Die Prüfung des Kantonalen Sozialamts bestätigt die Missstände im Asylzentrum Lilienberg (ZH). Die Zahl an Untergebrachten soll drastisch reduziert werden.
Asylzentrum
Ein Schlafplatz in einem Asylzentrum. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Zürcher Asylzentrum Lilienberg dürfen künftig statt 90 nur noch 60 Jugendliche wohnen.
  • Eine Prüfung des Kantonalen Sozialamts hatte Missstände bestätigt.
  • Im Zentrum Lilienberg kommen unbegleitet geflüchtete Minderjährige unter.
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Der Kanton reagiert auf die Missstände im Zentrum für unbegleitete Minderjährige (MNA) in Affoltern am Albis. Im Zentrum Lilienberg sollen in Zukunft weniger Jugendliche untergebracht werden. Die Belegung wird von 90 auf maximal 60 Jugendliche reduziert und die Asylorganisation Zürich (AOZ) muss das Fachpersonal aufstocken.

Nach der Kritik an dem von der AOZ geführten Zentrum gab das Kantonale Sozialamt im Mai eine Betriebsprüfung in Auftrag. Nun liegen die Resultate vor, wie die kantonale Sicherheitsdirektion am Dienstag mitteilte. Der Bericht bestätigt die Missstände.

Lilienberg: Heim überfüllt, Betreuung mangelhaft

In Medienberichten war von unhaltbaren Zuständen im Heim Lilienberg die Rede. Mit rund 90 unbegleiteten, geflüchteten Jugendlichen sei das Heim völlig überfüllt. Die jungen Geflüchteten müssten teilweise zu sechst in einem Zimmer leben, das nur für drei Personen vorgesehen sei. Die Betreuung sei mangelhaft.

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Das Asylzentrum Lilienberg präsentiert auf seine Website ein Foto von Asylanten, die Basketball spielen. - AOZ / MNA-Zentrum Lilienberg

Die AOZ hatte 2018 den Zuschlag für den Betrieb erhalten. Mit der Vergabe hatte die AOZ ein Betreuungskonzept garantiert, das den Bedürfnissen und dem Wohl der Jugendlichen gerecht wird.

Im Bericht wird jetzt empfohlen, die Belegung um rund die Hälfte zu reduzieren. Seit Spätsommer 2021 habe es einerseits eine hohe Personalfluktuation gegeben, andererseits habe sich die Zahl der untergebrachten Jugendlichen nahezu verdoppelt. Der Bericht empfiehlt, mehr Fachpersonal einzusetzen.

Situation in Lilienberg besorgniserregend

Um das Zentrum zu entlasten, hat der Kanton erste Schritte eingeleitet. «Die AOZ hat den Auftrag, zwei neue Aussenstellen zu eröffnen», wird Andrea Lübberstedt, Chefin des kantonalen Sozialamts, zitiert. Eine erste werde in den nächsten Tagen eröffnet und schrittweise ausgebaut.

Ausserdem verlangt der Kanton, dass das Fachpersonal im Lilienberg aufgestockt wird. Der Ausbau der sanitären Anlagen wurde bereits in die Wege geleitet.

Die soziale und pädagogische Situation im MNA-Zentrum Lilienberg sei besorgniserregend. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der AOZ übernehmen dafür die Verantwortung. Man habe Massnahmen zur Verbesserung der Situation eingeleitet, schreibt die AOZ in einer Stellungnahme. Ausserdem erkennt sie an, dass der Umgang mit kritischen Rückmeldungen ungenügend war.

In Abstimmung mit dem Sozialamt soll die Belegung von 90 auf 60 Jugendliche reduziert werden. Da derzeit sehr viele allein geflüchtete Jugendliche kämen, sei dieses Ziel allerdings kaum vor Mitte 2023 zu erreichen.

Deshalb baut die AOZ zwei zusätzliche Wohngruppen auf, in denen je 30 Minderjährige in den nächsten Monaten Platz finden. Gemeinsam mit der Stadt Zürich stellt sie rund 50 Wohnheimplätze für junge Erwachsene bereit und weitere 100 Plätze sind beantragt.

Allerdings spitze sich die Situation für unbegleitet geflüchtete Kinder und Jugendliche weiter zu. Die kantonalen Aufnahmefähigkeiten seien erschöpft und ausserdem finde man kaum Personal. «Diesem Notstand kann die AOZ allein nicht entgegentreten», heisst es in der Stellungnahme.

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