Alain Berset: Autor Mörgeli über Erpressungs-Affäre
Das Wichtigste in Kürze
- Alain Berset wurde Ende 2019 Opfer eines Erpressungsversuchs.
- Publik gemacht hat diese Tatsache alt SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli.
- Der heutige Weltwoche-Journalist sieht nicht nur Berset, sondern auch die Frau als Opfer.
Als hätte Bundesrat Alain Berset (SP) mit dem Management der Corona-Pandemie nicht schon genug zu tun: Am Wochenende macht die «Weltwoche» eine unschöne Geschichte publik.
Der Gesundheitsminister wurde Ende 2019 von jemandem erpresst. Das geht aus einem Strafbefehl der Bundesanwaltschaft hervor, der Nau.ch vorliegt. Das Dokument bestätigt, dass wohl eine Frau drohte, Konversationen und Fotos in Umlauf zu bringen. Dem Vernehmen nach tat sie dies auf Englisch.
An die Öffentlichkeit gebracht hat diese Umstände niemand geringeres als der frühere SVP-Programmchef Christoph Mörgeli. Dieser arbeitet seit seiner Nicht-Wiederwahl in den Nationalrat vor einigen Jahren für die «Weltwoche» seines Parteikollegen Roger Köppel.
Christoph Mörgeli: «Wagenburg um Alain Berset»
In den sozialen Medien mutmassen viele, dass er mit der Publikation der unappetitlichen Geschichte Parteipolitik verfolge. Dem widerspricht Mörgeli im Gespräch mit Nau.ch vehement. «Selbstverständlich hält man mir meine politische Vergangenheit vor», sagt er. Doch: «Ich bin heute nur noch Journalist», sagt Mörgeli kategorisch.
Und doch fällt auch ihm auf: «Publiziere ich etwas, haben Nicht-SVPler gleich den Verdacht, ich würde mit meinen Recherchen politische Absichten verfolgen.» Seiner Ansicht nach gehe es hier allerdings nicht um eine rein private Angelegenheit.
Sondern «um fragwürdiges Verhalten eines Bundesrats, das ihn erpressbar macht.» Auf Details des Falls will Mörgeli nicht eingehen. Er sagt bloss: «Es ist erstaunlich, wie grosse Teile von Politik und Medien reflexartig eine Wagenburg um Bundesrat Berset aufbauen.»
Berset-Sprecher: «Unwahre Behauptungen»
Es sei zwar nicht an ihm, politische Konsequenzen zu fordern. Ihn erstaune aber, dass es kaum jemand für möglich halte, «dass auch die Frau Opfer ist und nicht nur der Innenminister.»
Fakt ist: Die Fakten, welche Mörgeli rapportiert hat, decken sich mit dem Inhalt des sechs-seitigen Strafbefehls. Allerdings ist es gerade in der Schweiz unüblich, dass über Privatangelegenheiten von Regierungsmitgliedern berichtet wird.
Alain Bersets Sprecher sagt denn auch, dass im Erpressungsversuch «unwahre und ehrverletzende Behauptungen» über dessen Privatleben enthalten gewesen seien. Es gebe auch keine verfänglichen Fotos.
Aufsichtsbehörde eröffnet Untersuchung
Die Frau habe auch Behauptungen wieder zurückgezogen. Beide involvierten Parteien wollten nicht, dass die Geschichte publik wird. Die Bundesanwaltschaft hat die Daten sichergestellt, bevor sie diese von den Datenträgern der Täterschaft gelöscht hat.
Um was für Daten es sich dabei handelt, ist unklar – und das dürfte auch so bleiben. Bersets Informationschef Peter Lauener hielt bereits am Samstag fest: «Bundesrat Berset ist nicht erpressbar. Als Bundesrat ist er leider immer wieder Opfer von strafbaren Handlungen.»
Christoph Mörgeli sieht das anders. «Harmlos ist dieser Fall keineswegs, weil Bundesrat Berset in seiner Amtsführung beeinträchtigt ist.» Weiter will sich der Journalist und Ex-Politiker aktuell nicht äussern.
Sicher ist: Alain Berset selbst hat sich bis anhin nicht zu der Geschichte geäussert. Derweil verteidigen ihn Politiker und gehen nicht davon aus, dass er in seinem Amt eingeschränkt sei. Jedoch wurde am Montag publik, dass die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft die Vorfälle untersuchen will.