Angst um den Akademiker-Job soll auch Väter treffen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Drei Viertel der Akademikerinnen befürchten Karriere-Folgen durch die Geburt eines Kindes. Ein Argument für mehr Vaterschaftsurlaub, heisst es bei der SP.

Min Li Marti SP
SP-Nationalrätin Min Li Marti spricht an der Seite von Fraktionspräsident Roger Nordmann, links, und SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi, rechts, während einer SP-Medienkonferenz über den 6-Punkte-Plan zur Gleichstellungspolitik, im Mai 2019 im Progr in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 75 Prozent der Akademikerinnen befürchten negative Folgen für ihren Job bei einer Geburt.
  • SP-Nationalrätin Min Li Marti sieht die Ursachen im System und in der Gesellschaft.
  • Mit mehr Vaterschaftsurlaub wären die Ängste auch auf die Väter verteilt.

Die Mehrheit der Frauen fürchten um ihren Job und ihre Karriere wegen der Geburt des ersten Kindes. Das zeigt eine Erhebung des Bundesamts für Statistik. Vor allem auf Frauen mit Uni- oder Fachhochschul-Abschluss treffe dies zu. Kein Wunder, sagt SP-Nationalrätin Min Li Marti: «Die Ängste beruhen ja auf Fakten.»

System-Fehler

Nicht überraschend ist die Angst vor dem Karriere-Killer Kind bei Männern weit weniger verbreitet. «Wenn es jemanden trifft, dann die Frauen – jede siebte Frau verliert ihren Job tatsächlich nach einer Geburt», sagt Marti.

Schuld daran haben quasi alle und niemand: «Das System und die Gesellschaft sind darauf ausgerichtet, dass die Mutter die Betreuungsaufgaben wahrnimmt», betont Marti. «Egal ob die Familie die Aufgaben so aufteilen will oder nicht.»

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Das Bundesamt für Statistik hat die Erhebung «Familien und Generationen 2018» präsentiert. - Nau

Dabei wäre Kinderbetreuung ja nichts, was einem Angst machen oder den Arbeitgeber zum Zweifeln bringen müsste. «Es müsste einfach eine Selbstverständlichkeit sein. Es gehört einfach dazu, bei Frauen und bei Männern.»

Und bei Akademikern, die bald einmal die Hälfte der Bevölkerung ausmachen sollen. Marti hat auch ein Rezept für mehr Selbstverständlichkeit: Den Vätern soll es nicht besser gehen.

«Geteilte Angst ist eine kleinere Angst»

Väter und Mütter müssten eben wirklich gleich behandelt werden, fordert Marti. «Das beginnt schon ganz am Anfang: Vaterschaftsurlaub beziehungsweise Elternurlaub, der die Bedingungen für beide Elternteile gleich macht.» Damit würden die Spiesse gleich lang, auch gegenüber dem Arbeitgeber: «Es soll für beide Elternteile dazugehören, dass sie nach einer Geburt familiäre Pflichten wahrnehmen.»

So hätten auch Väter ein bisschen Angst, dass sie nach 14 Wochen geburtsbedingter Abwesenheit im Job schlechter dastünden. Aber eben nur ein bisschen: «Geteilte Angst ist eine kleinere Angst», weiss Marti. Kleiner, aber dafür «für alle, statt für wenige».

Vaterschaftsurlaub
Ein Vater sitzt mit seiner fünf Monate alten Tochter auf einer Schaukel, aufgenommen am 21. September 2017 in Kilchberg. - Keystone

Akademikerinnen-Jobs besonders gefährdet

Eine Angst, die bei Familien mit niedrigeren Einkommen ja durchaus auch vorhanden sein könnte. Dass das dort weniger ein Thema sei, liege womöglich an der längeren Ausbildung und dem späteren Berufseinstieg. Auch sei es wohl tendenziell einfacher, Teilzeit zu arbeiten, wenn man nicht gerade Medizinerin oder Managerin sei.

Aber eigentlich sei es egal, ob es jetzt Akademikerinnen oder Frauen mit Lehrabschluss treffe. «Wenn die Strukturen dazu führen, dass ein Kinderwunsch Angst macht, muss man die Strukturen ändern.»

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