Ehemalige Mitarbeitende des Asylzentrums Lilienberg in Affoltern am Albis warnen vor Gewalt und «selbstschädigendem Verhalten» der minderjährigen Bewohner.
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Ein Jugendlicher hat wunde Hände von einer Prügelei. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Mitarbeitende des Asylzentrums Lilienberg äussern ihre Bedenken öffentlich.
  • Sie befürchten, dass es im Betrieb wegen personeller Überlastung zu Gewalt kommen könnte.
  • Der Kanton Zürich ist informiert und hat eine unabhängige Untersuchung angeordnet.

Im Asylzentrum Lilienberg wohnen zurzeit rund 90 minderjährige, männliche Jugendliche. Diese Zahl hat sich im letzten halben Jahr verdoppelt!

Nun wenden sich ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Medien. Und kritisieren ihren Ex-Arbeitgeber. Alle wollen anonym bleiben.

Das Asylzentrum in Affoltern am Albis ZH sei stark überlastet. Es gebe viel zu wenig Personal mit einer erforderlichen sozialpädagogischen Ausbildung, sagen die Ex-Mitarbeiterinnen.

«Wir haben das Gefühl, es könnten jederzeit schlimme Sachen auf dem Lilienberg passieren. Es kann jederzeit zu Gewalt oder selbstschädigendem Verhalten kommen», sagt eine von ihnen zu SRF.

Nur der Web-Auftritt vom Lilienberg wirkt souverän

Auf seiner Website verspricht das Zentrum eine Betreuung von Jugendlichen durch «qualifiziertes Fachpersonal (Sozialpädagogen)». «Es gibt Dokumentationen, Papers, Konzepte, die erstellt werden, um gut dazustehen», sagt eine ehemalige Mitarbeiterin.

Jedoch hätten 13 Betreuerinnen und Betreuer das Zentrum im vergangenen Jahr verlassen. Diese hohe Fluktuation bedeute eine massive Anzahl von Beziehungsabbrüchen für die Jugendlichen.

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Das Asylzentrum Lilienberg präsentiert auf seine Website ein Foto von Asylanten, die Basketball spielen. - AOZ / MNA-Zentrum Lilienberg

Auch der Verein «Family Help», die psychologische Betreuung der Jugendlichen im Auftrag des Kanons (AOZ), hat sich infolgedessen an den kantonalen Sozialdienst gewandt. «Wir nehmen wahr, dass die Überforderung immer grösser wird. Wir haben immer wieder andere Ansprechpersonen bei den Jugendlichen», wird die Psychotherapeutin Sandra Rumpel vom SRF zitiert.

Vertrag sei für schlechte Zustände verantwortlich

Die ehemaligen Mitarbeitenden nennen den Vertrag zwischen dem Kanton und der AOZ als Grund für die besorgniserregenden Zustände. «Die schlechten Bedingungen müssen nun von Mitarbeitern und vor allem von den Jugendlichen ausgebadet werden.» So wird eine betroffene Person vom SRF zitiert.

Die AOZ ist eine Anstalt der Stadt Zürich, die sich um die Sozialhilfe und Integrationsförderung für Asylsuchende kümmert. Zu den Vorwürfen hat sie Stellung genommen – eine personelle Überlastung streitet sie ab: «Wir haben in den letzten Monaten sowohl zusätzliche Sozialpädagogen wie auch Betreuungspersonen angestellt.»

Kanton Zürich greift ein

Offenbar ist sich das KSA Zürich der problematischen Situation bewusst. «Aufgrund von verschiedenen Beobachtungen und Meldungen hat das KSA eine ausserordentliche Betriebsprüfung durch unabhängige Fachexperten angeordnet.» Dies teilt der Kanton Zürich dem SRF auf Anfrage mit.

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