Seit fast neun Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien. Mittendrin: Abu Malik al-Schami. Irgendwann hat er gemerkt, dass er gut malen kann.
Nicht ohne Hoffnung: Abu Malik Al-Shami bemalt die Wände zerstörter Gebäude. Foto: Anas Alkharboutli/dpa
Nicht ohne Hoffnung: Abu Malik Al-Shami bemalt die Wände zerstörter Gebäude. Foto: Anas Alkharboutli/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Anfang war Abu Malik al-Schami ein Rebellenkämpfer, der gegen die syrischen Regierungstruppen zu den Waffen griff.

Aber nicht deswegen wurde er international bekannt - sondern wegen seiner Kunst, mit der er Wände zerstörter Häuser bemalt.

Abu Malik hat so einen Weg gefunden, der Welt zu zeigen, wie er den Bürgerkrieg sieht, der seit fast neun Jahren in seinem Heimatland tobt. Das Ausland, sagt er, habe oft ein falsches Bild von dem Konflikt. So machte er sich einen Namen als «Banksy Syriens», wie ihn die BBC nannte. Mittlerweile gibt es in dem Bürgerkriegsland sogar so etwas wie eine kleine «Graffiti-Bewegung».

Als im März 2011 die Demonstrationen gegen die Regierung ausbrachen, schloss sich Abu Malik den Protesten an. Zwei Jahre später ging er als Kämpfer in den Ort Daraja, südwestlich von der Hauptstadt Damaskus gelegen, damals hart umkämpft. «Während der Belagerung habe ich gemerkt, dass ich gut zeichnen kann», erzählt er.

Irgendwann begann er, Wände zerstörter Häuser zu bemalen. Eines seiner ersten Motive zeigt ein Mädchen, dass einem Soldaten wie eine Lehrerin beibringt, was Liebe ist. Auf einem anderen Bild ist ebenfalls ein Mädchen zu sehen - es steht auf einem Berg von Totenköpfen und schreibt das Wort «Hope» (Hoffnung).

«Ich war ein Rebell wie jeder andere, der zur Demonstrationen ging und unser Land verteidigte», sagt der 25-Jährige. «Wir waren alle gleich und bereit, für unseren Land zu sterben. Nur durch das Malen habe ich gefühlt, dass ich anders bin. Malen war ein Werkzeug, das ich für die Revolution eingesetzt habe.»

Heute ist Daraja wieder in Hand der Regierung, Abu Malik floh 2016 nach Idlib im Nordwesten Syriens, die letzte grosse Rebellenhochburg des Landes. Dominiert wird sie von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Längere Zeit setzte er mit seiner Kunst aus. Die Umstände in Idlib seien schwierig, sagt Abu Malik, auch weil die Welt nur wenig an der Region interessiert sei. Und als Flüchtling muss er sehen, wie er durchs Leben kommt.

Trotzdem will er weitermachen, vor Kurzem hat er wieder angefangen zu malen. «Mein Ziel ist es, eine Stufe der Kunst zu erreichen, auf der ich meine Gefühle ausdrücken und der Welt zeigen kann, was wir hier in Idlib durchmachen», sagt Abu Malik. «Damit sie die Wahrheit sieht.» Sonst seien alle Opfer in dem Konflikt sinnlos gestorben. «Diese Verantwortung ist eine Pflicht.»

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