Cédric Wermuth kritisiert die Aussagen von Bundesrat Alain Berset zur Neutralität: Im Moment gebe es schlicht keine Perspektive für Verhandlungen mit Putin.
Alain Berset Bundespräsident
Bundespräsident Alain Berset spricht an der Frühlingssession der Eidgenössischen Räte, am 13. März in Bern. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegenüber der NZZ am Sonntag spricht sich Bundesrat Alain Berset für die Neutralität aus.
  • SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kritisiert: Er teile den Wunsch nach einem Ende des Kriegs.
  • Im Moment sehe er aber «schlicht keine Perspektive» für Verhandlungen mit Russland.
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Bundespräsident Alain Berset (SP) hat mit Aussagen zur Neutralität im Ukraine-Krieg Kritik aus der eigenen Partei auf sich gezogen. Die Regierung agiere wenig kohärent und verstecke sich hinter der Neutralität, sagte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth in einem Interview.

Cédric Wermuth Alain Berset
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth spricht am SP-Parteitag vom 25. Februar 2023. Er kritisiert die Aussagen von SP-Bundesrat Alain Berset zur Neutralität, - keystone

«Ich teile den Wunsch von Alain Berset nach einem Ende des Blutvergiessens, aber weder seine Analyse noch die Schlussfolgerungen». Der Aargauer Nationalrat gibt gegenüber der Online-Ausgabe der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag zu bedenken: «Im Moment gibt es schlicht keine Perspektive für Verhandlungen.»

«Kriegsrausch»: Heftige Kritik an Alain Berset im In- und Ausland

Cédric Wermuth ist überzeugt, dass Putin andere Ziele verfolge: Der russische Präsident sei das einzige Hindernis für Frieden in der Ukraine. Der Bundesrat sei «leider wenig kohärent», so Wermuth. Wenn er schon gegen die Wiederausfuhr von Munition sei, müsse er wenigstens bei den Sanktionen an der Spitze stehen. Gleiches gelte für den Rohstoffhandel, den Schuldenschnitt für die Ukraine und die humanitäre Hilfe.

Befürworten Sie die Wiederausfuhr von Schweizer Kriegsmaterial in die Ukraine?

Der Bundesrat verstecke sich aber überall hinter der Neutralität. Die SP-Parteispitze werde ihren Bundesräten diese Haltung sehr deutlich mitteilen, so Wermuth weiter. Am Sonntag hatte sich der Bundespräsident in einem Interview gegen die Wiederausfuhr von Schweizer Kriegsmaterial ausgesprochen. Ferner spüre er einen «Kriegsrausch in gewissen Kreisen» und zeigte sich offen für Verhandlungen mit Russland.

Die Aussagen brachten Berset im In- und Ausland teils heftige Kritik ein. Aus allen Parteien, mit Ausnahme der SVP, setzte es Schelte ab. Mit den Aussagen stelle sich die Schweiz in dem Konflikt auf die Seite Russlands.

Der frühere estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves holte auf Twitter gegen den Bundespräsidenten aus. Alain Berset sei ein Name, den alle zu lernen hätten. Man solle ihn zu einem Synonym dafür machen, dass man «bis zur völligen Absurdität hinabsteige», um das Unhaltbare zu verteidigen.

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