Anna Wintour – ein Leben für die «Vogue»
Nach 37 Jahren legt Anna Wintour ihre Position als Chefredakteurin der «Vogue» nieder. Ein Grund, auf das bewegte Leben der Grand Dame der Mode zu werfen.

Das Ende einer Ära ist in der Modewelt eingeläutet. Nach fast vier Jahrzehnten an der Spitze der US-«Vogue» legt Anna Wintour ihr Amt als Chefredakteurin nieder.
Damit tritt eine der prägendsten Führungspersönlichkeiten des Modejournalismus zurück. Wintour, deren Markenzeichen Bob-Frisur und Sonnenbrille sind, hat das Magazin weltweit bekannt gemacht.
Ihr Rückzug markiert einen tiefgreifenden Wandel für die «Vogue» und die gesamte Branche. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin läuft bereits.
Ein Kind aus gutem Hause
Anna Wintour wurde 1949 in London als Tochter einer wohlhabenden Familie geboren. Ihr Vater, selbst ein angesehener Zeitungsredakteur, öffnete ihr früh die Türen zur Medienwelt.

Schon als Jugendliche zeigte Anna ein ausgeprägtes Gespür für Trends und Individualität, was sie von Anfang an von anderen unterschied. Ihr selbstbewusstes Auftreten und ihr Mut, gegen den Strom zu schwimmen, prägten ihren weiteren Weg.
Die britische Herkunft und ihre Erziehung in einem intellektuellen Umfeld legten das Fundament für ihren späteren Führungsstil: kühl, analytisch und kompromisslos. Diese Eigenschaften sollten zu ihrem Markenzeichen werden.
Aufstieg in der Modewelt
In den 1970er Jahren startete Anna Wintour ihre Karriere im Modejournalismus, zunächst als Assistentin bei «Harper’s Bazaar». Bald wechselte sie in die USA und arbeitete sich bei verschiedenen Magazinen, darunter das «New York Magazine», nach oben.

Ihr Durchbruch kam 1988, als sie zur Chefredakteurin der amerikanischen «Vogue» berufen wurde. Gleich ihr erstes Cover sorgte laut «Focus» für Aufsehen: Ein Model in Jeans und teurem Pullover – ein Tabubruch, der die Modewelt elektrisierte.
Mit ihrer klaren Vision und Innovationskraft machte sie die «Vogue» zum wichtigsten Modemagazin der Welt. Sie setzte neue Massstäbe und brachte frischen Wind in eine Branche, die zuvor von Traditionen geprägt war.
Anna Wintour revolutionierte die «Vogue»
Anna Wintour revolutionierte laut «Woman» das Magazin, indem sie Prominente statt ausschliesslich Models aufs Cover brachte. Diese Entscheidung machte die «Vogue» zum Spiegel gesellschaftlicher Trends und öffnete sie für ein breiteres Publikum.

Unter ihrer Leitung wurde die September-Ausgabe zum wichtigsten Heft des Jahres und zum zentralen Medium der Modebranche. Ihre Fähigkeit, Trends früh zu erkennen und zu setzen, verschaffte ihr den Ruf als «Queen of Fashion».
Wintour etablierte auch Schwester-Magazine wie «Teen Vogue» und «Men’s Vogue» und baute das Medienimperium aus.
Eine starke Frau in einem harten Geschäft
Anna Wintour gilt als die mächtigste Frau der Modewelt. Die grössten Modeschöpfer warten mit ihren Shows, bis sie in der ersten Reihe Platz genommen hat.
Ihre Entscheidungen sind gefürchtet, aber auch respektiert. Wintour hat zudem die Met Gala zur wichtigsten Modeveranstaltung der Welt gemacht und engagiert sich für die Förderung junger Designer.

Ihr Einfluss reicht bis in die Politik und Kultur, was ihr den Spitznamen «inoffizielle Bürgermeisterin von New York» einbrachte. Während der Corona-Pandemie kritisierte sie laut «Spiegel» öffentlich Donald Trumps Krisenmanagement.
Fester Bestandteil der Popkultur
Das Leben und Wirken der 75-Jährigen inspirierten Bücher und Filme. Man denke nur an «Der Teufel trägt Prada», in dem Meryl Streep eine an sie angelehnte Figur verkörpert.

Die Dokumentation «The September Issue»gewährte zudem einen seltenen Einblick in ihre Arbeitsweise und den Entstehungsprozess der wichtigsten «Vogue»-Ausgabe. Für ihre Verdienste wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Order of the British Empire durch Königin Elizabeth II.
«Vogue» steht vor Herausforderung
Mit dem Rückzug von Anna Wintour wird die Suche nach einer neuen Chefredakteurin zur grössten Herausforderung für Condé Nast. Die Nachfolge gilt als schwer zu besetzen, da Wintour das Magazin über Jahrzehnte dominiert hat.
Wintour bleibt dem Verlag als globale Redaktionsleiterin und höchste inhaltliche Verantwortliche erhalten. Damit wird sie weiterhin Einfluss auf die weltweite Ausrichtung der «Vogue» nehmen.
Der Verlag betont, dass die Marke «Vogue» weiterhin innovativ und relevant bleiben soll. Die Zukunft des Magazins bleibt dennoch spannend und offen.