Schriftsteller Paul Nizon wird 90 Jahre alt

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Frankreich,

Der in Paris lebende Schweizer Schriftsteller Paul Nizon feiert heute Donnerstag seinen 90. Geburtstag.

Paul Nizon
Paul Nizon wird 90 Jahre alt. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Paul Nizon feierte seinen 90. Geburtstag.
  • Er schrieb unter anderem die Bücher «Canto» und «Das Jahr der Liebe».

Paul Nizon ist eine solitäre Gestalt in der Schweizer Literatur. Sein Werk ist ganz der Sprache verpflichtet, als Person pflegt er eine weltmännische Eleganz. Am heute Donnerstag feiert er in Paris seinen 90. Geburtstag.

Paul Nizon – Pariser mit Schweizer Pass

In der Vorrede zu einem Gespräch mit Philippe Derivière hielt Paul Nizon 2005 fest: «Ich selber verstehe mich als Pariser Schriftsteller deutscher Sprache mit Schweizer Pass» – um anzufügen: «Aber im Grunde gehöre ich einfach der Republik Nizon an.»

Seit mehr als vierzig Jahren wohnt Paul Nizon als Schriftsteller in Paris. Es war nicht nur die helvetische «Engnis der Enge». Wie er sie 1970 im «Diskurs in der Enge» festhielt, die ihn 1977 in die Flucht trieb. Paris steht auch für den Versuch, Leben und Schreiben radikal miteinander zu verbinden.

Nizon kam 1929 als Sohn eines russischen Emigranten und einer Schweizerin in Bern zur Welt. Schon als Jugendlicher wusste er, dass er Schriftsteller werden wollte. Ein Studium der Kunstgeschichte und die Arbeit als Kunstkritiker für die NZZ und die Weltwoche waren bloss Umwege.

Canto

1963 schrieb Nizon zum Auftakt des Prosabands «Canto»: «Mir wird es zu eng». Und ein paar Seiten später antwortete der Erzähler auf die Frage, was er denn zu sagen habe, unumwunden: «Nichts, meines Wissens. Keine Meinung, kein Programm, kein Engagement, keine Geschichte, keine Fabel, keinen Faden.»

Diese Antwort und jenes Gefühl sind charakteristisch. Es geht Paul Nizon nicht um das beengende Was, sondern darum, wie einer schreibt. Allein die «Schreibpassion in den Fingern» sollen den Dichter hinein in den Rausch der Sprache verführen.

Befreiung und Erinnerung

Das erste Wort in «Canto» heisst allerdings «Vater». Es verrät einen zweiten Erzählkern. Das Buch ist auch der väterlichen Erinnerung gewidmet.

«Das Nachsinnen über die Beunruhigung seines frühen Todes» hat Paul Nizon unlängst als eine der Quellen für sein Schreiben bezeichnet. Befreiung und Erinnerung bedingen einander.

Die frühen Bücher beschreiben Variationen der Flucht. Nebst «Canto» gehört das Reiseprotokoll «Untertauchen» von 1972 dazu oder drei Jahre später der Roman «Stolz». Darin beschreibt Nizon die Irrwege seines gleichnamigen Titelhelden durch den Spessart. Im Gepäck hat er eine Arbeit über van Gogh, über den Nizon 1957 promovierte.

Das Jahr der Liebe

Mit dem Roman «Das Jahr der Liebe» gelang ihm 1981 der Durchbruch – und sei es nur als ein Geheimtipp. Hartnäckig hält der Ich-Erzähler die Spannung zwischen der Isolation und dem pulsierenden Treiben draussen aus. «Ich werfe mich ins Leben, wie ich mich ans Schreiben klammere.»

Wer sich derart hartnäckig seiner Existenz vergewissert, hat für Skepsis nicht zu sorgen. Seine elegantes Auftreten sowie die «gewisse Theatralik in meinem Lebenslauf» haben immer wieder zu Missverständnissen geführt. Seine Selbstbeobachtung wird gerne als selbstgefällig abgetan. Was solls, mit 90 Jahren nimmt es Paul Nizon in Kauf.

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