So hat der ESC in den vergangenen Monaten für Wind gesorgt
Der Eurovision Song Contest hat in den vergangenen Monaten bereits viele Diskussionen ausgelöst. Eine Zusammenfassung.

Vor dem ersten Halbfinal des Eurovision Song Contest (ESC) zeigt ein Blick zurück: Der grösste Musikwettbewerb der Welt hat in den vergangenen Monaten bereits viele Diskussionen ausgelöst.
ITALIENS AUSERKORENER WILL NICHT AN DEN ESC: Nicht jeder Künstler will an den ESC. So auch der italienische Liedermacher und Rapper Olly nicht. Im Februar gewann er das Musikfestival Sanremo. Damit wäre ihm auch der Weg zum ESC offen gewesen. Nach einigem Nachdenken entschied sich der 23-Jährige aber dagegen. Und so ist es nun Lucio Corsi, der Italien am ESC repräsentieren wird. Der Zweitplatzierte am Sanremo-Festival bringt seinen balladesken Popsong «Volevo Essere Un Duro» mit.
TOMMY CASH UND ITALIEN: Der estnische ESC-Act Tommy Cash vereint in seinem Beitrag «Espresso Macchiato» eingängigen, satirischen Pop mit einem surrealistischen Text.
Da der Rapper in seinem Song italienische Phrasen aneinanderreiht, diese teils eigentlich spanisch ausspricht, und ausserdem mit italienischen Klischees wie Kaffee und Mafia spielt, hat er in Italien für Aufruhr gesorgt: Die rechte Regierungspartei Lega und der Konsumentenschutzverband Codacons protestierten, wobei letzterer beim Europäischen Rundfunk (EBU) eine Beschwerde gegen den Song einreichte.
Mittlerweile war Cash in Italien mit Plakaten auf Stimmenfang. Und: Im März ging ein Video einer Gruppe süditalienischer Seniorinnen viral, die zu «Espresso Macchiato» tanzten, was ihm sicher auch Fans einbrachte. An der Eröffnungszeremonie am Sonntag prognostizierte Tommy Cash der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Zwölf Punkte aus Italien!»
ERIKA VIKMANS PERFORMANCE: Mitte März hiess es in finnischen Medien erst, die EBU habe ein Problem mit Erika Vikmans Auftritt. Die Künstlerin hatte sich im nationalen Vorentscheid mit ihrem absichtlich zweideutigen Titel «Ich komme» für den ESC qualifiziert. Der sexuell aufgeladene Popsong handelt von weiblicher Lust und Selbstbestimmung.
Gemäss Medienberichten sollte die Künstlerin ihre Performance, die eine laszive Einlage mit dem Mikrofonständer beinhaltet, und insbesondere ihr Outfit anpassen. Man wolle ihr Gesäss bedecken, liess sich Vikman in den Medien zitieren.
Der finnische Beitrag kam bei der Schweizer ESC-Künstlerin Zoë Më gut an. Anfang März bei der Bekanntgabe ihres Beitrages «Voyage», sagte die Freiburgerin gegenüber Keystone-SDA, Vikman gehöre zu ihren Favoriten: Dass ausgerechnet am 69. Eurovision Song Contest dieser sexuell konnotierte Song aufgeführt wird, finde sie sehr «entertaining».
Teilnehmende dürfen nur ihre Landesflagge präsentieren
MALTA MUSS EIN WORT ÄNDERN: Das Wort «Kant» bedeutet auf Maltesisch «Gesang». Für die maltesische ESC-Kandidatin Miriana Conte war es ein Wortspiel. Doch wegen der lautlichen Nähe zum englischen Schimpfwort «cunt» verlangte die EBU, der Titel müsse geändert werden. Nun heisst ihr Song «Serving».
PUTIN PLANT INTERVISION SONG CONTEST: Anfang Jahr unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret, das die Austragung des Musikwettbewerbs Intervision vorsieht. Bereits am 20. September soll der Intervision in Moskau stattfinden – als Gegenstück zum ESC. Den Wettbewerb gab es bereits während des Kalten Krieges in den 1960er- und 1970er-Jahren.
Er wurde vor allem unter Staaten der damaligen Sowjetunion ausgetragen. Seit 2022 ist Russland wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine von der Teilnahme am ESC ausgeschlossen.
NEUE FLAGGENREGELN: Neu dürfen die Teilnehmenden bei offiziellen Anlässen rund um den ESC nur ihre Landesflagge präsentieren. Regenbogenfahnen sind damit nicht erlaubt. Das Publikum allerdings darf in Basel mit allen Flaggen erscheinen, die nicht gegen das Schweizer Recht verstossen. Flaggen sorgten auch am ESC in Malmö für Diskussionen. Er war von heftigen politischen Debatten vor allem wegen des Vorgehens Israels im Gazastreifen begleitet.
ISRAEL AM ESC: Wie in Basel die Eröffnungszeremonie am Sonntag zeigte, wird dies wohl auch am diesjährigen ESC der Fall sein. Israel schickt mit Yuval Raphael eine Überlebende der Hamas-Terroranschläge auf Israel vom 7. Oktober 2023 in den Wettbewerb.
In einem offenen Brief haben Anfang Mai mehrere ehemalige ESC-Teilnehmende den Ausschluss des israelischen öffentlich-rechtlichen Senders KAN vom Wettbewerb gefordert, den sie als mitverantwortlich am Vorgehen in Gaza bezeichnen. Laut dem Brief werde durch die Teilnahme Musik zur «Weisswaschung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit» genutzt.
DAS RÄTSEL UM CÉLINE DION: Zur Schweiz und dem ESC, da gehöre Céline Dion einfach dazu, hiess es Anfang März seitens der Organisatoren des Musikwettbewerbs in Basel. Seit Wochen wird spekuliert, ob die Kanadierin nun wirklich in Basel auftreten wird.
Wie von den Co-Executive-Producern Moritz Stadler und Reto Peritz angekündigt, wird sich wohl erst wenige Tage vor dem ESC-Final zeigen, ob Dions gesundheitlicher Zustand einen Auftritt erlaubt.