Jürgen Habermas verzichtet auf Buchpreis aus Emiraten

Der Sheikh Zayed Book Award der Vereinigten Arabischen Emirate ist einer der höchsten dotieren Buchpreise der Welt. Dieser soll an Jürgen Habermas gehen - doch der lehnt ab, nachdem er zuerst zusagte.

Der Philosoph Jürgen Habermas (91) hat die Annahme eines hoch dotierten Buchpreises aus den Vereinigten Arabischen Emiraten überdacht. Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa
Der Philosoph Jürgen Habermas (91) hat die Annahme eines hoch dotierten Buchpreises aus den Vereinigten Arabischen Emiraten überdacht. Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Philosoph Jürgen Habermas (91) hat die Annahme eines hoch dotierten Buchpreises aus den Vereinigten Arabischen Emiraten überdacht.

Die politische Verquickung sei ihm nicht klar genug gewesen, teilte er am Sonntag mit.

«Ich habe meine Bereitschaft erklärt, den diesjährigen Sheikh Zayed Book Award anzunehmen. Das war eine falsche Entscheidung, die ich hiermit korrigiere», hiess es in seinem vom Suhrkamp-Verlag in Berlin übermittelten Schreiben. «Die sehr enge Verbindung der Institution, die diese Preise in Abu Dhabi vergibt, mit dem dort bestehenden politischen System habe ich mir nicht hinreichend klar gemacht.»

Habermas wurde 1929 in Düsseldorf geboren. Er war Ende der 50er Jahre Forschungsassistent bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno («Dialektik der Aufklärung»), wurde von Herbert Marcuse («Der eindimensionale Mensch») beeinflusst und avancierte selbst zu einem der prägenden Gelehrten der Kritischen Theorie und Frankfurter Schule. Mit Werken wie «Erkenntnis und Interesse», «Theorie des kommunikativen Handelns», «Faktizität und Geltung» oder auch «Nachmetaphysisches Denken» zählt er bis heute zu den meistzitierten Philosophen der Welt. Er lebt am Starnberger See.

In dem Land am Persischen Golf mit rund 10 Millionen Einwohnern haben Beobachter wiederholt teils schwere Verstösse gegen die Menschenrechte festgestellt. Laut einem Bericht des US-Aussenministeriums von 2020 waren darunter Folter in Gefangenschaft, willkürliche Verhaftungen und Inhaftierungen aus politischen Gründen. Die Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt, die Presse und das Internet werden zensiert. Ministerpräsident Mohammed bin Raschid al-Maktum steht zudem im Verdacht, zwei seiner Töchter entführt zu haben und festzuhalten.

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