Am Freitag wurde in Balerna TI ein neues Bundesasylzentrum in Anwesenheit der Staatssekretärin für Migration, Christine Schraner Burgener, eröffnet.
Der Bund rechnet laut Migrations-Staatssekretärin Christine Schraner Burgener dieses Jahr mit 27'000 Asylsuchenden. «Bei den Ukrainerinnen und Ukrainern hat sich die Zahl neuer Schutzsuchender bei knapp 500 pro Woche eingependelt.» (Archivbild)
Staatssekretärin für Migration, Christine Schraner Burgener. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Im Beisein der Staatssekretärin für Migration, Christine Schraner Burgener, ist am Freitag in Balerna TI ein neues Bundesasylzentrum eröffnet worden. Es bietet Platz für maximal 350 Personen und ersetzt zwei provisorische Unterkünfte in der Südschweiz. Dieses Zentrum bedeute einen Neuanfang, sagte Micaela Crippa, Leiterin der Asylregion Tessin und Zentralschweiz, beim Bundesamt für Migration (SEM). Die letzten «vier langen Jahre» seien voller Herausforderungen für das Personal der beiden bisherigen vorübergehenden Asylzentren gewesen.

Die auf Ende Jahr abtretende SEM-Chefin Schraner Burgener betonte, dass die Herausforderungen gross blieben. Für das laufende Jahr rechnet das SEM mit 30'000 Asylgesuchen. Bundesasylzentren lösten in allen Regionen Ängste und Befüchtungen aus, fuhr Schraner Burgener fort. Diese müssten ernstgenommen werden.

«Wirksam» gegen straffällige Asylsuchende vorgehen

Die Zusammenarbeit mit den Behörden im Tessin intensiviert worden. Und man wolle «wirksam» gegen Asylsuchende vorgehen, die Straftaten begehen. Auf die Frage, weshalb die Zentralschweiz, die zusammen mit dem Tessin eine Asylregion bildet und zusammen 690 Betten stellen muss, nicht mehr Plätez zur Verfügung stellt, verwies Schraner Burgener auf die schwierige Suche.

14 Jahre lang habe man eine Gemeinde für ein neues Asylzentrum gesucht und sei nun im Kanton Schwyz fündig geworden. Jedoch dauere es noch mindestens sechs Jahre, bis das neue Bundesasylzentrum fertiggestellt sei. Grund sei der Widerstand gegen das neue Asylzentrum, sagte Schraner Burgener weiter. Der Bund wolle nicht «gegen den Willen des Kantons und der Gemeinde» ein Zentrum bauen.

Nun müsse man noch «die Bevölkerung mitnehmen». Es sei jedoch klar, dass die Verantwortung zwischen der Zentral- und der Südschweiz geteilt werden müsse, erklärte die Staatssekretärin für Migration. Die weiterhin temporäre Nutzung einer Infrastruktur in Glaubenberg solle in der Zwischenzeit das Tessin entlasten.

Norman Gobbi: «Das Asylproblem in die Hand» nehmen

Der Tessiner Polizei- und Justizdirektor Norman Gobbi forderte den Bund auf, «das Asylproblem in die Hand» zu nehmen. Niemand wolle diese Art von Infrastruktur auf dem eigenen Kantonsgebiet haben, aber auch andere Kantone müssten ihre Verantwortung wahrnehnen. Nur weil es zum Tessiner Verständnis gehöre, ein «Durchgangsgebiet» zu sein, könnten nicht hier alle Probleme gelöst werden.

Der Gemeindepräsident von Balerna, Luca Pagani, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass das neue Asylzentrum zu einem «wirklichen Empfangszentrum» werde. Es sei wichtig, die Flüchtlinge «korrekt» aufzunehmen und ab einer bestimmten Anzahl Personen werde dies unmöglich. Die Gemeinden Chiasso, Balerna und Novazzano hatten im vergangenen Jahr über vermehrte Ausschreitungen im öffentlichen Raum geklagt. Dass die Asylsuchenden nun mehr gemeinnützige Arbeit verrichten dürfen, sei in den Standortgemeinden gut angekommen, sagte Pagani weiter.

Bundesasylzentrum auf Grenzgebiet der Gemeinden Balerna und Novazzano

Das neue Bundesasylzentrum befindet sich auf dem Grenzgebiet der Gemeinden Balerna und Novazzano. Es bietet Platz für maximal 350 Personen, jedoch würde diese Auslastung vorerst nicht erreicht, erklärte der Verantwortliche für Unterkünfte in der Asylregion Zentralschweiz und Tessin, Jimmy Ferro, auf einem Rundgang mit den Medien. Konkret zögen am 3. Juni 200 Personen in die neuen Räumlichkeiten ein.

Neu dürfen auch im Tessin Asylbewerber in Küche, Waschküche und Aussenbereichen mithelfen, erklärte Ferro weiter. Es sei wichtig, dass sich die Flüchtlinge nützlich fühlten. Und gerade das Thema «Essen» sei entscheidend für das Wohlbefinden.

Der Kanton Tessin ist ein Hotspot der Schweizer Asylpolitik. Im vergangenen Jahr hatten kantonale und lokale Behörden wiederholt Kritik geübt und bessere Sicherheitsvorkehrungen gefordert. Justizminister Beat Jans versprach bei einem Besuch im Februar diverse konkrete Verbesserungen. So unter anderem die Ausweitung des sogenannten 24-Stunden-Verfahrens.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AsylbewerberBeat JansMigration