«Dooooooaaaaang!» - na, erkannt? Wer sich vor rund 25 Jahren von Jörg Draeger übers Ohr hauen liess, hörte ein unschönes Geräusch - und bekam einen Zonk. Nun ist die Gameshow «Geh aufs Ganze!» zurück.
der zonk
Daniel Boschmann (l-r), Zonk und Jörg Draeger in der 1. Staffel der Neuauflage der Kultshow "Geh aufs Ganze!". Foto: Frank Hempel/Seven.One Entertainment Group GmbH/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist wieder mal so weit, Jörg Draeger nestelt in seinem Zauber-Sakko, in dessen Taschen mehr Geldscheine zu stecken scheinen als in einem Bankautomaten.

Er schaut seinem Kandidaten, einem netten jungen Mann, tief in die Augen und macht ihm ein Angebot: Geld. Wenn er nicht Tor 3 nimmt. Dazu säuselt er: Was wäre er - Jörg Draeger - denn für ein furchtbarer Mensch, wenn er so einen sympathischen Kandidaten hinters Licht führen würde. «Dann müsste ich ein solcher Arsch sein, der ich nicht bin!»

Nun, man kann es kurz machen: Jörg Draeger ist in seiner Show-Rolle offenbar doch genau das. Sein Kandidat bleibt nämlich tapfer, schlägt jedes Geld aus und lässt im Fernsehstudio in Köln-Ossendorf schliesslich Tor 3 öffnen. Ergebnis: Er gewinnt eine ganz fantastische Reise in die Dominikanische Republik. Draeger hatte versucht, sie ihm abzuluchsen.

Das Alles könnte sich genau so 1996 abgespielt haben - tatsächlich schreiben wir aber den November 2021. Die Spielshow «Geh aufs Ganze!», die vor rund 25 Jahren täglich im Privatfernsehen lief, ist zurück. Die erste der jüngst aufgezeichneten Folgen ist am Freitag (26. November, 20.15 Uhr) auf Sat.1 zu sehen - nun als abendfüllende Primetime-Sendung. Nach «Wetten, dass..?» (ZDF) und «TV total» (ProSieben) ist es das dritte Show-Revival innerhalb kurzer Zeit.

Am Konzept hat der Sender, der dem mittlerweile 76 Jahre alten Show-Veteran Draeger schon im Sommer neue Sendezeit im Haus von «Promi Big Brother» gegönnt hatte, dabei gar nicht gross geschraubt. Im Kern geht es immer noch darum, aus verschiedenen Toren, Kisten oder Umschlägen auszuwählen. Kaum steht die Entscheidung, setzt Draeger ein maliziöses Lächeln auf und versucht, mit Geld an ihr zu rütteln. Wer sich verzockt, hört ein langes «Dooooooaaaaang» und bekommt nicht die erhoffte Reise oder ein fesches Fahrrad - sondern den Zonk. Wobei hier der erste Unterschied auffällig wird: Der Zonk kann in der Neuauflage laufen, während er früher mitunter bewegungslos wie ein Sack voll Schrauben hinter den Toren wartete.

Schon damals war nicht ganz klar, wer eigentlich prominenter ist - das rote Nieten-Maskottchen oder Draeger. Wichtiger ist auf jeden Fall Draeger, der aus eigentlich simplen Spielen kleine Dramolette aus Verführung und Hinterlist macht. Eine Fähigkeit, die man schlecht auf einer Moderatoren-Schule lernen kann. «Man kann mich nachts wecken und ich bin sofort wieder drin», sagt er.

In der Show trägt Draeger eher breite Krawatte und Einstecktuch. Den Beziehungsstatus seiner Kandidaten fragt er zudem konsequenter ab («Bist du verheiratet oder in einer festen Beziehung?») als manche Partnervermittlung. Das kann man mögen oder nicht, retro ist es auf jeden Fall. Für die neuen Elemente ist Moderator Daniel Boschmann zuständig, Jahrgang 1980, der «Geh aufs Ganze!» einst bei seiner Oma Maria mit einem Brotbrett auf den Beinen geschaut hat, wie er sagt.

Boschmanns Aufgabe ist es unter anderem, mit Draeger in den verbalen Schlagabtausch zu gehen und ihm die passenden Kandidaten aus dem Publikum zuzuführen. Er glaubt, dass die Retro-Welle ihre Gründe hat. Im Fernsehen habe es zuletzt viel Gegeneinander gegeben und drumherum viele schlechte Nachrichten aus aller Welt. «Da ist klar, dass sich viele Menschen nach etwas Eskapismus sehnen, nach einer guten Zeit», sagt er. «Und Unterhaltungsfernsehen macht ja genau das: unterhalten. Das heisst nicht, dass man alles andere ignoriert.»

Draeger selbst sagt, er habe gar nicht mehr an eine Rückkehr von «Geh aufs Ganze!», das zwischen 1992 und 1997 in Sat.1 und von 1999 bis 2003 bei Kabel eins lief, geglaubt. Dann sei eines Tages der Anruf gekommen. Mit seinem Image als mittelmässig beleumundeter Mann an der Seite des Zonks hat er offenbar aber nie gehadert.

«Den Zonk habe ich überall dabei. Als wir auf Teneriffa gelebt haben, hatte ich unten im Pool keine Seerose aus Mosaiksteinchen - sondern einen riesengrossen Zonk», sagt Draeger. Der hänge bei ihm auch in jedem Zimmer. «Ich habe da eine Nische gefunden, in der ich mich sauwohl fühle.» Nun wird das Tor zur ihr noch mal ganz weit geöffnet.

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