Sie sind um die 20 und haben ihre Väter bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 verloren: Sieben junge Frauen und Männer berichten, wie es ist, in einer 9/11-Familie aufgewachsen zu sein.
Das Team begleitete sieben Jugendliche, die 2001 noch vor ihrer Geburt den Vater verloren haben,. Foto: Arrow Pictures/ARTE/dpa
Das Team begleitete sieben Jugendliche, die 2001 noch vor ihrer Geburt den Vater verloren haben,. Foto: Arrow Pictures/ARTE/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • 20 Jahre sind vergangen, seit islamistischer Terror in den USA fast 3000 Menschen in den Tod gerissen hat.

Unter den Hinterbliebenen waren zahlreiche schwangere Ehefrauen.

Deren Kinder haben ihre Väter nicht kennengelernt und auch die Anschläge, bei denen diese ums Leben kamen, nicht erlebt. Dennoch prägen die Ereignisse dieses Septembertages das Leben der heute jungen Erwachsenen. Für die zweiteilige Dokumentation «Generation 9/11» gewähren sieben Kinder von Opfern Einblick in ihr Denken und Fühlen.

Trauer von Anfang an

Es ist eine aussergewöhnliche Perspektive, aus der die Regisseurin Liz Mermin auf 9/11 blickt: Luke, Dina, Ronald und Meghan eint ihr Schicksal. Sie sind in 9/11-Familien aufgewachsen und zeitlebens mit der Trauer um einen Mann konfrontiert, den sie nie trafen: ihren Vater. Vor der Kamera erzählen sie, wie sie von ihrer eigenen Geschichte erfuhren und welche Rolle ihr Vater für sie spielt.

Es vergehe kaum ein Tag, an dem sie nicht an ihren Vater denken, sagen sie. Dina erzählt mit Tränen in den Augen, dass sie ein schlechtes Gewissen habe, wenn sie einmal ein paar Tage nicht an ihn gedacht habe. Öffentliche Gedenkfeiern gehörten für 9/11-Kinder ebenso zum Alltag wie die Fragen anderer Menschen nach ihren Vätern.

Ausschnitte aus privaten Videoaufnahmen zeigen die Kinder bei fröhlichen Familienfesten, auch ihre Mütter, Grosseltern oder älteren Geschwister kommen zu Wort. Der Blick geht zudem in die Zukunft: Ronald macht eine medizinische Ausbildung, Luke will Soldat werden, Claudia studiert Jura.

Den Opfern ein Gesicht geben

Die Protagonisten reflektieren zugleich politische und soziale Entwicklungen in ihrem Heimatland: der Umgang mit Waffen etwa, der dazu führte, dass Probealarme für Amokläufe während ihrer Schulzeit Routine waren; der wachsende Rassismus und die «Black Lives Matter»-Bewegung; die Corona-Pandemie; die Präsidentschaft Trumps und der Sturm auf das Capitol in Washington Anfang dieses Jahres.

Dem Team um Liz Mermin ist eine sehenswerte Dokumentation gelungen, die einigen der Opfer des 11. September ein Gesicht gibt und nachspürt, wie deren Hinterbliebene das Trauma aufzuarbeiten versucht haben und ihr Leben neu ausgerichtet haben - und denen ihre toten Ehemänner und Söhne ein besonderes Geschenk hinterliessen: ein (Enkel-)Kind.

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