Frauenthaler Lebkuchen würdigt besonderes Engagement
Dr. Beat Wicky, Dr. Karlheinz Leemann und Dr. Regula Grünenfelder werden in Zug mit dem Frauenthaler Lebkuchen für ihren Einsatz für die Gemeinschaft geehrt.

Alljährlich zeichnet der Zuger Stadtrat an seiner traditionellen Lebkuchenfeier Menschen aus, die ohne grosses Aufhebens Wesentliches für die Stadt geleistet haben, berichtet die Stadt Zug. Je einen Frauenthaler Lebkuchen für besondere Dienste haben in diesem Jahr Dr. Beat Wicky, Dr. Karlheinz Leemann und Dr. Regula Grünenfelder erhalten.
Stadtpräsident André Wicki betonte: «Die Lebkuchenfeier ist mehr als eine Ehrung – sie ist Ausdruck unseres Zusammenhalts. Zug ist nicht nur eine Stadt, sondern eine Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft lebt von Menschen wie den heute Geehrten.»
In seiner Laudatio würdigte er die beiden Ärzte Beat Wicky und Karlheinz Leemann für ihr 15-jähriges Engagement in Moldawien: «Ihr habt Brücken gebaut zwischen der Schweiz und Moldawien, zwischen Menschen, Systemen und Herzen. Euer Wirken ist ein Beispiel für Menschlichkeit, Zivilcourage und gelebte Verantwortung.»
Über 3,1 Millionen Franken Spendengelder flossen dank ihres Einsatzes in den Ausbau und die Modernisierung des Spitals Criuleni. «Echte Hilfe muss nicht laut sein, aber echt», so André Wicki weiter.
Engagement für Wandel und Begegnung
Mit einem Frauenthaler Lebkuchen wurde auch Dr. Regula Grünenfelder geehrt. Sie steht für eine Theologie, die Wandel als Kontinuität versteht und Räume für Begegnung schafft.
«Du stellst dich beharrlich gegen Erstarrung, förderst Spiritualität in zeitgemässer Form und bietest Menschen unterschiedlichster Herkunft Halt», sagte Stadträtin Barbara Gysel anlässlich ihrer Laudatio.
Regula Grünenfelder engagiert sich für Integration, feministische Theologie und interreligiösen Dialog – und verbindet dabei Tradition mit Zukunft.
Barbara Gysel resümierte dazu: «Genau deshalb brauchen wir dein Wirken – auf allen Ebenen. Weil du Vorbild bist. Aufgeben wäre nicht deine Art. Du willst den Weg bereiten für Reformen und Fortentwicklung, für transkirchliche Praxis von innen heraus. Das ist anspruchsvoll – aber wichtig. Dafür danken wir dir.»
Die Beziehung zum Kloster Frauenthal
Die Lebkuchenfeier geht auf eine besondere historische Beziehung zwischen der Stadt Zug und dem Kloster Frauenthal zurück. Am 5. Januar 1386 nahmen Ammann, Rat und Bürger der Stadt Zug die Äbtissin und den Konvent des Gotteshauses Frauenthal ins Bürgerrecht der Stadt auf.
Gleichzeitig wurde das Kloster unter den «Schutz und Schirm» der Stadt gestellt; dafür hatte das Kloster eine Steuerabgabe (3 Pfund Geld), Zoll und Umgeld zu entrichten.
Seit Menschengedenken haben die Nonnen von Frauenthal zur Weihnachtszeit grosse Lebkuchen gebacken, die von den Zuger Schirmherren ganz besonders geschätzt und als Teil der geschuldeten Abgaben entgegengenommen wurden.
Nicht immer war das Verhältnis ungetrübt zwischen den Nonnen und den Ratsherren von Zug. Im Jahre 1735 begehrte der Stadtrat, dass jedem Ratsherrn auf Neujahr ein Lebkuchen von 14 Pfund oder einen Dukaten zu überreichen sei.
Frauenthaler Lebkuchen verbindet Geschichte und Gegenwart
Anscheinend wurden weiterhin nur 12 Pfund schwere Lebkuchen gebacken und mit den guten Wünschen an die Ratsherren versandt. Denn bereits zwei Jahre später, am 5. Januar 1737, kam der Rat auf die Sache zurück und rügte, «dass die Lebkuchen an Gewicht und Wesenheit zu gering seien.»
Man einigte sich, dass von nun an ein Lebkuchen von genau 14 Pfund geschickt werde, aber nur einer für den gesamten Rat. Mit dem Ende der Alten Eidgenossenschaft 1798 wurde die Lebkuchenlieferung aus dem Frauenthal eingestellt.
1981 wurde die Tradition des Frauenthaler Lebkuchens auf Initiative des damaligen Stadtschreibers Dr. Albert Müller wieder aufgenommen. Und seit 1984 werden in der ersten Dezemberwoche Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zug, die sich auf besondere Art für das Gemeinwohl verdient gemacht haben, vom Zuger Stadtrat mit einem Lebkuchen geehrt.
Historische Rezeptur kehrt zurück
Während früher ein grosser, acht Kilogramm schwerer Lebkuchen gebacken wurde, der aus dem Kloster Frauenthal stammte, wurden bis heute kleinere Lebkuchen verschenkt, die bis im letzten Jahr durch Zuger Konditoreien produziert wurden.
Seit diesem Jahr werden nun die Lebkuchen wieder durch die Schwestern des Klosters Frauenthal gebacken. Dank ihnen ist der Frauenthaler Lebkuchen nun wieder die ursprüngliche, gelebte Tradition. Ein denkwürdiger Moment!










