Wie die Stadt Thun berichtet, zeigt die Klimastrategie, wie gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Bevölkerung das Ziel Netto-Null bis 2050 erreicht werden kann.
Thun an der Aare mit Schloss, Stadtkirche und dem Gebäude der AEK.
Thun an der Aare mit Schloss, Stadtkirche und dem Gebäude der AEK. - Nau.ch / Ueli Hiltpold
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Im Juni 2019 rief der Thuner Stadtrat den Klimanotstand aus.

Der Gemeinderat bekannte sich im Anschluss zum Ziel Netto-Null-Treibhausgasemissionen 2050 und beschloss, eine Klimastrategie zu erarbeiten.

Die Strategie hat die Stadt Thun unter Einbezug verschiedener Interessengruppen, Fachpersonen und der breiten Bevölkerung in den letzten 15 Monaten erarbeitet.

Sie besteht aus einer Roadmap und einem Aktionsplan.

Klimastrategie wurde als angemessen beurteilt

Die Roadmap zeigt den Handlungsbedarf, die Ziele und die Stossrichtungen auf, der Aktionsplan umfasst konkrete Massnahmen.

Anfang 2023 ging die Klimastrategie in die öffentliche Konsultation und wurde grossmehrheitlich als angemessen und zielführend beurteilt.

Am 17. Mai 2023 hat der Gemeinderat die Klimastrategie verabschiedet.

«Ich freue mich über diesen Meilenstein der städtischen Klimapolitik und bin zuversichtlich, dass wir mit dem breit abgestützten strategischen Instrument unser Ziel Netto-Null bis 2050 erreichen – gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, Industrie, Wissenschaft und der ganzen Bevölkerung», so Gemeinderätin Andrea de Meuron.

Roadmap definiert zehn Stossrichtungen

Ziel ist es, alle vermeidbaren Emissionen zu eliminieren und den unvermeidbaren Teil zum Beispiel aus der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) oder der Landwirtschaft mit Negativemissionstechnologien auszugleichen.

Die Roadmap zeigt den Absenkpfad auf und definiert zehn strategische Stossrichtungen, welche die Stadt Thun langfristig verfolgen will, um klimaneutral zu werden.

Handlungsbedarf wird aufgezeigt

Die Stossrichtungen orientieren sich am Handlungsbedarf und den Handlungskompetenzen der Stadt: Wärmebedarf reduzieren, Energie effizient nutzen und zu 100 Prozent erneuerbar erzeugen.

Öffentlichen Verkehr, Velo- und Fussverkehr stärken und kurze Wege ermöglichen, den motorisierten Verkehr auf erneuerbare Energieträger umstellen.

Die Stadt Thun mit erneuerbarem Strom versorgen.

Die Energieinfrastruktur auf das Netto-Null-Ziel ausrichten, Sektoren vernetzen, Ressourcen effizient einsetzen und die Kreislaufwirtschaft etablieren.

Stadt nimmt verschiedene Rollen ein

Als Stadtverwaltung eine Vorbildrolle übernehmen.

Das Netto-Null-Ziel breit kommunizieren sowie verbleibende Emissionen mit Negativemissionstechnologien und natürlichen Senken kompensieren.

Die Stadt nimmt dabei verschiedene Rollen ein von der Anbieterin, Beraterin, Förderin, Planerin bis zur Verbraucherin.

Je nach Bereich und Rolle verfügt die Stadt über unterschiedlich grosse Handlungskompetenzen.

Gemeinderat setzt ambitionierteres Ziel

«Doch unsere Vorbildrolle ist zentral. Es ist wichtig, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen und als Förderin und Beraterin auftreten», so Gemeinderätin Andrea de Meuron.

Für die Stadtverwaltung hat der Gemeinderat sogar das ambitioniertere Ziel Netto-Null 2035 gefasst.

In den letzten Jahren setzte die Stadt bereits diverse Massnahmen um, wie zum Beispiel die Gebäudeenergiestrategie mit der Förderung alternativer Energieträger wie Fotovoltaikanlagen und die Fokussierung auf Elektromobilität bei städtischen Fahrzeugen.

Stadt arbeitet mit der Bevölkerung zusammen

Der Aktionsplan konkretisiert die zehn Stossrichtungen der Klimastrategie und dient der Verwaltung als Grundlage für die Umsetzung. Er wird alle vier Jahre aktualisiert.

Der Aktionsplan 2023 bis 2026 enthält 15 konkrete Massnahmen, unter anderem in den Bereichen Heizungsersatz, erneuerbare Stromproduktion, Verkehr sowie Information und Sensibilisierung.

Der Gemeinderat hat diese Massnahmen und die damit zusammenhängende Ressourcenplanung zur Kenntnis genommen.

Er befürwortet eine Priorisierung in den Bereichen Heizungsersatz und Ausbau der Fotovoltaik, weil dabei die grösste Wirkung erzielt werden kann.

Bevölkerung entscheidet über «Klima-Ideen»

«Uns ist es wichtig, auf dem Weg zu Netto-Null weiterhin eng mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten, sie zu informieren, zu sensibilisieren und zum Mitmachen zu motivieren», betont Gemeinderätin Andrea de Meuron.

So erhalten die Thuner die Möglichkeit, in einer partizipativen Projektausschreibung eigene Klimaprojektideen vorzuschlagen.

Die Bevölkerung entscheidet anschliessend, welche «Klima-Ideen» von der Stadt unterstützt und umgesetzt werden.

Finanzielle Unterstützung für Projekte

Zudem will die Stadt ein Reallabor aufbauen, eine Art Kooperationsform für Innovationen, in der verschiedene Akteure gemeinsam innovative, klimafreundliche Technologien, Produkte und Dienstleistungen entwickeln können.

Des Weiteren ist eine Clusteranalyse Heizungsersatz geplant, bei der die individuellen Bedürfnisse der Hauseigentümerschaft für den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme erhoben werden.

Für die drei smarten Umsetzungsprojekte (Klima-Idee, Reallabor und Clusteranalyse) erhält die Stadt Thun finanzielle Unterstützung des Bundesamtes für Energie und der Europäischen Union.

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