Mit einer Studie hat Milena Eberhard geprüft, wie und ob die Buchkategorien «Mädchen» und «Jungen» beeinflussen und welche Bücher von wem ausgeliehen werden.
Milena Eberhard
Milena Eberhard. - Stadt Uster
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Die wissenschaftliche Masterarbeit an der Universität Zürich mit dem Titel «Books for boys only!» ging der Frage nach, in welchem Ausmass und in welcher Form öffentliche Institutionen wie Bibliotheken ihre Kundschaft beeinflussen. Die Verfasserin der Arbeit, Milena Eberhard, konnte ihren Arbeitsort als Versuchsbasis verwenden, um diese Frage zu beantworten.

In der Stadt- und Regionalbibliothek Uster gab es bislang die Kategorien «Mädchen» und «Jungen». Bücher dieser Kategorien waren an einem so bezeichneten Standort zu finden und ihr Buchrücken war mit einem Kleber «Mädchen» oder «Jungen» versehen. Andere Bezeichnungen für Bücher im Kinder- und Jugendbereich sind zum Beispiel «Abenteuer» oder «Freundschaft».

Eindeutige Ergebnisse

Eine Auswertung und ein Vergleich von Ausleihzahlen im Rahmen einer Studie ergaben eindeutige – wissenschaftlich ausgedrückt: signifikante – Veränderungen. Unter neuen Voraussetzungen haben sich die Kinder und Jugendlichen 20 Prozent häufiger für ein «geschlechtsuntypisches» Buch entschieden.

Ein Beleg dafür, dass sich Benutzende eben auch für angeblich «unpassende» Bücher interessieren, sofern diese nicht den Geschlechterstempel tragen. Ausserdem zeigt der Trend in den Zahlen, dass sich der Effekt verstärken würde, hätte das Experiment länger gedauert.

Aufgrund dieser Ergebnisse hat sich die Stadtbibliothek Uster entschlossen, die Kategorien «Mädchen» und «Jungen» für Bücher abzuschaffen. Die Bücher wurden neuen Themengebieten zugeordnet.

Problematik von «Mädchen-» und «Jungenbüchern»

«Eine Zuordnung von Literatur aufgrund des Geschlechts ist problematisch», so Eberhard. «Studien konnten bereits belegen, dass diese Art von Büchern oft mit starren Geschlechterstereotypen arbeiten.

Dass die Stadtbibliothek Uster nun Kategorien «Mädchen» und «Jungen» abgeschafft hat, freut Eberhard. «Eine öffentliche Institution sollte keine veralteten Rollenbilder reproduzieren. Die Ergebnisse haben belegt, dass wir die Kundschaft beeinflussen, indem Verlage, Buchhandlungen und Bibliotheken gewisse Bücher als typisch weiblich oder typisch männlich kategorisieren. Das Ziel muss aber sein, dass sich Lektürevorlieben frei davon entwickeln können, und wir das anbieten, was die Kundschaft interessiert – unabhängig vom Geschlecht.»

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