«Little Women» ist ein Kostümfilm nach einem Romanklassiker von 1868. Unter der Regie der Kalifornierin Greta Gerwig, mit Stars wie Saoirse Ronan und Meryl Streep, wird daraus eine mitreissende Geschichte.
Die vier Schwestern Meg March (Emma Watson) (l-r), Amy March (Florence Pugh), Jo March (Saoirse Ronan) und Beth March (Eliza Scanlen) schlagen sich mit ihrer Mutter im ländlichen Massachusetts durch. Foto: Wilson Webb/Sony Pictures /dpa
Die vier Schwestern Meg March (Emma Watson) (l-r), Amy March (Florence Pugh), Jo March (Saoirse Ronan) und Beth March (Eliza Scanlen) schlagen sich mit ihrer Mutter im ländlichen Massachusetts durch. Foto: Wilson Webb/Sony Pictures /dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit ihrer Romanverfilmung «Little Women» macht die 36-jährige Kalifornierin Greta Gerwig gerade Schlagzeilen.

Das hat die Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin so nicht unbedingt gewollt.

Denn nach der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen in diesem Monat lamentierten Kritiker und Fans, dass Gerwig in der Sparte «Beste Regie» übergangen wurde. Keine einzige Frau hat in diesem Jahr Chancen auf den Regie-Oscar. Gerwig aber hätte es ohne jeden Zweifel verdient.

Doch der Liebling der Independent-Film-Szene kann sich mit sechs Nominierungen für Hollywoods höchsten Preis trösten: «Little Women» ist in der Top-Sparte «Bester Film» im Rennen, Hauptdarstellerin Saoirse Ronan und Nebendarstellerin Florence Pugh sind nominiert, Gerwig selbst könnte den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch gewinnen. 2018 war sie mit ihrem Regiedebüt, der Tragikomödie «Lady Bird», als erst fünfte Frau überhaupt für den Regie-Oscar nominiert worden, ging am Ende aber leer aus.

Das starbesetzte Schwestern-Drama «Little Women» nun ist in jeder Hinsicht preiswürdig. Gerwig begibt sich diesmal auf eine Zeitreise zurück in die 1860er Jahre, gegen Ende des amerikanischen Bürgerkriegs. Vorlage ist der Jugendbuchklassiker «Betty und ihre Schwestern» der amerikanischen Autorin Louisa May Alcott. Es geht um die Romanzen, Träume und Ambitionen von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können: die älteste, hübsche Meg (Emma Watson), die von einer Familie träumt, die wilde, unabhängige Jo (Saoirse Ronan), die Schriftstellerin werden möchte, die scheue musikalische Beth (Eliza Scanlen) und die freche, blonde Amy (Florence Pugh), die sich für Malerei interessiert.

Der Vater ist im Krieg, die Schwestern schlagen sich mit ihrer Mutter Marmee March (Laura Dern) im ländlichen Massachusetts durch. Alcotts 1868 veröffentlichter Roman, mit autobiografischen Zügen, war ein voller Erfolg. Feinfühlig und lebendig schildert sie die Abenteuer der Schwestern, die mit den Gesellschaftsnormen und Geschlechterrollen der Zeit anecken und ihren eigenen Weg finden müssen. Mehrfach wurde die populäre Vorlage schon verfilmt, 1933 mit Katharine Hepburn als die rebellische Jo, 1994 mit Winona Ryder in der Hauptrolle.

Nun packt Gerwig den Stoff frisch an, im Mittelpunkt die aufmüpfige, schreibwütige Jo. «Ich habe es so satt, wenn die Leute sagen, dass Liebe das Einzige ist, wozu eine Frau fähig ist», bricht es aus ihr raus. Heiraten kommt nicht in Frage. Den Antrag des reichen Nachbarsjungen (Timothée Chalamet) lehnt sie dankend ab. Von einem Verleger in New York muss sie sich allerdings sagen lassen, ihre Geschichten sollen «kurz und pikant» sein und Frauen als Hauptfiguren müssten am Ende heiraten oder sterben.

Emanzipation, Ehrgeiz, Karriere, Familie - unter Gerwigs gekonnter Regie wirkt der klassische Stoff völlig zeitlos. Das Coming-of-Age im 19. Jahrhundert wirft überraschend moderne Fragen auf, wie Frauen ihren eigenen Weg gehen können. Dabei ist «Little Women» alles andere als steif oder belehrend. Gerwig peppt den herzerwärmenden Kostüm-Klassiker mit fetzigen Szenen auf. Mal rennt Jo im viktorianischen Kleid durch die Strassen von New York, mal tanzt sie leichtfüssig auf einer Veranda, während es drinnen im Ballsaal starr zugeht. Oscar-Preisträger Alexandre Desplat («Shape of Water - Das Flüstern des Wassers») liefert einen mitreissenden Soundtrack, von heiter bis dramatisch.

Gerwig folgt keiner chronologischen Erzählung, mühelos springt sie zwischen den Figuren und verschiedenen Jahren hin und her. Doch vor allem holt die Regisseurin aus ihrer hochkarätigen Besetzung eine packende Darbietung heraus: Meryl Streep glänzt als die zynische Tante March, Florence Pugh brilliert als die ungenierte Künstlerin. Mit der Rolle der unbändigen Jo hat Saoirse Ronan ihre vierte Oscar-Nominierung (nach «Abbitte», «Brooklyn» und «Lady Bird») redlich verdient.

Am Ende des Films schaut man mit Jo gebannt hin, wie ihr Erstlingsroman in einer altmodischen Buchpresse entsteht und in feines rotes Leder gebunden wird. «Little Women» ist wie ein Relikt aus alten Zeiten, doch dank Gerwigs Handschrift kein bisschen verstaubt.

- Little Women, USA 2019, 134 Min., FSK ab 0, von Greta Gerwig, mit Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Laura Dern, Timothée Chalamet, Meryl Streep.

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