Im Wiler Stadtparlament steht das Pilotprojekt einer Tagesschule zur Debatte. Anja Bernet (SP) erklärt im Interview mit Nau.ch, wieso sie so überzeugt ist.
Wil
Anja Bernet ist im Vorstand der SP Wil aktiv und Mitglied im Stadtparlament. - zVg
Ad

Am 29. September 2022 bespricht das Stadtparlament in Wil SG die Motion Dora Luginbühl (SP) zum «Pilotprojekt Tagesschule».

In einem 2016 eingereichten Vorstoss forderte Adrian Bachmann (FDP), dass die Stadt einen Vorschlag macht, wie ein Tagesschulmodell in Wil SG aussehen könnte.

Nach Besprechung des Berichts zeigte sich jedoch deutlich, dass kein endgültiger Entscheid möglich war.

Dora Luginbühl (SP) reichte daraufhin eine Motion zur Ausarbeitung eines Tagessschul-Pilotprojekts ein.

Das Pilotprojekt soll zeigen, wie eine Tagesschule in Wil umgesetzt werden könnte. Der Stadtrat hat die Motion bereits als erheblich erklärt. Nun ist das Stadtparlament am Zug.

In einer Interviewreihe zum Thema spricht Nau.ch mit Mitgliedern des Stadtparlaments. Den Anfang macht Anja Bernet, SP.

Nau.ch: Das Thema einer Tagesschule beschäftigt Wil schon länger. Inwiefern sind Sie überzeugt und worin sehen Sie die Vor- und Nachteile des Projekts?

Anja Bernet: So wie die Familien Kinderbetreuung unterschiedlich organisieren, so variantenreich soll auch das Angebot von Kinderbetreuung sein.

Eine Tagesschule hat für Kinder, die eine Betreuung regelmässig besuchen, pädagogische Vorteile. Es gibt wenig Wechsel in der Gruppe.

Die Zusammenarbeit mit der Schule ist intensiver. Nachteilig kann sein, dass die Kinder die ganze Woche in der Tagesschule und deren Freizeitbetreuung sind.

Eltern, die eine flexible Betreuung wünschen, können die Kinder weiterhin in der Tagesstruktur anmelden.

Gemäss Stadtrat soll auch die Tagesstruktur bedarfsgemäss ausgebaut werden. Die Zahlen der besuchten Betreuungseinheiten zeigen den Bedarf und stiegen in den letzten Jahren stetig an.

Nau.ch: Ein solches Vorhaben ist stets mit finanziellem Aufwand verbunden. Wie soll das Projekt finanziert werden?

Anja Bernet: Familien wählen ihren Wohnort auch nach der Kinderbetreuung aus. Gutverdienende Elternteile wollen im Beruf bleiben und Arbeitgeber sind auf Fachkräfte angewiesen. Bei hohem Betreuungsbedarf ist die Tagesschule die richtige Wahl.

Gute Betreuung kostet, es steigert jedoch die Attraktivität von Wil und kann mehr Steuereinnahmen für Wil generieren.

Wie bei der Tagesstruktur, finanziert der Kanton, die Stadt und die Eltern die Tagesschule gemeinsam.

Wie finden Sie das Pilotprojekt?

Nau.ch: Mit dem Pilotprojekt könnte Wil eine Vorreiterrolle in der Ostschweiz einnehmen. Wann sollte dieses Projekt frühestens umgesetzt werden?

Anja Bernet: Die Motion bezieht sich nicht auf den Zeitpunkt, wann das Projekt umgesetzt werden soll.

Die SP Wil will wissen, welche Ressourcen dieses Projekt brauchen würde und wie das Projekt umgesetzt werden könnte.

Im Hinblick auf die komplexe Schulraumplanung ist es wichtig, die Möglichkeit einer Tagesschule nicht auszuschliessen.

Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, wie schnell sich die Welt verändern kann. Fachkräftemangel, Inflation und Energiekrise verändern die Arbeitswelt und beeinflussen die Familien.

Die SP Wil denkt, dass eine gute Kinderbetreuung ein wichtiges Puzzleteil ist, diesen Herausforderungen konstruktiv zu begegnen.

Zur Person

Die Fragen zur Motion Tagesschulen beantwortet Anja Bernet (46). Sie ist Mitglied im Stadtparlament und im Vorstand der SP Wil, Mutter von drei Kindern und Primarlehrerin.

Schon bald schliesst sie die Ausbildung zur Berufsberaterin ab. Mit ihrer Familie, einer Katze und drei Hühnern wohnt sie in Bronschhofen und mag interessante Gespräche, kochen, wandern und lesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Wil (SG)