Hochseil-Artist Freddy Nock musste sich heute vor Gericht verantworten. Er wurde der versuchten vorsätzlichen Tötung schuldig gesprochen.
Interview mit Simon Burger, leitender Staatsanwalt Aargau. - Nau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Freddy Nock stand heute in Zofingen AG vor Gericht.
  • Der 54-Jährige soll versucht haben, seine Ehefrau zu töten.
  • Nun wurde er zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von 2,5 Jahren verurteilt.

19:43 Glaubwürdigkeit bei Frau Nock gegeben

Gerichtspräsidentin Jacober macht deutlich, dass die Aussagen von Frau Nock glaubwürdig seien, weil ihre Aussagen über längere Zeit gleich blieben.

19:30 Urteil

Mit fast eineinhalb Stunden Verspätung eröffnet das Gericht das Urteil. Es spricht den Angeklagten im Punkt versuchte vorsätzliche Tötung schuldig. Der Artist muss daher 2.5 Jahre ins Gefängnis, wovon er 10 Monate absitzen muss. Dazu wird Nock drei Monate in Schutzhaft verbringen.

In den Punkten Gefährdung des Lebens und vorsätzliche Körperverletzung wird der Hochseiltänzer freigesprochen.

12:46 Freddy Nock spricht erstmals

Freddy Nock betont, dass ihm die Kinder das wichtigste sind am heutigen Tag. Zu allem anderen wolle er nichts mehr sagen.

Damit endet die Verhandlung. Das Gericht zieht sich nun zurück und will bis 18 Uhr ein Urteil fällen.

12:40 «Frau Nock will den Angeklagten belasten»

Verteidiger Studer stimmt zwar zu, dass die Nebenschauplätze natürlich nicht direkt relevant sind in diesem Fall. Allerdings nutze die Klägerin diese Nebenschauplätze, um Freddy Nock in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.

12:36 Nock versucht abzulenken

Staatsanwalt Burger sagt, man würde die Aussagen Freddy Nocks sehr ernst nehmen, nur versuche dieser, immer wieder Nebenschauplätze ins Zentrum der Diskussion zu stellen. Es gehe nicht um den Alkohol- und/oder den Drogenkonsum der Klägerin, sondern um die Gewalttaten, die hier vor diesem Gericht verhandelt werden. Zudem hätten die Kinder die Taten zwar nicht gesehen, wohl aber gehört. Diese Aussagen würden sich decken.

Der Verteidiger hat nun wieder das Wort.

12:16 Rettungs- und nicht Tötungsabsicht

Studer führt weiter aus, weist darauf hin, dass die Aussagen der Kinder und von Frau Nock zu hinterfragen sind. Gerade den Versuch der versuchten Tötung hält er für absurd. Erstens habe es den Vorfall mit dem Kissen nicht gegeben und Freddy Nock hätte wohl kaum seine Frau wiederbeleben wollen, wenn er sie hätte töten wollen.

Der Verteidiger schliesst damit sein Plädoyer. Das Wort hat nun wieder der Staatsanwalt.

11:56 Ex-Frau verneint Gewalttaten

Dass Freddy Nock kein gewalttätiger Mensch sei, stützt der Verteidiger auf die Aussage Brigitte Nock, Freddy Nocks Ex-Frau. Sie habe bestätigt, dass der Angeklagte niemals gewalttätig gewesen war.

Dass Nock heute keine Aussage machen wollte, hänge mit der grossen Medienpräsenz an der heutigen Verhandlung zusammen. Da nächste Woche ein weiterer Prozess im Sorgerechtsstreit ansteht, wolle Nock lieber keine als eine falsche Aussage machen.

11:46 Glaubwürdigkeit ist nicht gegeben

Der Verteidiger zweifelt die Glaubwürdigkeit von Ximena Nock und ihren Kindern an. Die Ereignisse seien teilweise zu lange her, als dass man sich noch daran erinnern könnte. Zudem hätte Frau Nock immer wieder widersprüchliche Aussagen gemacht. Die Klägerin habe sich den Sachverhalt zurechtgelegt und könne sich vor Gericht nicht mehr an Details erinnern.

Ximena Nock sei redegewandter als Freddy Nock und dichte sich das heutige Strafverfahren somit zusammen. Sie habe nur die Absicht, den Angeklagten schlecht zu machen.

11:42 «Die Vorwürfe sind haltlos»

Rudolf Studer kommt nun auf die Würgeattacken und Schläge zu sprechen. Diese seien medizinisch nicht belegt. Freddy Nock habe lediglich versucht, sich gegen die Angriffe in Form von Kratzen und Treten seiner Frau zu wehren. Es seien also beide Beteiligten gewalttätig gewesen.

Es erscheine zudem unglaubwürdig, dass die Frau nach den heftigen Würgeangriffe auf dem Bett liegen geblieben ist, obwohl sie hätte flüchten können. Weiter sei Nock selbst auch «kein Riese» und könne damit wohl kaum eine Frau mit einer oder zwei Händen am Hals eine Treppe hinauftragen. Dies gelte auch für die Provokation während des Schlagens, während der Frau Nock Freddy Nock dazu aufforderte, noch mehr zuzuschlagen. Aus der Sicht des Verteidigers würde dies keine normale Person tun.

11:24 Tränen bei Freddy Nock

Das detaillierte Plädoyer Studers ist zu viel für Freddy Nock. Der Seilartist bricht in Tränen aus und scheint mitgenommen.

11:19 Alkoholkonsum und Vernachlässigung

Der Verteidiger führt aus, dass die Beziehung zwischen Freddy und Ximena Nock nach anfänglichen Einklang vermehrt durch Streitereien geprägt war. Frau Nock habe regelmässig getrunken und sei auch regelmässig Treppen hinuntergestürzt.

Sie sei regelmässig sehr eifersüchtig und aggressiv gewesen. Zudem habe sie den gemeinsamen Sohn Leo wegen des Alkoholkonsums immer wieder vernachlässigt. Die Würgeangriffe und die Verletzungen bei Frau Nock kommen bisher nicht zur Sprache.

11:08 Verteidiger eröffnet sein Plädoyer

Nocks Verteidiger Rudolf Studer stellt gleich zu Beginn des Plädoyers klar, dass der Angeklagte von allen Vorwürfen freizusprechen sei. Die Verhandlungskosten sollen fallengelassen und Nock eine Entschädigung von 48'000 Franken Genugtuung zugesprochen werden.

Der Verteidiger argumentiert, dass der Fall ein Beispiel dafür sei, dass den Aussagen der Frau in Beziehungsdelikt mehr Gewicht gegeben wird. Man habe die Vorwürfe gegen die Ehefrau nicht genügen aufgenommen.

11:02 Staatsanwalt fordert 7,5 Jahre Haft

Der Staatsanwalt fordert für Freddy Nock nach Berücksichtigung aller Straftaten 7,5 Jahre Haft. Zudem soll der Angeklagte für die Verfahrenskosten aufkommen.

10:57 Eventualvorsätzliche Tötungsabsicht

Burger nimmt nun Stellung zu den vorgeworfenen Gewaltaten. In allen Taten sieht der Staatsanwalt eine lebensbedrohliche Situation. Besonders die Tat nach dem Swiss Awards müsse beachtet werden.

In diesem Fall handle es sich um eine eventualvorsätzliche Tötungsabsicht, auch wenn Freddy Nock versucht habe seine Frau wiederzubeleben. Denn ein solches Verhalten sei bei Tötungsdelikten typisch. Es sei daher nicht entscheidend, dass Nock seine Frau habe wiederbeleben wollen, sondern was er zum Zeitpunkt der Tat gedacht habe.

10:46 Nock sieht Fehler bei seiner Frau

Burger kommt zum Schluss, dass Nock seine Frau immer als die Schuldige darstelle. So habe sie ein Alkohol- und Drogenproblem und habe ihn auch immer wieder aufgefordert, Kokain zu besorgen. Für den Angeklagten sei seine Frau eine «psychisch Gestörte», die sich nicht unter Kontrolle habe.

10:32 Auch entlastende Aussagen

Burger führt weiter aus, dass die Angeklagte auch deswegen glaubhaft sei, weil sie nicht nur belastende Aussagen gegen Freddy Nock machte. So habe sie beispielsweise ausgesagt, dass Nock sie wiederbeleben wollte, als sie sich totgestellte. Hätte sie Freddy Nock schaden wollen, hätte sie dies gemäss der Staatsanwaltschaft nicht getan.

Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, Freddy Nock in den Medien fertigzumachen. Sie habe allerdings darauf verzichtet, weil sie den Ruf ihres Mannes nicht schädigen wollte.

10:20 Plädoyer Staatsanwaltschaft

Der Staatsanwalt beschreibt Freddy Nock als gewalttätigen, drogenkonsumierenden und finanziell schlecht abgesicherten Mann. Er führt Punkte auf, dass es typische Anzeichen von häuslicher Gewalt gebe. So habe Frau Nock immer wieder die Schuld bei ihr selbst gesucht.

Burger sagt, dass Ximena Nock glaubhaft sei, auch weil sie offen über ihren Alkohol- und Drogenkonsum gesprochen habe. Frau Nock habe immer wieder versucht, die Ehe zu retten, damit Sohn Leo nicht ohne Vater aufwachsen muss.

10:13 Fragen zu Nocks Person

Kathrin Jacober stellt im Folgenden Fragen zu Nocks Person. Freddy Nock verstehe nicht, warum die Kinder in der Obhut seiner Frau sind. Das Verhältnis zu den Kindern sei sehr gut, die Kinder könnten immer zu ihm kommen, wenn sie etwas brauchen. Weiter werden Fragen zur finanziellen Lage, Gesundheit und Arbeit gestellt. Wieder verweigert Nock mehrmals die Aussage.

Die Beweisführung ist damit beendet, es folgt das Plädoyer des Staatsanwalts Burger.

10:05 Nock wirkt sehr ruhig

Freddy Nock lässt die Prozedur über sich ergehen. Ruhig sagt er immer wieder, dass er keine Aussage zu den Fragen machen will.

09:52 Befragung von Freddy Nock beginnt

Freddy Nock macht zu Beginn deutlich, dass er jegliche Aussage verweigern will. Gerichtspräsidentin Jacober stellt zu den Ereignissen mehrere Fragen, Nock kann bei jeder entscheiden, ob er antworten will oder nicht.

09:32 Die Befragung von Frau Nock ist beendet

Damit beendet das Gericht die Befragung von Frau Nock. Sie wird bei der Befragung von Freddy Nock allerdings nicht im gleichen Raum anwesend sein.

Es folgt nun eine 15-minütige Pause.

09:23 «Warum macht er das?»

Folgend wird Frau Nock über die Gefühle während der Angriffe befragt. Sie habe sich 2008 während des Würgens immer wieder gefragt, warum Freddy Nock ihr dies antue. Als er drohte, sie über das Geländer zu werfen, habe sie es einfach geschehen lassen.

Auf die Frage, warum sie bei ihm geblieben sei, verdeutlicht Ximena Nock die Gefühle für Freddy Nock. «Ich habe ihn einfach über alles geliebt.» Sie habe stets die Hoffung gehabt, dass sich alles wieder einfügen und zum Guten wenden würde.

09:08 Nur ein Arztbesuch

Ximena Nock macht die Aussage, sie sei trotz der wiederholten Angriffe nur einmal beim Arzt gewesen.

Die anwesenden Bezirksrichter stellen präzisierende Fragen, welche vor allem mit den Vorfällen von 2008 und 2013 zusammenhängen. Ximena Nock wiederholt mehrmals, dass sie 2013 im Hotel Todesangst hatte. Er sei jederzeit «unberechenbar» gewesen und sie habe ihm «alles zugetraut».

08:58 «Nock hat meinen Sohn angegriffen»

Nach der Trennung 2015 zog Ximena nach Frauenfeld TG. Sie habe komplett das Interesse verloren nach der ganzen Sache. In dieser Zeit habe Freddy Nock sie stark mit Aussagen unter Druck gesetzt, er wolle sich umbringen. Eines Tages sei er dann plötzlich vor ihrem Haus aufgetaucht und wollte sich Zugang zum Haus verschaffen. Ihr Sohn wehrte sich dagegen und sagte ihm «du kommst hier nicht rein». Darauf habe Nock den damals 15-Jährigen weggestossen.

Trotz aller Vorkommnisse wagte Ximena Nock 2016 einen Neustart mit Freddy Nock. Nach drei Monaten sei dieser allerdings wieder vorbei gewesen.

08:55 «Freddy Nock nahm Kokain»

Die Frau führt weiter aus, dass Nock «mindestens dreimal in der Woche» Kokain konsumierte. Ihr habe er auch einmal angeboten, sie habe aber abgelehnt.

08:49 «Meine Tochter hat mich gehört»

Unter Tränen schildert Ximena Nock die Ereignisse dieser Nacht. Auch Angehörige im Raum kämpfen mit den Tränen. Frau Nock sagt aus, dass ihre Tochter sie in dieser Nacht «sicher gehört, aber nichts von der Tat gesehen hat.» Das Verhältnis der Kinder zu Freddy Nock sei zu Beginn immer gut gewesen, allerdings habe sich dies zunehmend verändert.

Freddy Nock bestreite alle Vorwürfe seiner Frau. Sie habe ein Alkoholproblem, was Ximena ebenfalls bestreitet. Sie habe zwar nach der Tat mehr Alkohol konsumiert, allerdings nicht übermässig. Sie habe sich nach der Tat 2014 in eine Therapie begeben, allerdings nicht wegen des Alkoholkonsums.

08:39 «Er schlug meinen Kopf gegen die Wand»

Als nächstes spricht Jacober die Vorfälle an den Swiss Awards 2013 an. Am Abend habe Nock bereits vor der Show einen aggressiven Ausraster gehabt, weil er seine Autoschlüssel nicht finden konnte. Nach der Show habe Freddy Nock im Hotel seine Frau am Kopf gepackt und dreimal gegen die Wand geschlagen. Danach habe er sie mehrmals geschlagen und ein Kissen auf ihr Gesicht gedrückt worauf sich Ximena totgestellt habe.

Freddy Nock versuchte danach offenbar, sie wiederzubeleben, sei allerdings noch mehr ausgerastet, als er merkte, dass sie sich nur totgestellt hat. Darauf soll er seine Frau auf dem Bett wieder mehrmals geschlagen haben.

Melanie und Kimberly begleiten Freddy Nock zum Gericht in Zofingen AG. - Keystone

08:23 Frau Nock schildert die Ereignisse

Die Frau von Freddy Nock beschreibt die Ereignisse eines Morgens im Frühling 2008. So soll der Extremsportler an jenem Morgen schlechte Laune gehabt und kein Verständnis dafür haben, dass sie zum Zahnarzt müsse. Nach einer genervten Antwort habe Freddy Nock seine Frau am Hals gepackt und mehrmals gewürgt. Als er sie dann endlich losgelassen hatte, habe sie sich im Bad eingeschlossen. Unter Tränen schildert die Frau, dass sie danach ihren Ex-Mann über die Ereignisse informiert und sich Sorgen um ihre Kinder gemacht habe.

08:16 Ximena Maria Nock tritt ein

Die Frau von Freddy Nock betritt den Saal und wird nun von Gerichtspräsidentin Kathrin Jacober befragt.

08:11 Verhandlung beginnt.

Freddy Nock ist in folgenden Punkten angeklagt: Versuchte vorsätzliche Tötung, mehrfache Gefährdung des Lebens und mehrfach versuchte Körperverletzung. Nock muss den Saal zunächst verlassen, da seine Frau und er voneinander getrennt einvernommen werden.

Vorgeschichte

Vor dem Bezirksgericht Zofingen AG hat am Mittwochmorgen der Prozess gegen den Hochseilartisten Freddy Nock begonnen. Der 55-Jährige ist wegen versuchter vorsätzlicher Tötung seiner Ehefrau angeklagt.

Nock muss sich auch verantworten wegen des Vorwurfs der mehrfachen Gefährdung des Lebens und der mehrfachen versuchten Körperverletzung. Gemäss der am Mittwoch ausgehändigten Anklageschrift soll Nock seiner Frau ein Kissen so lange aufs Gesicht gedrückt haben, bis sich diese tot stellte. Als er dies bemerkt habe, solle er der Frau mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm weiteres vor, seine Frau im gemeinsamen Haus im Treppenhaus über das Geländer gehoben und gedroht zu haben, sie fallen zu lassen. Auch soll er die heute 44-jährige Frau an der Schulter gepackt und mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen haben. Einmal soll er der Frau die Nase gebrochen haben. Zu den Attacken kam es gemäss Staatsanwaltschaft in den Jahren 2008, 2013 und 2014.

Streit um Sorgerecht

Nock und die Frau hatten im Jahr 2013 geheiratet. Sie trennten sich 2017. Sie haben einen 8-jährigen Sohn. Es gibt einen Streit um das Sorgerecht des Kindes und einen Scheidungskampf.

Die Frau hatte den Mann angezeigt. Sie zog die Anzeigen 2015 zurück. In zwei Fällen war dies nicht möglich, weil es sich um Offizialdelikte handelt. Die Staatsanwaltschaft ist diesen Fällen verpflichtet, Anklage zu erheben.

freddy nock
Der Schweizer Hochseilartist, Stuntman und Extremsportler Freddy Nock kurz vor seinem Start zum 25 Stunden Weltrekordversuch im und auf dem "Todesrad". - keystone

Gemäss Nock treffen die Vorwürfe der Frau nicht zu. Er habe nie das Leben seiner Frau bedroht, ihr nie ein Kissen ins Gesicht gedrückt, sagte der der Zeitung «Blick». Er sass drei Mal vorübergehend in Untersuchungshaft.

Das Bezirksgericht Zofingen verhandelt den Fall während des gesamten Tages. Die Staatsanwaltschaft wird das geforderte Strafe erst im Verlauf der Verhandlung bekanntgeben.

Seit Ende der 1990er Jahre schuf sich Freddy Nock mit verschiedenen Weltrekorden einen Namen, die ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurden. Er entstammt der Circusfamilie Nock und machte schon im Alter von vier Jahren erste Erfahrungen auf dem Seil. Mit elf Jahren begann er mit der Hochseilartistik.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

StaatsanwaltFrankenGewaltKokainStrafeVaterArztHaftGerichtFreddy Nock