Gewalt kommt nicht nur von Männern und Migranten, sondern meist von Alkoholisierten. Jetzt heisst es auch bei der SP: Es braucht mehr Polizei auf den Strassen.
Min Li Marti
SP-Nationalrätin Min Li Marti während einer Debatte im Nationalratssaal 2015. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alkohol als Faktor bei Gewalttaten wird zu wenig ernst genommen, sagen Politikerinnen.
  • Verbote werden aber abgelehnt.
  • SP-Nationalrätin Min Li Marti fordert mehr Polizeipräsenz zur Abschreckung.

Problem erkannt, Lösung «nicht ganz so einfach»: Den Faktor Alkohol bei Gewalt im öffentlichen Raum muss man ernst nehmen, sagen Politiker von links bis rechts. Auch wenn die einen eher die Migranten, andere eher die Männer als Hauptschuldige sehen: Alkohol ist bei den meisten Gewalttaten mit im Spiel. Das sieht auch SP-Nationalrätin Min Li Marti so: «Alkohol spielt eine relativ grosse Rolle.» Aber aus kulturellen Gründen werde dies eher verdrängt. «Die Ausländerfrage tönt halt nach einer einfacheren Lösung. Alkohol verbieten will wohl kaum jemand.»

Ruf nach mehr Polizei

Alkoholverbote will heute kaum jemand mehr fordern, zu klein sind die politischen Chancen. Das hat auch EVP-Präsidentin Marianne Streiff eingesehen. Sie setzt auf klassische Prävention à la «Trinken ist nicht cool». Auf Asylsuchende abgestimmte Massnahmen, wie sie SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler vorschlägt, lehnt sie ab: «Prävention muss unabhängig sein von der Kultur. Anders ist es beim Frauenbild: Das muss man bei gewissen Kulturen spezifischer angehen.»

Verbote will auch Marti nicht, denn: «Es gibt sehr viele Leute, die Alkohol trinken und nicht gewalttätig werden.» Ihre Lösung ist deshalb eine Art Wink mit dem Zaunpfahl. «Das beste Mittel ist Polizeipräsenz. Da reissen sich die Leute eher zusammen. Das ist bedauerlich, aber halt nötig.»

Marianne Streiff
Evangelische Volkspartei: Das offizielle Parlaments-Porträt der ehemaligen EVP-Präsidentin Marianne Streiff. - parlament.ch

Alkohol ernst nehmen

Beide Politikerinnen bestätigen: Vor lauter Männern und Migranten, Geschlechterkampf und unterstellter Ausländerfeindlichkeit wird der Faktor Alkohol etwas stiefmütterlich behandelt. «Alkohol wird generell zu wenig ernst genommen als Ursache von Problemen, beispielsweise bei häuslicher Gewalt», sagt Streiff.

Für den mangelnden Ernst hat Marti aber auch Verständnis: «Alkohol ist halt ein Teil unserer Kultur. Die meisten trinken das selber und haben in der Regel kein Problem. So haben sie das Gefühl, das ist kein Faktor.» So lange es denn nur beim Gefühl bleibt… Denn, warnt Streiff: «Übergriffe dürfen nicht als Kavaliersdelikte durchgehen. Alkohol darf keine Ausrede sein für Gewalt.»

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