«Dumbo» gehört zu den Klassikern der Zeichentrickfilme aus dem Hause Disney. Nun wurde die Geschichte des fliegenden Zirkuselefanten neu aufgelegt. Der für schaurig-schräge Kinofilme bekannte Regisseur Tim Burton inszenierte ein prominentes Ensemble.
Die Akrobatin Colette Marchant (Eva Green) und der kleine Elefant Dumbo im Netz. Foto: Disney Enterprises
Die Akrobatin Colette Marchant (Eva Green) und der kleine Elefant Dumbo im Netz. Foto: Disney Enterprises - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • 1941 eroberte «Dumbo, der fliegende Elefant» die Herzen der Kinozuschauer.

Eine rührende Geschichte über einen Zirkuselefanten, der wegen seiner Segelohren verspottet wird und am Ende alle überrascht.

«Sehen Sie den genialsten, liebenswertesten und wunderschönsten Zeichentrickfilm, den Walt Disneys wundertätige Künstler je mit ihren magischen Pinseln geschaffen haben», jubelte Filmkritiker Bosley Crowther damals in der «New York Times». Ob er recht hatte - Ansichtssache. «Dumbo» wurde jedenfalls ein Klassiker, auch in Deutschland, wo er erst 1952 zu sehen war. Jetzt gibt es eine Neuauflage mit Danny DeVito, Colin Farrell, Eva Green und einem Kurzauftritt von Lars Eidinger. Ein spannender Film mit gruseliger Unternote, der für jüngere Kinder eindeutig zu unheimlich ist.

Regisseur Tim Burton erweckt den Zeichentrickklassiker mit atmosphärisch dichten, wunderschön gefilmten Bildern zu neuem Leben. Einmal mehr lebt er seine Vorliebe für schrägen Humor und schaurig-schöne Fantasiewelten aus, wie man das aus Filmen wie «Alice im Wunderland» oder «Sleepy Hollow» kennt. Die Zirkuswelt - wie geschaffen für den Regisseur? Nicht unbedingt. «Ich war nie ein grosser Zirkus-Freund wegen der eingesperrten Tiere, den Clowns, den todesverachtenden Nummern, bei denen ich mich immer unwohl gefühlt habe», sagt der 60-Jährige. «Aber die Idee dahinter hat mich natürlich berührt, sich einer schrägen Familie von Aussenseitern anzuschliessen, die nicht in die normale Gesellschaft passen.» Und so ist sein Zirkus ein Sammelbecken für skurrile, heimatlose Gestalten.

Danny DeVito bangt als Zirkusdirektor Max Medici um seine Existenz. Sein einstiger Star Holt Farrier (Colin Farrell) hat im Krieg einen Arm verloren und kann nicht mehr Dressurreiten. Eine Katastrophe, ebenso wie der Babyelefant, der mit riesigen Ohren geboren wird. Medici befürchtet den Spott der Zuschauer und hält das seltsame Tier geheim. Doch eines Tages beobachten Holts Kinder Milly und Joe etwas Unglaubliches: Dumbo kann dank seiner Segelohren fliegen. Medici ist begeistert und wittert viel Geld, ebenso wie der zwielichtige Unternehmer Vandevere (Michael Keaton). Mit Hilfe der Luftakrobatin Colette (Eva Green) will der Geschäftsmann Dumbo zur Hauptattraktion seines Abenteuerparks «Dreamland» machen und schmiedet einen bösen Plan.

Einige Dinge, die man aus dem fast 80 Jahre alten Zeichentrickfilm kennt, sind in der Neufassung verschwunden. Der Aussenseiter Dumbo bekommt keine Hilfe von einer Zirkusmaus, sondern von den Kindern Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins). Sie wollen den einsamen und traurigen Elefanten mit seiner Mutter zusammenbringen. Verschwunden ist auch die berühmte Szene, in der Dumbo und die Maus Champagner trinken und am Ende so betrunken sind, dass sie im Rausch rosa Elefanten und andere Wunderdinge vorbeiziehen sehen.

Die grösste Veränderung ist der Blickwinkel. Statt aus der Perspektive der Tiere erzählt Burton aus Sicht der Zirkusleute. So verschieben sich die Konflikte hin zu menschlichen Problemen: Die Kinder, die um ihre Mutter trauern. Ihr Vater, der nicht weiss, wie er als einarmiger Kriegsveteran seine Familie ernähren soll. Oder der kugelige, quirlige Zirkusdirektor, der aus Angst vor der Pleite sogar einen Pakt mit dem intriganten Vandevere eingeht. Und nicht zuletzt die Akrobatin Colette, die von einer besseren Zukunft träumt.

Burton verwebt all diese Schicksale zu einem spannenden Abenteuer, dem jedoch die Innigkeit der Vorlage fehlt. In einzelnen Momenten wird die alte Magie spürbar, etwa wenn Sharon Rooney das altbekannte Schlaflied «Baby Mine» singt, bei dem Dumbo und seine Mutter in Zärtlichkeit verbunden sind. Doch die vielen menschlichen Dramen lenken letzten Endes von Dumbos Schicksal ab und lassen die feine Melancholie vermissen, die den Filmklassiker durchzieht.

Zudem wirkt der Film seltsam unentschieden. Eigentlich ist «Dumbo» ein schönes Märchen für Kinder. Doch viele Szenen sind dafür zu unheimlich, vor allem in Vandeveres «Dreamland», einem trostlosen Ort des schrillen Vergnügens, wo Gruselgestalten wie in der Geisterbahn lauern und wilde Tiere hinter Gittern dahin vegetieren. Genau hier steckt eine Botschaft des Films: In Gefangenschaft haben Tiere nichts verloren.

Dumbo, USA 2019, 114 Min., FSK ab 6, von Tim Burton, mit Danny DeVito, Eva Green, Colin Farrell

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