Grosses Theater im Kino: «Seneca» mit John Malkovich
Der grosse Philosoph Seneca lebte vor 2000 Jahren. Was vermag uns der Stoiker heute noch zu sagen?

Das Wichtigste in Kürze
- Blick zurück aufs Heute: Der international gefeierte deutsche Filmregisseur Robert Schwentke («Die Bestimmung») schaut mit einem von Hollywood-Ikone John Malkovich angeführten Star-Ensemble auf Leben und Sterben des Philosophen Seneca.
Und leitet vom Blick in die Geschichte Einsichten in die Gegenwart ab. Der Film erinnert stilistisch an legendäre Inszenierungen des Theaterregisseurs Frank Castorf an der Berliner Volksbühne.
Lucius Annaeus Seneca lebte vor 2000 Jahren, im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Der Philosoph, Dramatiker, Naturforscher und Politiker hat das moderne Denken wesentlich mitgeprägt. Er gilt als einer der wichtigsten Stoiker. Die setzen auf strikte Selbstbeherrschung. Mit Gelassenheit und Seelenruhe streben sie nach Weisheit. Wozu insbesondere ein bescheidener Lebenswandel gehört.
Philosophischer Berater Kaiser Neros
Mit Letzterem nahm es Seneca nicht so genau. Während er Genügsamkeit predigte, schwelgte er persönlich in Wohlstand. Den hat er sich vor allem als Erzieher und Berater des brutalen römischen Kaisers Nero (37 – 68) verdient. Der selbstverliebte Denker behauptete gern, dass der mörderische Tyrann ohne seinen, Senecas, Einfluss, noch Schlimmeres getan hätte. Nero entlohnte ihm das mit dem Befehl, sich selbst umzubringen.
Der Blick aufs Gestern gilt der Gegenwart. Das Historienspiel kritisiert effektvoll aktuelle Kluften zwischen dem Reden und Handeln vieler Herrschender weltweit. Als filmisches Theater ist das von grossem Reiz. Zu danken ist der vor allem Weltstars wie John Malkovich, Geraldine Chaplin und Julian Sands, aber auch deutscher Prominenz, wie den an der Berliner Volksbühne bekannt gewordenen Schauspielern Wolfram Koch, Samuel Finzi, Alexander Fehling und Lilith Stangenberg. Sie alle bieten grosses Theater, sehr gedankenreich.