Bei seiner offiziell letzten Pressekonferenz in Europa gibt Astronaut Maurer Einblicke in sein Gefühlsleben. Nach hartem Training ist der Esa-Raumfahrer froh, dass es in knapp sieben Wochen losgeht ins All.
Matthias Maurer pflanzt in Köln einen Baum. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Matthias Maurer pflanzt in Köln einen Baum. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Unterwassertraining in einem schweren Raumanzug und in russischer Sprache war für den deutschen Astronauten Matthias Maurer das Härteste bei der Vorbereitung auf seinen Ende Oktober geplanten Raumflug.

Die Übungen seien körperlich und geistig total anstrengend gewesen, sagte der 51 Jahre alte Saarländer am Donnerstag in Köln. Er müsse aber völlig konzentriert sein, wenn er rund 400 Kilometer über der Erde zu dem vorgesehenen Ausseneinsatz ins All aussteige. «Ich möchte ja nicht wegdriften und zu Weltraumschrott werden», sagte der Astronaut der Europäischen Raumfahrtagentur Esa.

Maurer fliegt voraussichtlich am 31. Oktober von den USA aus mit den Nasa-Astronauten Raja Chari und Thomas Marshburn sowie der Nasa-Astronautin Kayla Barron für ein halbes Jahr zur Internationalen Raumstation ISS. Er wird dann der zwölfte Deutsche im All und der vierte Deutsche auf der ISS sein. Die Besatzung fliegt mit einem «Crew Dragon»-Raumschiff vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX zum Aussenposten der Menschheit. Geplant sind dort zahlreiche Experimente, etwa zum Muskelaufbau.

«Ich freue mich natürlich, dass es jetzt soweit ist», sagte Maurer. «Nun geht es endlich los Richtung Weltraummission.» Er hat sich fast 13 Jahre lang auf die Reise vorbereitet - unter anderem mit Übungen unter Wasser, wo Astronauten die Arbeit in der Schwerelosigkeit trainieren. Maurer wird als erster Deutscher einen Ausseneinsatz in einem russischen Raumanzug absolvieren - ein «herausragendes Abenteuer», wie er sagte. Im Russischen sei er leider «nicht ganz so fit» wie im Englischen. «Aber wenn es hart auf hart kommt, steht im Kontrollzentrum auf der Erde eine Dolmetscherin bereit.»

Knapp sieben Wochen vor seinem geplanten Flug pflanzte Maurer in Köln ein Bäumchen und will damit auch eine Tradition begründen. Vor ihrem Raumflug würden Astronauten am russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan seit Jahrzehnten ein Bäumchen pflanzen, sagte er. «Und da ich nicht von Kasachstan starten darf, sondern mit einer ganz neuen amerikanischen Kapsel, habe ich den Wunsch geäussert, dass auch ich ein Bäumchen pflanzen darf und damit vielleicht eine neue Tradition hier im Astronautenzentrum starte.» Der Amberbaum sei aber mehr als nur ein Baum, sagte Maurer. «Er ist auch ein Symbol dafür, dass Raumfahrt am Wachsen ist - weltweit, aber auch in Europa.»

Europas Raumfahrtchef Josef Aschbacher sieht viel Potenzial in Europa für die Nutzung und Erforschung des Weltalls. «Europa hat exzellente Technologie und gute Ingenieure, das ist ein sehr guter Ausgangspunkt», sagte der Esa-Generaldirektor. Es gebe grossen Bedarf an Weltraumaktivitäten, etwa für Navigation und Telekommunikation, und in Bereichen wie Energie, Klima und Agrarwirtschaft. Die Esa wolle durchaus auch einmal einen Menschen zum Mond schicken, sagte Aschbacher. Wer dies sein könnte, sei aber längst noch nicht entschieden. Maurer sei jedoch «ein fantastischer Kandidat».

Für Aufmerksamkeit sorgte die Nachricht, dass auf der ISS Rauch in einem russischen Segment ein Alarmsignal ausgelöst hatte. Maurer reagierte gelassen. Im Unterschied zur amerikanischen Seite der ISS funktioniere das System auf der russischen Seite etwas anders. «Dort kommt öfters mal Staub in die Optik, das sind optische Sensoren, und die erzeugen dann erst einmal einen Rauchalarm. Das ist noch kein Feueralarm.» Maurer fliegt bereits in den nächsten Tagen zum Start in die USA. Zum Abschied versprach er in Köln: «I'll be back.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Raumstation ISSRaumfahrtEnergieWasserSpaceXMondNasaErdeISS