Louis Philippe: Perfekter Sixties-Pop im Doppelpack

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Frankreich,

Im Corona-Jahr sind eine Menge spartanische «Lockdown-Alben» erschienen. Kult-Songwriter Louis Philippe macht es anders: Er veröffentlicht gleich zwei Platten mit melodieselig-opulentem Sixties-Pop.

Melodienerfinder: Louis Philippe. Foto: Josh Holland/dpa
Melodienerfinder: Louis Philippe. Foto: Josh Holland/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Es geht gleich mit einem Geniestreich los - und wird danach auch auf Albumlänge kaum schwächer: Louis Philippe, ein in der Normandie geborener Singer-Songwriter, hat mit der Band The Night Mail eine bezaubernde Platte vorgelegt.

«Thunderclouds» (Tapete) ist schon seine zweite Grosstat in diesem Jahr, nach dem an Simon & Garfunkel oder The Beach Boys erinnernden Gitarrenpop-Juwel «The Devil Laughs». Dieses im Juli als Import über Tiny Global erschienene Werk hatte der Franzose mit Stuart Moxham (früher Young Marble Giants) aufgenommen.

Ein flinker Jazz-Basslauf, eine freundliche, nasale Stimme, ein weiches Piano-Riff, zarte Streicher, ein Sound-Ambiente wie in einem romantischen französischen Film der 60er: Ja, «Living On Borrowed Time», der «Thunderclouds»-Opener, ist ein grandioser Song. «The Man Who Had It All» und «The Mighty Owl» mit spanischen Gitarren schwingen sich später in ähnliche Höhen auf.

Man fühlt sich öfters an den Sophisticated-Pop von Burt Bacharach, Prefab Sprout, The Clientele, The High Llamas oder The Pearlfishers erinnert, wenn Louis Philippe mit seinem angesichts der Klangopulenz erstaunlich kleinen Ensemble ganz grosse Musik macht. Dass dieser Künstler - bürgerlich Philip Auclair (61) und im Hauptberuf renommierter Sportjournalist - ein toller Melodienerfinder ist, wissen Eingeweihte schon seit den 80er Jahren, als er mit dem Geniesser-Label él assoziiert wurde.

Häufig blieb der Kultstar jahrelang unter dem Radar oder nahm sich Pausen - um dann umso eindrucksvoller zurückzukehren. So auch 2020 mit besagtem Doppelpack. Wenn man die noble, etwas blasierte Tenorstimme dieses Sängers mag, dann lässt sich auf beiden Alben viel Schönes entdecken.

«Ich habe noch nie auf diese Weise eine Platte mit einer Live-Band im Studio gemacht, obwohl ich das eigentlich immer einmal tun wollte», sagt Louis Philippe über «Thunderclouds». Der langjährige Wahl-Londoner hat als Ikone des «Baroque Pop» schon viele Produktionen geleitet und unterschiedlichste Arrangements für eigene oder fremde Stücke gefunden - mit dem neuen Werk betrat er also nochmal Neuland.

Ein besonderes Verdienst an dem wunderbar runden Klang des Albums kommt dem österreichischen, ebenfalls lange in England lebenden Gitarristen und Musikjournalisten Robert Rotifer sowie Bassist Andy Lewis zu. Louis Philippes Begleitband The Night Mail gibt es seit etwa fünf Jahren, als sie den legendären britischen Singer-Songwriter John Howard bei einem Comeback unterstützte - und zuletzt war sie auf dem Album von André Heller zu hören.

Mit dem formidablen, piano- und bläsergetriebenen Sixties-Pop von «When London Burns» endet eine Platte, die erst spät im Corona-Jahr erscheint - und diese schwierige Zeit so stilsicher wie nur möglich ausklingen lässt. Entspannender als auf «Thunderclouds» und «The Devil Laughs» kann musikalischer Balsam nicht sein.

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