Letzte neue Gedichte von Günter Kunert erschienen

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Deutschland,

Zwei Tage nach dem Tod von Günter Kunert sind seine letzten neuen Gedichte erschienen. Im Frühjahr folgen unveröffentlichte Erzählungen, die teils noch in der DDR entstanden sind.

Günter Kunert ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Foto: Georg Wendt
Günter Kunert ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Foto: Georg Wendt - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die letzten Gedichte des im Alter von 90 Jahren gestorbenen Schriftstellers Günter Kunert sind am Montag unter dem Titel «Zu Gast im Labyrinth» erschienen.

Es handle sich um neue Gedichte, sagte ein Sprecherin des Carl Hanser Verlags in München. Ausserdem wird der Wallstein Verlag (Göttingen) im nächsten Jahr bisher nicht publizierte Erzählungen Kunerts herausbringen.

Kunert war am Samstagabend im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Er hat seit 1963 im Hanser Verlag publiziert, seit 2001 zudem auch im Wallstein Verlag.

Der Hanser Verlag hatte das Erscheinen des Gedichtbandes schon länger auf den 23. September terminiert. Kunert blicke in seinen letzten Gedichten zurück bis in die Kindheit, zurück auf ein bewegtes Leben in einer bewegten Zeit, teilte Hanser mit. Gleichzeitig beobachte er seine Gegenwart mit gewohnt illusionslosem Scharfsinn. «Mal in unverhohlen-bitterem Ton, mal in melancholischen Stimmungsbildern zieht Günter Kunert als eine der wichtigsten Stimmen der deutschen Nachkriegsliteratur seine Spuren unnachahmlich weiter.»

Wallstein will den Erzählband im Februar oder März herausbringen. Der noch vor dem Tod Kunerts gewählte vorläufige Arbeitstitel laute «Vom Friedhof nichts Neues», sagte eine Verlagssprecherin am Montag in Göttingen. Kunert habe die Fahnen noch selber durchsehen können.

Es handle sich um etwa 20 Erzählungen. Sie stammen aus einem langen Zeitraum, die ältesten entstanden noch zu DDR-Zeiten und wurden bisher nicht veröffentlicht. Kunert habe diese Erzählungen im Archiv zuhause in Kaisborstel (Schleswig-Holstein) gefunden - als er damals zufällig das vergessene, 45 Jahre alte Manuskript des erst 2019 erschienenen DDR-Romans «Die zweite Frau» wiederfand. Kunert hatte den Roman in der DDR nicht veröffentlicht aus Sorge, ins Gefängnis zu kommen.

Bereits zu Lebzeiten hatte Kunert sich eine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee gesichert. Dort ist bereits seine erste Frau Marianne beigesetzt. Wann und in welchem Rahmen Kunert beigesetzt wird, war am Montag noch offen.

Der Tod des Schriftstellers Günter Kunert hat grosse Anteilnahme ausgelöst. «Die deutsche Literatur ist um einen unverwechselbaren Schriftsteller ärmer geworden. Mit Günter Kunert verlieren wir einen begnadeten Lyriker und Zeichner», erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag in einem Kondolenzschreiben an die Witwe.

«Sein Werk ist ein beeindruckender Spiegel unseres Landes und ein bleibender Teil seines literarischen Erbes», erklärte Steinmeier. «Schreiben begriff er von Anfang an als Widerstand gegen den Staat und seine Machthaber.» Kunert habe viel riskiert mit seiner Literatur, «indem er in Zeiten der Diktatur Sprache als kostbaren Zugang zur Wirklichkeit verteidigt hat».

«Mit Kunert verliert die deutsche Literaturszene einen bedeutenden Schriftsteller und herausragenden Lyriker», erklärte die Hamburger Autorenvereinigung am Sonntagabend. Der Schriftstellerverband würdigte mit Blick auf dessen DDR-Vergangenheit insbesondere Kunerts «Mut, sich gegen das System zu stellen.» Unvergessen sei sein Protest gegen die Ausweisung Wolf Biermanns aus der DDR. Unter anderem hatte Kunert 1976 als einer der ersten eine Petition gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Biermann aus der DDR unterzeichnet.

Ähnlich äusserte sich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller: Mit Kunert verliere die deutsche Nachkriegsliteratur, aber insbesondere auch seine Heimatstadt Berlin, einen wichtigen Chronisten der deutschen Teilung und einen wunderbaren Menschen, der mit Courage dem System im Osten Deutschlands die Stirn bot. Kunert gelte zu Recht als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Gegenwartsschriftsteller. «Eine wichtige literarische Stimme ist verstummt. Sein eindrucksvolles schriftstellerisches Werk wird weiter an ihn erinnern.» Auch der Wallstein Verlag bezeichnete Kunert als «hintersinnigen Chronisten und Analytiker des Lebens in der DDR.»

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