Nur etwa ein Jahr nach ihrem bisher letzten Album veröffentlichen Deep Purple schon das nächste. Mit «Turning To Crime» wagt sich die Band an die Werke anderer Künstler.
Die Chemie stimmt: Bassist Roger Glover (l-r), Sänger Ian Gillan und Schlagzeuger Ian Paice. Foto: Václav Šálek/CTK/dpa
Die Chemie stimmt: Bassist Roger Glover (l-r), Sänger Ian Gillan und Schlagzeuger Ian Paice. Foto: Václav Šálek/CTK/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für ihr neues Album sind die Bandmitglieder von Deep Purple zu Kriminellen geworden.

Zumindest sehen sie selbst das so - denn ihr Album «Turning To Crime» enthält ausschliesslich Cover.

«Es ist in gewisser Weise ein Verbrechen für Purple, Lieder zu covern. Wir stehlen die Lieder, dann spielen wir mit ihnen herum, und dann geben wir sie zurück», sagt Bassist Roger Glover im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Das Covern sei die einzige Möglichkeit für die Band gewesen, in Zeiten von Lockdown und Abstand an einem neuen Album zu arbeiten. «Du kannst versuchen, zuhause rumzusitzen und ein Purple-Lied zu schreiben - das wird nicht klappen», sagt Glover. Dazu brauche es eine Chemie, die nur entstehe, wenn die Band zusammen sei.

Ian Gillan: «Die Energie ist gut»

Die Lösung: Ein Album mit zwölf fremden Songs, nur rund ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres bislang letzten Albums «Whoosh!». «Es war eine Art Experiment, das funktioniert hat», sagt Glover. Auch Leadsänger Ian Gillan war zunächst skeptisch. «Wir hatten das vorher einfach noch nie gemacht», sagt er. «Es war aufregend, als ich die ersten Demos hörte. Wow, die Energie ist gut, einfach unglaublich.»

Die Energie und der Enthusiasmus der britischen Band, deren wohl bekanntester Hit «Smoke On The Water» aus den 1970er Jahren stammt, sind den Liedern auch dieses Mal anzuhören - zum Beispiel bei «Rockin' Pneumonia And The Boogie Woogie Flu». Die Interpretation von Deep Purple ist deutlich schneller als die Version von Huey «Piano» Smith.

Die unverkennbare Stimme von Leadsänger Gillan sticht in vielen Liedern hervor, vor allem beim Cover «Oh Well» von Fleetwood Mac, bei dem stellenweise nur Gesang und keine Instrumente zu hören sind. Kaum eines der Lieder kommt jedoch ohne die markanten Gitarren-Riffs der Band aus - der Stil von findet sich in allen wieder. «Purple ist keine Formel», sagt Glover. «Es ist menschliche Chemie», ergänzt Gillan. Sie hätten die Lieder lediglich «purplized».

Von Dylan bis Little Feat

Die zwölf ausgewählten Werke sind fast ausschliesslich von männlichen Künstlern, darunter Bob Dylan, Ray Charles, Cream, Love oder Little Feat. Die Lieder stammen aus den 50er, 60er und 70er Jahren, neuere Songs sind nicht vertreten. «Es gab den Vorschlag, dass wir auch Lieder der letzten 15 und 20 Jahre nehmen könnten. Aber es ist schwer, da irgendwas zu finden, was uns gefallen hat», begründet Glover die Auswahl. «Ich will nicht der alte Typ sein, der sich über neue Musik beschwert, aber sie ist scheisse.»

Auch wenn die 1968 gegründete Band schon mehrmals einzelne Versionen fremder Songs veröffentlicht hat - ein komplettes Cover-Album gab es bisher nicht. Es sei aber der einzige Weg gewesen, um herauszufinden, wie «das grossartige Zeug» geschrieben worden sei, sagt Glover. «Wenn du von einer Person klaust, ist das nicht wirklich gut. Wenn du von hundert Leuten klaust, bist du originell.»

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