«Geh aufs Ganze!»-Comeback: Diese Rolle übernimmt Jörg Draegers Frau
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gameshow «Geh aufs Ganze!» kehrt zurück ins Fernsehen.
- Jörg Draeger und Daniel Boschmann werden gemeinsam die Kultsendung wieder übernehmen.
- Im Interview erzählen sie, wie sie sich dabei fühlen.
Ein weiteres TV-Comeback steht in den Startlöchern: Jörg Draeger (76) kehrt mit seiner Kult-Gameshow «Geh aufs Ganze!» zurück.
Ab dem 26. November zeigt Sat.1 an drei aufeinanderfolgenden Freitagen neue Folgen zur Primetime um 20:15 Uhr und auf Joyn. Damals wie auch in den kommenden Shows wird um Umschläge, Kisten und Tore gezockt.
Für die Kandidatinnen und Kandidaten geht es um Geld- und Sachpreise oder den Trostpreis Zonk. Letzteren versucht Draeger ihnen auch künftig mit viel Charme und durch das Bieten von Geldbeträgen unterzujubeln. Präsentieren wird er die Neuauflage gemeinsam mit Daniel Boschmann (41).
Im Doppelinterview mit der Nachrichtenagentur «spot on news» erklären die beiden Moderatoren, wie sich die Neuauflage von dem TV-Klassiker unterscheidet.
Herr Draeger, wie fühlt sich Ihre Rückkehr zu «Geh aufs Ganze!» an?
Jörg Draeger: Auch wenn junge Leute vielleicht mit dem Begriff nichts mehr anfangen können: Für mich ist das wie Walhalla, ich bin wieder angekommen. Das ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl.
Auch wenn ich bei Benefizveranstaltungen oder anderen Events immer mal wieder «Geh aufs Ganze!» gespielt habe, habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass das noch mal so gross zurückkommt. Als man mich jetzt gefragt hat, dachte ich erst an einen Aprilscherz, habe dann aber mit ganzem Herzen zugesagt.
Herr Boschmann, wie erleben Sie Ihre neue Aufgabe?
Daniel Boschmann: Für mich ist es ein Traum, der in Erfüllung ging, weil ich als Kind schon immer Fan war und dachte: Hey, das wäre auch ein Job für mich. Da kann ich jetzt einen Haken dran machen.
Also nicht im Sinne von gemacht und nie wieder, sondern toll, dass ich ein Teil davon sein darf. Er hat ein Gefühl für Chemie und Stimmung in einem wilden Haufen von Menschen. Allein das mitzuerleben, war ein schönes Gefühl.
Herr Draeger, was schätzen Sie denn an Ihrem Kollegen?
Draeger: Ich finde, Daniel ist wirklich der Star beim «Frühstücksfernsehen», weil er eine Art hat, die gar keine Beiträge verlangt. Er kann die Zeit einfach mit Erzählungen füllen. Und schon bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen herrschte ein verbales Pingpong am Tisch.
Es gibt nichts Schlimmeres als Menschen, die ein geschlagenes Ass nicht vertragen, aber selbst dauernd austeilen. Du spielst den Ball hin und her und auch wenn er mal scharf kommt, bist du nicht beleidigt.
War es trotzdem komisch, jemanden an Ihrer Seite zu haben?
Draeger: Bei 30 Minuten Sendung wuppt man das locker allein. Für 90 Minuten und eine Primetime-Show müssen wir das Ding wirklich grossartig machen. Das gelingt nur im Team. Ich denke wirklich, dass wir das hingekriegt haben.
Ist denn sonst noch jemand aus der «alten Garde» der Show dabei?
Draeger: Der Zonk natürlich. Dann ist da noch Kameramann Roberto, den ich besonders schätze. Ausserdem ein Feuerwehrmann, mit dem ich ein ganz besonderes Erlebnis verbinde. Ich war damals starker Raucher und man durfte eigentlich im Studio nicht rauchen.
Also haben sie ihn mir als Sicherheitsmassnahme an die Seite gestellt. Und nicht zu vergessen, ist meine Frau. Sie hat sich in den ersten Jahren um meine Maske und Kostüm gekümmert. Jetzt war sie wieder für meine Outfits verantwortlich.
Welche Reaktionen gab es bisher auf Ihr Comeback?
Draeger: Ich versuche mich wirklich weitgehend abzuschotten und reagiere auch wirklich nicht auf das, was an Kommentaren zum Thema kommt. Ich mache mich davon nicht abhängig, das irritiert nur. Ich denke immer, ich bin unabhängig von Kritiken und wenn dann aber eine miese dabei ist, leide ich trotzdem. Also versuche ich das gar nicht erst wahrzunehmen.
Boschmann: Ich kann sagen, es war absurd, wie viele Zuschriften wir im Vorfeld bekommen haben, egal auf welchem Kanal. Der Vorkredit an guter Laune, Empathie und Zugewandtheit ist beeindruckend. Jörg muss etwas geschafft haben für eine ganze Generation, das überdauert, das finde ich schon spektakulär.
Was unterscheidet denn die «Geh aufs Ganze!»-Neuauflage von der früheren Sendung?
Draeger: Es war eine Herkules-Aufgabe, aus einer vorabendlichen Sendung eine Primetime-Sendung zu machen. Ich kann 30 Minuten vor Toren und mit Umschlägen durch die Gegend rennen. Das kann ich logischerweise nicht bei 90 Minuten.
Boschmann: Wir surfen derzeit auf der Nostalgie-Welle, können uns darauf aber nicht ausruhen. Wichtig ist, dass wir den früheren Vibe mitnehmen.
Herr Draeger hat ein kleines TV-Comeback bereits bei «Promi Big Brother» gefeiert. Wie haben Sie ihn da erlebt?
Boschmann: Ich glaube, er hat lange gehadert damit, ob er es macht, hat sich aber dafür entschieden, dieses Abenteuer einzugehen. Und für ihn war es ein absoluter Gewinn. Unabhängig davon, dass jetzt vielleicht daraus auch resultiert, dass wir mit «Geh aufs Ganze!» wieder da sind.
Es gibt wenige Menschen, die in einem solchen Feld authentisch bleiben können. Und zwar mit allen Facetten und damit, jede zuzulassen – Wut, Trauer, Freude, Lachen, Weinen. Und er hat sie auch bei anderen ausgelöst. Ich glaube, Melanie Müller war das gar nicht so recht, dass er das bei ihr geschafft hat.
Draeger: Bei Melanie kann ich sagen, dass sie schon wegen des Altersunterschieds keine Person ist, wo ich dachte, sie habe gefehlt. Das Erste, was sie zu mir sagte, war, «Du hast ja schon Erde in der Tasche.» Ich habe schallend gelacht, weil Melanie genau das ist, was Daniel gesagt hat: authentisch.
Wie blicken Sie auf die «Promi Big Brother»-Zeit ansonsten zurück?
Draeger: Für die Teilnahme hatte ich zwei Beweggründe. Der eine war, dass der Jakobsweg, den ich seit 2006 jährlich laufe, wegen Corona ausgefallen ist. Also brauchte ich eine neue Herausforderung. Als Ehemann in 27 Ehejahren und in der vierten Ehe hatte ich nie die Chance, einmal meinen eigenen Willen durchzusetzen.
Also habe ich die Entscheidung ohne meine Familie getroffen. Ich habe nichts bereut. Im Gegenteil, es war mehr als eine Win-win-Situation. Ich habe in dieser Isolation, in dieser Konfrontation mit Menschen, zu mir gefunden.
«Geh aufs Ganze!» reiht sich in nostalgische TV-Comebacks ein. Wie haben Sie die Rückkehr von «Wetten, dass..?» und «TV total» erlebt?
Boschmann: Klar spreche ich jetzt bei «TV total» im Sinne meiner Sendergruppe, aber bei jedem anderen Sender hätte ich auch gesagt: Der Pufpaff hat das unfassbar gut gemacht. Ich hatte das Gefühl, die Fussstapfen von Stefan Raab sind ihm ziemlich egal.
Er hat so souverän seine eigene Farbe gefunden, indem er Nostalgie gefeiert und trotzdem wach geblieben ist. Er geht auch wieder über Grenzen hinweg. Gerade in einem Zeitalter, wo viel über Cancel Culture gesprochen wird, sind Themen wichtig, bei denen man kurz innehalten muss. Dann ist da mal ein Witz ein bisschen drüber, aber genau deshalb ist er wichtig.
Draeger: Da kann ich nur zustimmen. Und «Wetten, dass…?» mit Thomas Gottschalk ist eben «Wetten, dass…?».
Zu Hause wird sich vorm Fernseher versammelt und wenn uns das in der Unterhaltung gelingt, haben wir alles richtig gemacht.
Konnten Sie sich in Thomas Gottschalk hineinversetzen?
Draeger: Ich kann nur für mich sprechen. Du kommst aus einem Format, wir haben 1700 Sendungen gemacht, da bist du selbstsicher, da macht dir keiner was vor. Jetzt kommt etwas Neues auf dich zu, wir reden von einem 20:15-Uhr-Sendeplatz am Freitag.
Das ist natürlich, bei aller Freude daran, eine Verantwortung ohne Ende. Nicht nur für dich, sondern für das gesamte Team, das diese auch spürt. Wenn die Latte so hoch liegt, dem dann gerecht zu werden, das ist schon ein bisschen furchteinflössend.
Welche TV-Shows wünschen Sie sich noch zurück?
Draeger: Für mich steht an oberster Stelle «Schlag den Raab», auch wenn der Star der Show jetzt hinter den Kulissen ist. Sie war für mich eine der tollsten Abendsendungen der letzten Jahre.
Egal, wie lange sie ging, ich habe bis zur letzten Sekunde geguckt und war gebannt. In Sachen Authentizität macht Raab keiner was vor. Der hat seine eigenen Kandidatinnen und Kandidaten oft angeblafft, aber keiner konnte ihm das übel nehmen.
Boschmann: Ich mutmasse, dass eine Rückkehr leider ausgeschlossen ist. Bei mir gibt es viele Sendungen, die ich mir immer wieder zurückwünsche, weil sie bei mir etwas ausgelöst haben. Aber ich komme immer wieder zum Punkt, wo ich denke, in Deutschland fehlt auch irgendwo noch diese eine Late Night.
Draeger: Genau, und das machst du dann Daniel! Ein Format à la Schmidt, mit dem beissenden Humor, der Leichtigkeit und dem Politwitz, das hast du sowas von drauf.
Boschmann: Als Randnotiz: Das haben wir nicht abgesprochen (lacht).