«Bollwärk»: Was tun gegen die Ausgangs-Faulheit, Jérôme Humm?
Er ist Schauspieler, Gastronom und Rap-City-Mitgründer: Jetzt lanciert der 26-jährige Berner Jérôme Humm das «Bollwärk» im ehemaligen Kapitel.

Das Wichtigste in Kürze
- Jérôme Humm eröffnet in Bern das neue Restaurant «Bollwärk».
- Geplant ist ein Ort, an dem sich jeder zugehörig fühlt.
- Humm hat sich auch als Schauspieler und mit Social-Media-Stunts einen Namen gemacht.
Der 26-jährige Berner Schauspieler und «Smash-Bro’s»-Mitgründer Jérôme Humm eröffnet Ende November im ehemaligen Kapitel beim Berner Bollwerk ein neues Lokal. Das «Bollwärk» wird Restaurant, Bar und Club zugleich.
Im Interview spricht Humm über seine Vision, den Standort, das Vorgänger-Lokal und die ausgangsfaule «Corona-Jugend».
BärnerBär: Jérôme Humm, Sie eröffnen Ende November das «Bollwärk». Das neue Lokal soll Restaurant, Bar und samstags Club sein. Wie bringt das Team diese drei Welten zusammen?
Jérôme Humm: Indem wir von Anfang an klar sagen: Wir wollen kein Lokal für nur eine Szene sein. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem sich ausnahmslos jeder zugehörig fühlt. Unter der Woche sind wir bis Mitternacht offen, freitags bis 2 Uhr, samstags wird bis 4 Uhr gefeiert. Das Herz des Projekts ist aber ganz klar die Gastronomie.

BärnerBär: Wie sieht das Gastro-Konzept aus?
Humm: Wir setzen auf die besten italienischen Produkte und drei Küchen in einem Lokal. Am Morgen gibt es Gebäck und Panini, mittags und abends Pinsa, Pasta und Bowls. Wobei es sehr gesunde, aber auch Steak-Frites-Bowls gibt. Mittagsmenüs wird es bereits ab 16 Franken geben. Zudem haben wir versiegelbare Getränkedosen zum Mitnehmen – beispielsweise für frische Kaffee oder Longdrinks. Etwas, das in Bern sonst niemand macht.
BärnerBär: Das klingt alles sehr «instagrammable» und erstaunlich günstig…
Humm: Wenn wir ehrlich sind, können sich die meisten nicht jeden Mittag ein Essen für 25 Franken oder mehr leisten. Wir setzen daher bewusst auf Gerichte, die man trotz hoher Qualität preiswert anbieten kann. Zudem verzichten wir auf den klassischen Tischservice. Bestellt wird an Terminals und das Barpersonal reicht das Essen raus.

BärnerBär: Wer gehört zum Team?
Humm: Wir starten mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ein Lebenslauf interessiert mich dabei weniger. Mich interessiert, wie fest jemand wirklich will. Kaila Mühlethaler führt das Haus. Philipp Lübke, der das Küchenkonzept verantwortet, kommt ursprünglich aus der Haute-Cuisine. Beide kenne ich von «Smash Bro’s» und beide werden künftig für beide Projekte im Einsatz stehen.
BärnerBär: Was ist Ihre Rolle?
Humm: Ich sehe mich als Visionär und Enabler: Ich entwickle Konzepte, hole die richtigen Partnerinnen und Partner rein, betreue die Kooperationen und kümmere mich um Marketing und Qualitätssicherung.

BärnerBär: Bei «Smash Bros» und dem «Rap City Festival» haben Sie gekonnt Social Media eingesetzt und teilweise einen regelrechten Hype entfacht. Was darf man im Zusammenhang mit dem «Bollwärk» erwarten?
Humm: «Smash Bro’s» hat gezeigt, dass man mit einem klaren Produkt, guter Qualität und starkem Social-Media-Auftritt sehr viel erreichen kann. Diese Learnings fliessen ins Bollwärk ein, ohne dass wir versuchen, denselben Hype zu kopieren. Auf TikTok gibt’s aber mutigen Guerilla-Content, auf Instagram ordentliche, saubere Kommunikation. Wir wollen ein breites Publikum erreichen: Schülerinnen, Studis, Bankmitarbeitende, Feinschmeckerinnen, Clubgänger. Und auch verschiedene Altersgruppen.
BärnerBär: Der Corona-Jugend, also eigentlich ihrer Generation, wird oft Ausgangsfaulheit vorgeworfen. Wie soll diese dennoch angelockt werden?
Humm: Es ist immer einfach, dem Markt Schuld zu geben. Meiner Meinung nach hat man einfach das falsche Angebot, wenn man die Jugend nicht erreicht. Für uns wird das Clubbing nicht existenziell, da wir primär auf die Restauration setzen. Wir machen zwar jeden Samstag eine Party, sind aber kein klassischer Club. Generell sind wir offen für Kooperationen: Wer ein cooles Konzept hat, soll sich melden. Es darf auch ein Lottoabend sein.

BärnBär: Das Vorgängerlokal «Kapitel» wurde für seine Einlasspolitik und das «Awareness»-Konzept kritisiert. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Humm: Ich kommentiere das Vorgänger-Lokal nicht. Ich war damals nicht Teil des Kapitel-Publikums, respektiere aber, was es für viele bedeutet hat. Wir konzentrieren uns auf unseren eigenen Weg und auf ein respektvolles, unkompliziertes Miteinander. Ohne Dresscode oder Szene-Exklusivität. Aber klar: Menschen, die andere respektlos behandeln, gehören nicht zu uns.
BärnerBär: Stichwort Handyverbot – im Kapitel zeitweise heiss diskutiert. Wie sieht es im «Bollwärk» aus?
Humm: Bei uns wird es definitiv kein Handy-Verbot geben. Wir sind selbst sehr aktiv auf Social-Media. Wenn Veranstaltende dies aber beispielsweise wünschen, geht das für uns natürlich in Ordnung.
BärnerBär: Der Standort im Bollwerk ist anspruchsvoll. Graffiti, Lärm und immer mal wieder Konflikte rund um die Reitschule. Wie gehen Sie damit um?
Humm: Wir haben schon gemerkt, dass das Bollwerk im Guten wie im Schlechten Überraschungen bereithält. Das Lokal wurde bereits vor der Eröffnung ein erstes Mal versprayt. Und dann erst noch unleserlich (lacht). Aber wir investieren viel in die Aufwertung. Und wir pflegen aktiv gute Beziehungen zur Nachbarschaft. Langfristig funktioniert ein Lokal an so einem Ort nur mit einer Community.
BärnerBär: Sie sind Gastronom, Unternehmer, Schauspieler und Mitorganisator des Hip-Hop-Festivals Rap City. Wird das nicht zu viel?
Humm: Es ist viel. Aber ich suche für alles die richtigen Partner. Die Schauspielerei bleibt ein wichtiges Thema, aber in den nächsten Monaten nicht die erste Priorität. Und Rap City soll weiter gehen – wir sind gerade auf Investorensuche für die nächste Ausgabe.

BärnerBär: Wie gehen Sie mit der Öffentlichkeit um? Hilft die Bekanntheit – oder setzt sie diese unter Druck?
Humm: Ehrlich gesagt will ich nicht, dass ein Projekt nur an mir hängt. Wiederum profitiere ich natürlich von den Erfahrungen, die ich gemacht und den Kontakten, die ich geknüpft habe. Manchmal frage ich mich auch heute noch, wieso mich gewisse Leute so lange anschauen. Dann realisiere ich, dass sie mich vielleicht aus dem Fernsehen kennen. (lacht)
BärnerBär: Letzte Frage: Wer soll im «Bollwärk» heimisch werden?
Humm: Jede und jeder. Wenn du eine gute Zeit mit anderen Menschen verbringen willst, bist du willkommen. Genau dafür bauen wir das hier.
Jérôme Humm
Der 26-jährige Jérôme Humm stammt aus Gümligen und betreibt dort das Burgerlokal Smash Bro’s. Die grösste Bekanntheit erlangte er bis jetzt aber als Schauspieler: Er stand unter anderem für die Serien «Seitentriebe», «Neumatt», aber auch den «Tatort» vor der Kamera. Humm ist zudem einer der Gründer des Hip-Hop-Festivals «Rap City» im Zürcher Hallenstadion.








