Gnadenlos: Slaughters «Die letzte Witwe»

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USA,

Eine Wissenschaftlerin wird entführt, einen Monat später auch die Gerichtsmedizinerin Sara Linton. Zudem rufen zwei schwere Explosionen mit vielen Toten die Polizei auf den Plan. «Die letzte Witwe» - ein knallharter Thriller der US-Amerikanerin Karin Slaughter.

Buchcover von Karin Slaughters Thriller «Die letzte Witwe». Foto: HarperCollins Germany
Buchcover von Karin Slaughters Thriller «Die letzte Witwe». Foto: HarperCollins Germany - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Starke Nerven sind immer gefragt, wenn man sich auf Karin Slaughters Thriller einlässt.

Ihr neues Buch «Die letzte Witwe» bildet da keine Ausnahme. Und auch dieses Mal gibt es aktuelle politische Bezüge: zu Terroranschlägen, Neonazis, Rassismus, Sexismus, Diskriminierung und andeutungsweise auch zur Regierung ihres Landes.

Die US-amerikanische Autorin, die im Südstaat Georgia lebt, wo auch ihre Geschichten angesiedelt sind, hat sich noch nie gescheut, heisse Eisen anzufassen. Was Fans ihrer knallharten Bücher freuen wird: Die Helden sind gute Bekannte. Will Trent, Agent beim Georgia Bureau of Investigation (GBI), und die Gerichtsmedizinerin Sara Linton. Deren Liebesgeschichte erhält ein neues Kapitel.

Und was für eins: Kurz nach einem innigen Moment der Beiden erschüttern zwei heftige Explosionen die Stadt. Kaum, dass sie zum Unglücksort eilen, wird Will schwer verletzt und Sara entführt - von einer Gruppe Neonazis, die, wie es aussieht, einen gewaltigen Anschlag plant. Doch zunächst soll die Medizinerin, die auch ausgebildete Kinderärztin ist, im Camp der Gruppe um den Anführer Dash eine drohende Masern-Epidemie eindämmen. Vor allem zahlreiche Kinder sind betroffen - anscheinend alles Dashs eigener Nachwuchs.

Sara, obwohl zumeist in einer Hütte eingesperrt und unter schwersten Bedingungen agierend, tut ihr Möglichstes, um zu helfen. Doch wie es aussieht, ist ihr Kampf gegen die Krankheit fruchtlos. Immer mehr Kinder und auch Erwachsene zeigen schwere Symptome. Die Medikamente schlagen nicht an, es gibt Tote. Sara vermutet schon bald, dass etwas anderes hinter der Seuche steckt. Und noch ein schrecklicher Verdacht keimt in ihr.

Will - seine zahlreichen Blessuren ignorierend - ist kaum zu bremsen, um sowohl eine Spur zu Sara zu finden, als auch der Ursache für die Explosionen auf den Grund zu kommen. Da es viele Tote und noch mehr Verletzte gegeben hat, sind zahlreiche Behörden in die Ermittlungen eingebunden, neben dem GBI auch das FBI. Natürlich auch Amanda und Faith, Agenten, Kollegen und Freunde der Helden und aus früheren Romanen der Will-Trent-Serie gut bekannt. Sie fragen sich ebenso wie Will: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und Saras Entführung? Haben diese Ereignisse womöglich mit der Inhaftierung eines Schwerverbrechers und der Entführung einer anderen Wissenschaftlerin vor einen Monat zu tun?

Slaughter, die die Geschehnisse minutiös aus verschiedenen Perspektiven schildert, hat ein Händchen für Dramaturgie. Die allgegenwärtige Südstaatenhitze in ihrem Roman wirkt wie ein Verstärker. Spannend und aufreibend ist ihre Story, ihre Sprache ebenso vulgär und brutal wie die geschilderten Ereignisse. Weit entfernt von der Beschaulichkeit eines britischen Krimi-Schauplatzes einer Miss Marple knallt sie dem Leser die barbarische Welt einer Gesellschaft entgegen, die auf dem Gesetz des Stärkeren aufbaut und es mit Waffengewalt durchsetzt. Was das Erschreckende an ihrem Szenarium ist: Ähnliches gab es schon und kann wieder geschehen, so lange es Menschen gibt, die glauben, als Weisse ganz oben in der Pyramide zu stehen, weit über andersfarbigen Menschen. Und: als Mann über der Frau, als Gesunder über dem Kranken, als Starker über dem Schwachen.

An ihrer oft detailgetreue Schilderung von Folter und anderen Misshandlungen scheiden sich die Geister. In Deutschland hat die 1971 geborene Schriftstellerin, deren Bücher in 120 Ländern erscheinen und bislang über 35 Millionen Mal verkauft wurden, trotz ihrer manchmal alptraumhaften Deutlichkeit viele Fans, darunter einen prominenten Kollegen: Sebastian Fitzek. Er bewundere Karin Slaughter, sagt er. «Ich verschlinge ihre Werke wie ein Abhängiger, mit den bekannten Nebenerscheinungen ihrer in Buchform verpackten Drogen: Angstzustände, Herzrasen und Schlaflosigkeit. Gäbe es eine Hall of Fame für Thriller, würde ich ihr dort einen Ehrenplatz einräumen.»

Karin Slaughter: Die letzte Witwe, Harper Collins Verlag, Hamburg, 560 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-9596-7351-8

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