Sein Antritt ist mit hohen Erwartungen verbunden: Kirill Petrenko übernimmt in der kommenden Spielzeit die Berliner Philharmoniker. Ein wenig bange ist dem Dirigenten dabei schon.
Kirill Petrenko tritt die Nachfolge von Sir Simon Rattle an. Foto: Sophia Kembowski
Kirill Petrenko tritt die Nachfolge von Sir Simon Rattle an. Foto: Sophia Kembowski - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zweimal die Neunte: Seine Ära als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker startet Kirill Petrenko mit einem Paukenschlag.

Mit Ludwig van Beethovens 9. Symphonie gehe es zum Start in der Philharmonie am 23. August und einen Tag später unter freiem Himmel am Brandenburger Tor mit dieser «Initialzündung» los, sagte Petrenko am Montag bei der Vorstellung seiner Pläne mit dem Orchester in der Saison 2019/20.

Nur dieses Werk sei für den Beginn seiner Zeit in Berlin infrage gekommen. «Die Neunte enthält alles, was uns als Menschheit auszeichnet - das Gute und das Böse», sagte Petrenko. Das Konzert am Brandenburger Tor ist Teil der Feiern zum 30. Jahrestag des Mauerfalls.

Petrenko (47), der bis Mitte 2020 auch Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München bleibt, tritt die Nachfolge von Sir Simon Rattle an. Als siebter Chefdirigent in der Geschichte der Philharmoniker sei er sich der hochgesteckten Erwartungen an ihn bewusst. «Ich war immer wieder einem solchen Druck ausgesetzt» - als zunächst unbekannter Dirigent in Meiningen, später an der Komischen Oper «im eisigen Berliner Winter» und danach, als er in München in die Fussstapfen grosser Dirigenten trat. Ein bisschen Angst sei immer im Spiel: «Wir müssen mit diesem Erwartungsdruck umgehen können.»

Das Orchester hatte Petrenko 2015 zu Rattles Nachfolger gewählt - nach einer langwierigen Suche, bei der zunächst auch viele andere Namen ins Spiel kamen. Die Philharmoniker seien eine «Energiequelle» - er müsse lernen, damit umzugehen und zu steuern, sagte Petrenko. Der Dirigent erinnerte sich, erstmals in seiner russischen Heimat das Orchester gehört zu haben - in Rundfunkaufnahmen mit Wilhelm Furtwängler (1886-1954), die nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsbeute nach Moskau kamen und jüngst von den Philharmonikern neu aufgelegt wurden.

In seiner ersten Spielzeit werde er mit dem Orchester auf Tournee durch Deutschland und Europa gehen. Zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz spielt das Orchester in Tel Aviv und in Jerusalem - «hochpolitisch», wie Intendantin Andrea Zietzschmann die Rückkehr des Orchesters nach Israel nach mehr als zwei Jahrzehnten nannte.

Er wolle vergessene Komponisten wiederentdecken, in der kommenden Saison etwa den Tschechen Josef Suk (1874-1935) und den Franko-Amerikaner Edgard Varese (1883-1965). Im Mittelpunkt solle weiterhin aber das deutsch-österreichische Repertoire des 19. Jahrhunderts stehen - etwa Anton Bruckner und Gustav Mahler. Er könne dabei an die Spieltradition des Orchester anknüpfen.

Zu den Höhepunkte von Petrenkos erster Saison in Berlin gehören weitere Konzerte zum 250. Geburtstag Beethovens. So planen die Philharmoniker auch die «Missa Solemnis» und die Oper «Fidelio». Innerhalb von zwei Tagen spielen die Musiker des Orchesters bei einem Beethoven-Marathon am 25. und 26. April 2020 alle Streichquartette und weitere Werke für Kammermusik des Komponisten.

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