Er war «16 (und sie 31)», ist «über sieben Brücken» gegangen - und wollte nie erwachsen sein. Am 30. August wird Peter Maffay allerdings nun doch schon 70. Er sagt: «Jetzt beginnt die Kür.»
Peter Maffay wird 70. Foto: Peter Kneffel
Peter Maffay wird 70. Foto: Peter Kneffel - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Peter Maffays Vater hatte schon früh den Verdacht, in welche Richtung es einst gehen könnte mit seinem Sohn.

Als Baby sei Peter nicht gerade eine Schönheit gewesen, schreibt Wilhelm Makkay in dem Buch «Tati, erzähl: Erinnerungen - gesammelt für meinen Sohn Peter Maffay».

Maffay - 1949 als Peter Alexander Makkay in Rumänien geboren - hatte demnach leicht rötliche Haare, eine Stupsnase und etwas abstehende Ohren. «Möglicherweise sind die übergrossen Ohren ja Ausdruck deiner Musikalität.» Papa Makkay sollte recht behalten mit seiner Vermutung.

Sein Sohn wird jetzt 70 und kann auf eine musikalische Karriere zurückblicken, die schon ein halbes Jahrhundert umfasst. Maffay ging «über sieben Brücken», er war «16 (und sie 31)» - und er wollte eigentlich nie erwachsen sein. Mit dem Rock-Märchen um den kleinen, grünen Drachen Tabaluga hat er eine ganze Welt erschaffen. Tabaluga ist auch das Maskottchen von Maffays Stiftung, die sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt.

«Erdgeschichtlich ist ein 70. Geburtstag nicht wahnsinnig einschneidend. Aber für mich schon», sagt Maffay im Interview der Deutschen Presse-Agentur in seinem Tonstudio in Tutzing am Starnberger See. «Ich habe das Gefühl, die Pflicht ist erfüllt, und jetzt beginnt die Kür.»

Maffay wuchs als Sohn einer Deutschen aus Siebenbürgern und eines ungarischen Flugzeugmechanikers im rumänischen Brasov (Kronstadt) auf. Als er 14 Jahre alt war, wanderte die Familie in die oberbayerische Provinz aus. Dort lernte Maffay zunächst das Geigespielen, schwenkte aber schnell auf Gitarre um und gründete The Dukes - seine erste Band. Nach der mittleren Reife begann er 1968 eine Lehre als Chemigraph, eine frühe und inzwischen ausgestorbene Variante des Mediengestalters.

Doch die Musik war ihm wichtiger: Mit 21 Jahren brachte er sein erstes Studioalbum heraus. Die erste Single «Du» ist ein Schlager - und wurde ein Hit. Trotzdem bemühte Maffay sich Mitte der 1970er Jahre vehement um einen Imagewechsel, definierte er sich doch immer eher als Rocksänger.

Das galt eine lange Zeit auch für seinen Lebensstil. Jahrelang habe er flaschenweise Whisky getrunken, verriet er 2012 dem «Zeit»-Magazin - dazu täglich Dutzende Zigaretten. Seinen Lebensstil änderte er erst, als bei ihm - fälschlicherweise - Lungenkrebs diagnostiziert wurde. Ein heilsamer Schock.

Ein Workaholic ist er aber geblieben. «Der Beruf hat alles überlagert - und zwar nicht zu knapp», sagt Maffay heute. Darum hat er sich vorgenommen, jetzt im Alter kürzer zu treten - auch für seine junge Lebensgefährtin und die kleine, gemeinsame Tochter, die noch kein Jahr alt ist.

Als er seine vierte Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes vor einiger Zeit für eine Frau verliess, die fast 40 Jahre jünger ist als er selbst, machte das Schlagzeilen. Darüber reden möchte er nicht. Lieber äussert er sich politisch.

Als Kollegah und Farid Bang trotz Antisemitismus-Vorwürfen den Echo bekamen, meldete Maffay sich entschieden zu Wort. Es müsse ein ethisches Grundverständnis geben, das bindend für alle ist. «Wer sich nicht daran hält, kann nicht erwarten, beim Echo berücksichtigt zu werden.»

Auf seinem neuen Album «Jetzt», das er sich selbst zu seinem 70. Geburtstag schenkt, wird er auch musikalisch so deutlich wie selten zuvor. Im Song «Morgen» findet er überaus warnende Worte und singt vor allem über den Klimawandel. Im Musikvideo wirkt er ernst, fast zornig und zeigt Bilder von Neonazis und Adolf Hitler zu der Frage: «Wollen wir wieder warten, bis der Morgen kommt?».

«So hart hatten wir das eigentlich noch nie», sagt Maffay. Er habe sich ganz bewusst für eine politische Botschaft entschieden: «Wenn man nach 50 Jahren ein neues Album macht, dann kann man mit Blabla rausgehen - oder man positioniert sich.»

Das Album wird eingerahmt von dem Song «1000 Wege». Zum 70. reichen «sieben Brücken» nicht mehr aus. Als kleiner Junge in Rumänien habe er - mangels Fernseher - oft auf das Aquarium, den einzigen Luxus der Familie, gestarrt und geträumt.

«In dem Song '1000 Wege' stelle ich mir vor, wie ich jetzt - 60 Jahre später - auf der anderen Seite des Aquariums stehe und meinem jungen Ich erzähle, welche Wege ich zurückgelegt habe», sagt Maffay. «Und dann kommt der Song zum Schluss nochmal, um zu zeigen, dass es ja noch nicht vorbei ist und ein neuer Lebensabschnitt kommt, in dem man vielleicht noch einmal 1000 Wege gehen wird.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GeburtstagLungenkrebsMutterFarid BangKollegahAdolf HitlerKlimawandel