Die gesamte Schweiz kämpft mit einer immer höher werdenden Zahl an Abhängigen. In St.Gallen ist die Situation vergleichsweise gut.
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Ein Mann raucht Crack aus einer Pfeife. Es handelt sich um eine Droge, die starke psychische Abhängigkeit auslöst. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Konsum von Drogen und im Speziellen von Crack nimmt in St.Gallen zu.
  • Wie die Droge wirkt und welche Massnahmen man setzen kann, wird im Artikel erklärt.
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In der Schweiz steigt die Besorgnis über den zunehmenden offenen Drogenkonsum, insbesondere von Crack. Genf verzeichnet eine Verdoppelung der Konsumenten innerhalb eines Jahres. Die Aggressivität und Unruhe von Crack-Abhängigen führt zu mehr Konflikten und hat zur Schliessung des Drogenkonsumraums in Genf geführt.

Die Genfer Regierung hat bereits Massnahmen vorgestellt, um die Situation einzudämmen. Auch Basel, Zürich und Chur sind alarmiert und beobachten die Entwicklung mit Sorge.

Neue Anlaufstellen für Drogenabhängige

In Chur ist für 2024 ein «Fixerstübli» geplant – eine Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige. In St. Gallen bemerkt Regine Rust, Geschäftsführerin der Stiftung Suchthilfe, ebenfalls Veränderungen im Drogenkonsum. Über die neuen Probleme, mit denen die Gesellschaft konfrontiert wird, redete sie mit dem «Tagblatt».

Situation in St. Gallen anders

«Es gibt einen leichten Anstieg», sagt Rust in Bezug auf St. Gallen. «Wir haben noch keine konkreten Zahlen, aber wir führen mehr Beratungsgespräche.»

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Im Gegensatz zu Kokain, das man zumeist über die Nasenschleimhaut aufnimmt, wirkt das gerauchte Crack schneller, aber kürzer. Das wiederum führt zu einem erhöhten Konsum. - Unsplash

Rust betont jedoch, dass sich die Situation in St. Gallen von jener in Genf oder Zürich unterscheidet: «Wir hoffen natürlich, dass das so bleibt.» Trotzdem will sie die Entwicklungen genau im Auge behalten.

Gefahren des Crack-Konsums

Im Gegensatz zu Heroin wirkt Crack deutlich schneller, erklärt Rust. Gleichzeitig lässt aber auch die Wirkung nach kurzer Zeit nach. Das führt dazu, dass Konsumenten immer mehr und schneller konsumieren müssen. «Alles andere wie Arbeit, Familie und Gesundheit wird vernachlässigt», warnt Rust beim «Tagblatt».

Für Crack gibt es keine Ersatzstoffe wie Methadon. Daher ist es wichtig, früh zu intervenieren und Unterstützung anzubieten. Die Suchthilfe arbeitet eng mit der Polizei zusammen und bietet vermehrt im öffentlichen Raum Hilfe an.

Prävention und Therapie

Rust betont die Bedeutung von Präventionsmassnahmen sowie Suchttherapie: «Neue Angebote wie spezielle Kokainsprechstunden sind nötig.» Sie spricht sich für eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen aus.

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Ein Mann sitzt auf der Strasse und raucht Crack. Auch in St. Gallen nimmt der Konsum stark zu. - keystone

Auf die Frage, ob auch in St.Gallen ein «Fixerstübli» geplant sei, antwortet Rust: «Die Situation in Chur und St.Gallen unterscheidet sich stark.» Sie lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Suchthilfe in der Stadt.

Drogenkonsum unter Jugendlichen

Neben Kokain werden auch synthetische Opioide konsumiert. LSD ist wieder im Kommen. Besonders junge Menschen erhöhen ihren Drogenkonsum – eine Entwicklung, die Rust sehr beschäftigt.

Denn laut Rust sind Drogen heutzutage leichter verfügbar, wie sie dem «Tagblatt» berichtet. Sie können einfach im Darknet bestellt und per Post geliefert werden. Auch soziale Medien wie TikTok bringen Interessenten und Dealer zusammen.

Drogenkonsum ist Spiegel der Gesellschaft

Rust sieht einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Drogenkonsum: «Drogen sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft.» Immer mehr Menschen hätten grössere Sorgen, im Speziellen betrifft das auch Jugendliche. Um sich abzulenken, greifen sie vermehrt zu Drogen.

Crack, Drogen
Der Konsum von Crack führt dazu, dass man kaum noch schlafen kann und die Körperhygiene vernachlässigt. (Symbolbild) - dpa

Gleichzeitig kommt es jedoch auch zu einer anderen Strömung: Immer mehr junge Menschen bleiben vollständig abstinent. Laut Rust kommt es zu Zeiten von hohen Stressbelastungen in der Bevölkerung häufig zu diesen beiden Extremen.

Hat sich Drogentabu verringert?

Trotz der besorgniserregenden Entwicklung gibt die Expertin jedoch nicht auf: «Unsere Hoffnung ist, dass sich das Tabu etwas verringert hat», sagt sie zum «Tagblatt». Dadurch könne innerhalb von Freunden oder Familien offener darüber kommuniziert werden. Im Endeffekt ist es auf diese Weise möglich, früher Hilfe zu finden und anzunehmen.

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