Faule Halter riskieren bei Katzen Tod oder Handicap
Katzen geraten auf Feldern immer wieder unter Mähmaschinen. Laut der Tierschutzorganisation Netap sind ihre Besitzer oft zu bequem, um dies zu verhindern.
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Das Wichtigste in Kürze
- Im Frühling und Sommer mähen Landwirte ihre Wiesen.
- Um Katzen vor dem Mähtod zu schützen, sollen sich Besitzer vorwarnen lassen.
- «Leider sind viele Büsihalter noch zu bequem dafür», sagt die Präsidentin von Netap.
Mitten in der grünen Idylle können sich schreckliche Szenen abspielen. Die Büsibesitzerin habe gehört, wie der Bauer die Mähmaschine ausgeschaltet habe, berichtet Esther Geisser. «Danach rief er nur noch ‹Sch**sse, Sch**sse, Sch**sse›.»
Soeben haben die scharfen Klingen seiner Mähmaschine die Katze im Feld tödlich verletzt.
Im Frühling und Sommer registriert Network for Animal Protection (Netap) regelmässig Meldungen über Katzen, die von Mähmaschinen erfasst wurden. «Fast jede Woche erfahren wir von mindestens einem Fall», sagt Esther Geisser, Präsidentin von Netap.
«Im Glücksfall ist ‹nur› ein Bein betroffen»
Teilweise überleben die Katzen den Unfall schwer verletzt. Handelt es sich um ein herrenloses Büsi, bringt Netap es sofort in eine Tierklinik. «Im Glücksfall ist ‹nur› ein Bein betroffen, das sauber amputiert werden muss», sagt Esther Geisser.
Die Tierschützerin stellt fest, dass manche Halterinnen und Halter ihre Katzen lieber einschläfern lassen. «Weil sie die Vorstellung schmerzt, ihre Katze herumhumpeln zu sehen.» Dies sei aber falsch.
Katzen seien zäh und arrangierten sich in der Regel schnell mit einer Behinderung, sagt Geisser. «Sie können mit drei, manche sogar nur mit zwei Beinen, problemlos durchs Leben gehen.» Sie empfiehlt, jeden Fall bei einer erfahrenen Tierarztpraxis prüfen zu lassen.
Aktiv trotz fehlenden Beinen
Ein Mähmaschinen-Opfer mit nur noch zwei Vorderbeinen und hinten einem Stumpf hat bei Netap ein neues Zuhause gefunden. «Sienna ist eine fröhliche Katze, die gerne rausgeht», sagt die Netap-Präsidentin (siehe Video oben).
Eine weitere gerettete Katze hat auf derselben Seite Vorder- und Hinterbein verloren. «Trotzdem geht sie problemlos rein und raus.»
Solche Handicaps halten Katzen auch nicht vor grösseren Aktionen ab. «Ein Büsi hatte hinten nur noch zwei Stümpfe und kletterte trotzdem die Leiter hoch.»
Aktuell ist ein weiteres Büsi bei Netap in Obhut. Dieses hat laut Geisser ein Hinterbein verloren. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe es bereits kurz vor der Geburt gestanden. «Trotzdem ist sie eine super Mutter.»
SMS, um Katzen zu schützen
Jede Saison macht Netap darauf aufmerksam, dass eine SMS Leben retten könne. Frauchen und Herrchen sollen mit dem Landwirt das Gespräch suchen.
Die Idee ist, dass dieser per SMS oder WhatsApp den Mäh-Termin ankündigt. Auf diese Weise können die Besitzer ihrem Stubentiger rechtzeitig Hausarrest erteilen.

«Leider sind viele Büsihalter noch zu bequem dafür», sagt Esther Geisser. Meist scheitere es schon daran, dass sie herausfinden müssten, wem die Wiese gehöre. «Das ist schade, denn auch kein Landwirt will Tiere vermähen.»
Andere Besitzer wollen ihrer Katze keinen Hausarrest erteilen. «Sie behaupten, dass ihnen die Katze dann die Wohnung auseinandernimmt», so Geisser. Katzen würden sich jedoch schnell an solche Situationen gewöhnen. «Diese kurze Zeit des Eingesperrtseins verkraften sie mit etwas Beschäftigung gut.»
«Keinem Landwirt ist es egal»
Aktuell gehen bei der Tierschutzorganisation die meisten Fälle aus der Innerschweiz ein.
Markus Kretz ist Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV). «Keinem Landwirt ist es egal, wenn eine Katze unter die Mähmaschine kommt», sagt er.
Bäuerinnen und Bauern wollten das Bestmögliche für das Tier – sei es ein Nutztier oder ein Haustier. «Daher sind solche Vorfälle für sie belastend.»
Er kündigt an, das Thema Prävention in die nächste Sitzung seines Verbands mitzunehmen. Einige Landwirte führten bereits Whatsapp-Gruppen für die Nachbarschaft.
«In diesen kündigen sie an, wenn sie zum Beispiel güllen oder abends noch mähen», sagt Kretz. In solche Gruppen auch eine Warnung für Katzenhalter zu integrieren, biete sich an.
«Gleichzeitig sollen Katzenhalter auch den Mut haben, aktiv auf den Bauern zuzugehen und ihn um eine solche Info zu bitten.» Da habe jeder Bauer Verständnis, sagt Kretz.