Das Nachtnetz des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) soll wirtschaftlich bleiben und deshalb weiterhin nur am Wochenende angeboten werden. Diese Strategie der Kantonsregierung wurde am Montag im Parlament unterschiedlich goutiert.
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Das Logo der ZVV an einem Waggon. (Symbolbild) - Keystone

Es war zwar lediglich ein Ergänzungsbericht zur ÖV-Planung für die Jahre 2022 bis 2025, der am Montag im Kantonsrat diskutiert wurde. Auf Anweisung des Parlaments hin, nahm der Regierungsrat darin aber zu einigen umstrittenen Wünschen von ÖV-Befürwortern Stellung. Fast immer war die Antwort negativ.

So soll das Nachtnetz, das nur am Wochenende angeboten wird, nicht auf die Wochentage ausgedehnt werden. Selbst am Donnerstagabend sei die Nachfrage dafür zu gering, als das ein Nachtangebot auch nur annähernd wirtschaftlich erbracht werden könne, schrieb dazu der Regierungsrat.

«Nein» hiess es weiter zu neuen Querverbindungen zwischen den Zürcher Gemeinden. Das Nachtnetz soll weiterhin primär auf den Rückreiseverkehr aus den Ausgehzentren Zürich und Winterthur in die Regionen hin orientiert sein.

Ein quasi «ausgedünntes Tagesnetz» mit Querverbindungen würde laut der Regierung doppelt so viel Kosten wie das aktuelle nachfrageorientierte Nachtnetz. Und zwar ohne dass ein nur annähernd entsprechender Zusatznutzen erreicht werden könnte.

Auch eine Erschliessung «vernachlässigter Gebiete» zieht die Exekutive nicht in Betracht. 97 Prozent des Kantonsgebietes seien bereits erschlossen. Eine weitergehende allgemeine Erschliessung müsse sich am «gesetzlich festgeschriebenen Grundsatz zu orientieren, dass eine gewisse Wirtschaftlichkeit erreicht wird».

Das S-Bahn-Netz soll zudem nicht ausgebaut werden. Bei der Feinerschliessung der Regionen setzt die Exekutive weiterhin auf Nachtbusse. Mit diesen könnte ein engeres Haltestellennetz angeboten werden, als das mit neuen S-Bahn-Linien der Fall wäre.

Immerhin ein «Ja mit Vorbehalt» gab die Regierung zur Nutzung der Nachtbusse gegen die Hauptreiserichtung. Diese ist heute nicht erlaubt ist, da der Grossteil der Nachfrage der Rückreiseverkehr aus Zürich und Winterthur stellt.

Neu sollen zusätzliche Rückfahr- und Einsteigemöglichkeiten eingerichtet werden, wo «dies sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar ist». Voraussetzung ist, dass keine zusätzlichen Fahrzeuge eingesetzt werden müssen und die Betriebsstabilität gewährleistet bleibt.

FDP und SVP nahmen die Klärung dieser Detailfragen erfreut zur Kenntnis. Das Nachnetzkonzept finde damit eine gute Balance zwischen Angebot und Wirtschaftlichkeit, lobte SVP-Fraktionsprecher Christian Lucek (Dänikon). Die FDP zeigte sich «zufrieden, dass der Zürcher Verkehrsverbund auf Extravaganzen verzichtet» (Barbara Franzen, Niederweningen).

Hingegen kritisierte Franziska Barmettler (GLP, Zürich), dass im Konzept die «Zwischentöne fehlen». So sei die Möglichkeit eines «Nachtnetzes light» nicht diskutiert worden. Der Kanton soll Mehr Mut zeigen, und «Wirtschaftlichkeit nicht als Totschlag-Argument» benutzen, forderte Leandra Columberg (SP, Dübendorf). Und von einer «mutlosen Nachtnetzstrategie» sprach Hanspeter Hugentobler (EVP, Pfäffikon).

Dennoch fielen die kritischen Töne recht verhalten aus. Positiv gewertet wird nämlich die Hauptstossrichtung der künftigen Nachtnetz-Strategie. Taktverdichtungen sind geplant und der sogenannte Nachtfünfliber wird abgeschafft.

Aufgrund der Corona-Pandemie ist der Betrieb des ZVV-Nachtnetzs seit dem 18. März bis auf Weiteres eingestellt.

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