kilowattstunde einsparen zählt. Ab sofort», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Es drohen Verbote, sollte der Appell keine Wirkung zeigen.

Doch ist die Botschaft bei den Schweizerinnen und Schweizern angekommen? Wie viel Strom wurde in dem halben Monat, der seither vergangen ist, tatsächlich eingespart?

Bund kennt nicht mal Stromverbrauch vom Juni

Die Antwort darauf ist ernüchternd. Denn: Der Bund weiss schlicht nicht, wie viel Strom und Gas die Schweiz zurzeit verbraucht, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Somit lässt sich noch nicht sagen, ob Herr und Frau Schweizer bereits fleissig Strom sparen.

Dabei wäre es theoretisch möglich, die Verbrauchsdaten tagesaktuell zentral zu erfassen.

energie
Die Bevölkerung wurde zum Energiesparen aufgerufen.
Energie sparen Kochen
Zum Energie sparen empfiehlt der Bund etwa, Wasser im Wasserkocher anstatt auf dem Herd zu kochen.
gas
Aufgrund des Gasmangels infolge des Ukraine-Kriegs droht in Europa eine Strommangellage im Winter. (Symbolbild)
strom
Experten halten eine Strommangellage in der Schweiz für plausibel.
Energiekrise in der Schweiz.
Eine Möglichkeit zum Stromsparen in der Energiekrise: Steckerleisten abstellen.

Die Netzbetreiber in der Schweiz lesen die wichtigsten Verbrauchsdaten nämlich mindestens einmal am Tag ab. Bis diese zum Bund gelangen, vergehen jedoch mehrere Monate.

Denn frühestens am zehnten Arbeitstag des Folgemonats leitet die Strombranche die Zahlen an die nationale Netzgesellschaft Swissgrid weiter. Diese teilt die Daten anschliessend dem Bundesamt für Energie (BfE) mit.

Energiesparkampagne Bund
Bundesrätin Simonetta Sommaruga (M) lanciert an der Seite von Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Bundesrat Guy Parmelin, Roberto Schmidt, Präsident der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK), Monika Rühl, Vorsitzende Economiesuisse und Vizekanzler Andre Simonazzi, Bundesratssprecher (l-r), die Energiesparkampagne für den kommenden Winter. - keystone

Dies nimmt einige Zeit in Anspruch. Aktuell liegen nicht mal die Stromverbrauchsdaten vom Juni vor. Ganz zu schweigen vom Juli und August. Die aktuellsten Daten des BfE weisen den Stromverbrauch im Mai aus.

Gas-Daten werden nur einmal jährlich übermittelt

Ähnlich sieht es bei Gasverbrauch aus – hier ist die Situation allerdings noch prekärer. Entsprechende Daten erhält der Bund nur einmal im Jahr. Das ist auf einen verzögerten Datentransfer und einen Rückstand bei der Digitalisierung zurückzuführen, so die Zeitung.

Sparen Sie jetzt Strom?

Nicht nur der Bund – auch die Stromkonzerne selber machen gegenüber dem «Sonntagsblick» keine Angaben zum aktuellen Energieverbrauch. Stattdessen verweisen Alpiq und Axpo zurück an den Bund.

Es gibt bezüglich der Daten zum Gas und Strom jedoch Aussicht auf Besserung: Beim Bund befindet sich aktuell ein Monitoring in Arbeit. Dieses soll Ende Jahr bereits in Betrieb sein.

Monitoring wird vorbereitet

Dank dieses Monitorings könnten kritische Tage oder Stunden im Voraus erkannt werden, so das BFE gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Die Bevölkerung und die Wirtschaft könne dann gezielt zum Stromsparen aufgerufen werden. Die Daten sollen der Öffentlichkeit «leicht verständlich» zur Verfügung gestellt werden. Dies ähnlich des Dashboards während der Corona-Pandemie mit der Übersicht über Ansteckungen, Spitaleinweisungen und Todesfälle.

In Zukunft soll der Stromverbrauch automatisch erfasst werden. Seit dem 1. Januar 2018 ist die Einführung der sogenannten Smart Meter gesetzlich vorgeschrieben.

Mit diesen muss der Stromverbrauch nicht mehr von Hand abgelesen werden. Bis 2027 soll die Abdeckung mit intelligenten Stromzählern 80 Prozent betragen. Heute liegt diese gemäss BFE noch unter 30 Prozent.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DigitalisierungGuy ParmelinSwissgridEnergieCoronavirusAlpiqDatenSmartAxpo