Peter Handke stellt sich vor der Übergabe des Literaturnobelpreises der internationalen Presse. Bei der Rede lässt er seinen Unmut an Journalisten aus.
peter handke rede
Literaturpreisträger Peter Handke gestikuliert während seiner Rede an der Schwedischen Akademie in Stockholm am 7. Dezember 2019. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der österreichische Schriftsteller Peter Handke ist Literaturnobel-Preisträger von 2019.
  • Er hat nun seinen ersten offiziellen Nobel-Auftritt in Stockholm hinter sich.
  • Im Interview lässt er seinen Unmut an Journalisten aus.
  • «Vaterland»

Der diesjährige Literaturnobelpreisträger Peter Handke erledigt seinen ersten offiziellen Nobelauftritt in Stockholm mit gereizten Worten und einer Breitseite gegen Journalisten. Er ziehe das mit einer Kalligraphie von Fakälien verzierte Klopapier, den «leeren Fragen» von Journalisten vor. Ein anonymer Absender habe ihm dieses geschickt.

Der österreichische Schriftsteller erzählt am Freitag auf einer Pressekonferenz in der Schwedischen Akademie: «Ich schreibe nicht mit Meinungen. Ich habe niemals eine Meinung gehabt, ich hasse Meinungen!» So beantwortet Handke die Frage, ob er seine Ansichten zum Jugoslawien-Konflikt geändert habe. Er möge Literatur, nicht Meinungen.

2006 hielt Hanke eine Rede an Milosevics Beerdigung

Handke, der am Freitag 77 Jahre alt wurde, hatte sich in dem Konflikt stark mit Serbien solidarisiert. Nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert oder geleugnet. 2006 hielt er bei der Beerdigung des sechs Jahre zuvor gestürzten serbischen Führers Slobodan Milosevic eine Rede. Die Vergabe des Literaturnobelpreises an ihn löste international eine Debatte aus.

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Peter Handke, Nobelpreisträger für Literatur, spricht auf einer Pressekonferenz in der Schwedischen Akademie. - dpa

Auf der Pressekonferenz in der Stockholmer Altstadt erhielt Handke zunächst ein kleines Geburtstagsständchen. Die erste Frage zu der hitzigen Debatte beantwortet der Schriftsteller noch ruhig und beherrscht. Es handele sich um eine lange Geschichte, die er an dieser Stelle nicht noch einmal erzählen oder beantworten wolle. «Ich denke, das ist nicht der richtige Augenblick dafür.»

«Meine Leute sind die Leser. Nicht Sie»

Als sich die Fragen zum Jugoslawien-Konflikt aber häuften, reagierte der Preisträger zunehmend gereizt. Eine Frage eines Reporters von «The Intercept» brachte das Fass schliesslich zum Überlaufen. Der Journalist Peter Maass wollte wissen, warum er in seinen Büchern nicht über Fakten zum Völkermord im Balkankrieg schreibe. Darauf las Handke aus einem Brief vor, den ihm laut eigenen Angaben ein Kulturjournalist der «New York Times» geschickt hatte.

«In den vergangenen acht oder neun Wochen habe ich viele wunderbare Briefe bekommen, die vom Herzen der Leser kamen. Nur einer war ein anonymer Brief, der nicht von Herzen kam. Darin war Toilettenpapier mit einer Art Kalligraphie von Scheisse», sagte Handke.

«Und ich sage Ihnen: Ich bevorzuge Toilettenpapier, anonyme Briefe mit Toilettenpapier im Inneren, gegenüber Ihren leeren Fragen.» Und weiter: «Meine Leute sind die Leser. Nicht Sie.»

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