The Texas Gentlemen: Stilmix mit Spassgarantie
Ein Stilmix so dreist, dass er schon wieder genial ist: The Texas Gentlemen klauen wie die Raben bei der amerikanischen und britischen Rockmusik der 60er/70er - das aber virtuos. «Floor It!!!» macht Riesenspass.

Das Wichtigste in Kürze
- Biederer Bandname, schauderhaftes Albumcover: The Texas Gentlemen tun zunächst mal alles dafür, dass man ihre Musik nicht unbedingt gern zur Kenntnis nimmt.
Lässt man sich dann aber doch auf «Floor It!!!» (New West/Pias/Rough Trade) ein, erlebt man eine dicke Überraschung.
Denn schon nach dem instrumental hereinstolpernden Opener «Veal Cutlass», der klingt wie direkt aus einem Comicfilm-Soundtrack entnommen, geht die Southern-Rock-Post ordentlich ab. «Bare Maximum» ist drei Minuten purer Spass wie auf frühen Allman-Brothers-Platten, mit einer herzhaften Funky-Gitarre, quirligen Bassläufen und fettem Gebläse.
Mit «Ain't Nothing New» beweisen die texanischen Gentlemänner dann erstmals auch Gesangsqualitäten und wildern virtuos im Jazz-Funk-Revier von Steely Dan circa «The Royal Scam» (1976) herum. «Train To Avesta» ist eine Art Midtempo-Ballade à la Leon Russell, die mehrfach die Richtung wechselt und - von Streichern und Klimper-Piano ausgepolstert - doch immer wieder freundlich ins Ohr flutscht.
«Last Call» bietet sechs Minuten puren, verspielten Art-Pop inklusive Dylan-Zitat im Beatles- oder 10cc-Modus. Mit fünf Songs ist jetzt noch nicht einmal die Hälfte dieses fabelhaften Albums 'rum. Und der flotte Ritt durch Sixties-Pop, Seventies-Prog, Soul, Jazz und Funk, Südstaaten-Boogie und Country-Gospel wie bei Little Feat oder The Band - er geht immer weiter. Es bleibt bis zum 13. Track (der sich zu guter Letzt noch beim Glam von T. Rex bedient) so gut - versprochen!
Produziert und aufgenommen wurden The Texas Gentlemen - im Kern Nik Lee, Daniel Creamer, Ryan Ake, Scott Edgar Lee und Aaron Haynes - von Matt Pence (Jason Isbell, Midlake) in den legendären Fame Studios in Muscle Shoals/Alabama sowie - na klar! - in Texas. «Floor It!!!»" ist der Nachfolger des Debüts «TX Jelly» von 2017. Zunächst wollte diese geniale Stilmix-Truppe nur als Backingband auftreten - es wäre jammerschade gewesen, hätte man ihre eigenen Songs nicht gehört.