«Langweilig, aber gut» lautet der Kampfschrei der BDP für die Wahlen 2019. Parteipräsident Martin Landolt erklärt, warum «langweilig» eine Stärke ist.
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Martin Landolt sitzt für die BDP im Nationalrat und präsidiert die Partei. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die BDP kämpft gegen den Abstieg. «Langweilig, aber gut» lautet der Wahlkampf-Slogan.
  • Parteipräsident Martin Landolt findet, dass die BDP weiterhin unverzichtbar ist.
  • «Langweilig» bedeutet für ihn unspektakuläre, lösungsorientierte Sachpolitik.

Nau.ch: Herr Landolt, Sie haben sich lange dagegen gewehrt, langweilig zu sein – jetzt wollen Sie genau das. Warum?

Martin Landolt: Oh, ich kann Sie beruhigen. Ich bin nach wie vor nicht langweilig. Und das Gleiche gilt für die BDP. Mit «Langweilig, aber gut» beschreiben wir die nüchterne und vernünftige Sachpolitik, für die wir stehen.

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Die BDP versteht sich als bürgerliche Fortschritts-Partei – aber nicht nur. - Keystone

Nau.ch: Wie sind die Reaktionen auf Ihren Wahlkampf-Slogan «Langweilig, aber gut» bisher ausgefallen?

Martin Landolt: Ein derart mutiger Claim hat selbstverständlich nicht den Anspruch, allen zu gefallen. Aber die Reaktionen sind intern und extern derart gut, wie ich es in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt hätte.

Nau.ch: Was meinen Sie denn genau mit «langweilig»?

Martin Landolt: Die BDP steht für eine vernünftige und lösungsorientierte Sachpolitik, die unspektakulär ist und sich nicht für Stimmungsmache und Schlagzeilen eignet. Was wir tun, ist langweilig, aber gut. Und genau dies wollen wir den Menschen in diesem Land auf höchst ehrliche Weise präsentieren.

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Martin Landolt ist sicher, dass die BDP nicht abgeschrieben werden sollte. - Keystone

Nau.ch: Sie sind seit dem Rücktritt von Eveline Widmer-Schlumpf keine Bundesrats-Partei mehr, stehen aber immer noch häufig auf der Linie der Regierung. Sind Sie heute verzichtbar?

Martin Landolt: Wir sind auch fast immer auf der Linie der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Das soll verzichtbar sein?

Wir sind dann verzichtbar, wenn die Menschen in diesem Land nur noch Polit-Show-Business wollen. Wer hingegen Vernunft, Sachlichkeit, Lösungen und Kompromisse vermisst, der sollte uns unbedingt stärken. Das mag langweilig tönen, aber es ist gut.

Nau.ch: Die BDP hat in den Kantonalen Parlamenten seit 2015 über 20 Sitze verloren, in den Kantonsregierungen hat sie noch drei Mandate. Was ist das Ziel der BDP für die Wahlen im Herbst?

Martin Landolt: Wir werden unsere sieben Nationalratssitze und den Berner Ständeratssitz verteidigen.

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Martin Landolt: «Natürlich gibt es Leute, die sagen, dass uns das Wasser bis zum Hals steht. Nun, dann sollten wir den Kopf erst recht nicht hängen lassen.» - Keystone

Nau.ch: Ihnen fehlen einfach prominente Köpfe? Ausserdem haben Sie keine Frauen – ausgenommen Nationalrätin Rosmarie Quadranti und die Berner Regierungsrätin Beatrice Simon?

Martin Landolt: Aber dafür besetzen die Frauen bei uns wichtige Funktionen. Und wissen Sie: BDPlerinnen und BPDler sind stille Schaffer, die keine schnellen, polemischen Lösungen in die Runde werfen, um damit die eigene Prominenz zu bewirtschaften. Das ist natürlich nicht wahnsinnig interessant und bestimmt kein Spektakel. Das ist sogar ziemlich langweilig, aber gut.

Nau.ch: Sie wollen den Klimaschutz stärker betonen, befürworten die Gletscher-Initiative. Springt die BDP auf Hypes auf?

Martin Landolt: Wir sind diejenige bürgerliche Partei, die seit ihrer Gründung ökologische Verantwortung wahrnimmt. Wir waren die erste bürgerliche Partei, die den geordneten Atomausstieg gefordert hat. Wir erbringen also seit zehn Jahren den Beweis, dass wir die klimapolitischen Herausforderungen nicht als «Hype» betrachten, sondern als absolut zentrale und ernsthafte Aufgabe.

Die Gletscher-Initiative unterstützen wir aus Überzeugung, weil sie machbare und akzeptierte Lösungen ermöglicht. Und wir tun das jetzt, weil sich diese Frage jetzt stellt – und nicht weil im Herbst Wahlen sind. Sie finden das langweilig? Aber gut!

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