Barbie ist blond, langbeinig und gertenschlank. Oder doch nicht? Die Puppe hat sich in ihren 60 «Lebensjahren» stark gewandelt.
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Ein Mädchen beim Barbie-Shopping. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Barbie feiert ihren 60. Geburtstag.
  • Die Puppe ist dafür bekannt, einem westlichen Schönheitsideal zu entsprechen.
  • Hersteller Mattel hat sich in den letzten Jahren um mehr Vielfalt bemüht.

Am 09. März feiert Barbie ihren 60. Geburtstag.

Je vielfältiger die Gesellschaft wird, desto mehr muss sie sich wandeln. Hersteller Mattel bemüht sich um moderne Puppen, gibt alte Schönheitsideale aber nicht ganz aus der Hand. An ihrem 60. Geburtstag scheint klar: Vollständig wird die Kollektion wohl nie sein.

Barbie mit Kopftuch, mit Afro, im Rollstuhl. Dazu Barbie als kurvigere oder kleinere Frau und als Asiatin, Afrikanerin oder Lateinamerikanerin. Von ihrem Image als Blondine mit langen Beinen, Wespentaille und prallem Busen hat sich die berühmteste Puppe der Welt verabschiedet. Beendet ist die Debatte darüber, wie sie auszusehen und welche Rollenmuster sie Kindern zu vermitteln hat, noch lange nicht.

Mit neuen Designs bemüht sich Spielzeughersteller Mattel, die bisher zu wenig vertretenen Frauentypen, Körperformen und Kleidungsstile besser zu berücksichtigen. Oft wird kritisiert, dass ein Modell zu spät auf den Markt komme oder sich nach veralteten Schönheitsidealen richte. Der Versuch, alle Menschentypen nachzubauen, ist ein ständiges Ringen um die Frage, wie realistisch eine Puppe eigentlich auszusehen hat.

Barbie im Rollstuhl

So war es zuletzt Anfang Februar, als Mattel eine Puppe im Rollstuhl sowie eine mit abnehmbarer Bein-Prothese ankündigte. 60 Jahre zu spät, wie das Magazin «Forbes» urteilte. 1997 gab es vorübergehend zwar Becky mit Rollstuhl. Aber der rosafarbene Rollstuhl passte nicht durch die Eingangstür im Barbie-Puppenhaus und auch nicht in den Aufzug.

Irgendwann wurde die Becky-Produktion wieder gestoppt, obwohl allein in den ersten zwei Wochen in den USA 6000 Stück verkauft wurden. Die Rollstuhl-Barbie war an den Hürden einer nicht-barrierefreien Barbie-Welt gescheitert.

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Die Rollstuhl-Barbie wurde 1997 erstmals vorgestellt. - Keystone

Mattel musste den über Jahrzehnte gewachsenen Bekanntheitsgrad der Puppe teils aufgeben und neu erarbeiten. Das kann ein Grund dafür sein, dass die Modernisierung nur schrittweise vorangekommen war.

«Wenn die Menschen die Augen schliessen und an Barbie denken, sehen sie einen bestimmten Körper. Wenn dieser Körper sich ändert, könnte sie an Status verlieren», schrieb das «Time»-Magazin 2016. «Schlimmer noch: Einige Kunden mögen die neue Version vielleicht nicht.»

Insgesamt hat die Puppe einen beeindruckenden Wandel hingelegt, seit sie 1959 auf der Spielwarenmesse in New York vorgestellt wurde. Vom Audrey-Hepburn-Look in den 50ern ging es über die sonnengebräunte «Malibu Barbie» zur emanzipierten Barbie der 80er und 90er. Sie arbeitete als Ärztin, Astronautin, Feuerwehrfrau oder Managerin. 1992 kam die Präsidentschaftskandidatin auf den Markt — 24 Jahre, bevor Hillary Clinton gegen Donald Trump antrat.

Plastik-Boy Ken

Mit dem gefühlt wachsenden Interesse für Klatsch-Nachrichten wurde nach der Jahrtausendwende auch Barbies Liebesleben ein Thema. Hatte Plastik-Boy Ken seit 1961 an ihrer Seite gestanden, gab Mattel 2004 die Trennung der beiden bekannt. Das Traumpaar wurde 2011 wieder zusammengeführt.

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Barbie und ihr Traummann Ken werden von Margot Robbie und höchstwahrscheinlich Ryan Gosling zum Leben erweckt. - Keystone

Obwohl Barbie lange als sexistisch galt, dürften ausgerechnet selbstbewusst-feministische Stars wie Beyoncé und #MeToo-Initiatorin Tarana Burke die Verkäufe angekurbelt haben.

Zum Jahreswechsel verhalfen starke Verkäufe im Weihnachtsgeschäft dem angeschlagenen Branchenriesen wieder zu schwarzen Zahlen. Zuvor hatten ihr vor allem die «Bratz» und «Moxie Girlz» von der Firma MGA Konkurrenz gemacht.

«Career Dolls»

Mattel feilt mit den «Career Dolls» (Karriere-Puppen) weiter am Image der Puppe, die mit vollem Namen Barbara Millicent Roberts heisst. Unter den Heldinnen ist die Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad, Filmemacherin Patty Jenkins und Flugpionierin Amelia Earhart.

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Die Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad hält die erste Barbie mit Hijab. - Keystone

Bei der feministischen Ikone Frida Kahlo ging der Schuss nach hinten los: Mattel hielt zu sehr an klassischen Schönheitsidealen fest. Die Kahlo-Puppe ähnelt dann auch der mexikanischen Malerin — Markenzeichen waren ihr Damenbart und ihre zusammengewachsenen Augenbrauen — nur entfernt.

Vollständig sein wird die Kollektion wohl nie. Heute fehlen aus Sicht von Kritikern etwa eine Transgenderpuppe und ein schwules Paar. Matt Jacobi und Nick Caprio aus Arizona legten im Dezember deshalb selbst Hand an. Sie kauften das rosafarbene Hochzeits-Set, nahmen die Barbie aus der Box und setzten einen zweiten Ken hinein.

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