Sozialhilfe: Mehr Zeit für Beratung zahlt sich aus
Ein Schaffhauser Pilotprojekt zeigt: Weniger Fälle pro Sozialarbeiter, mehr Zeit für Beratung – das verbessert die Integration und senkt langfristig die Kosten.

Wie die Stadt Schaffhausen mitteilt, unterbreitet der Stadtrat dem Grossen Rat die Orientierungsvorlage zu den Ergebnissen und Massnahmen aus dem «Pilotprojekt Sozialhilfe: Reintegrationschancen steigern». Basierend auf den Resultaten des Pilotprojekts werden die Angebote und Prozesse der städtischen Sozialhilfe optimiert.
Mit Beschluss vom 2. August 2022 stimmte der Grosse Stadtrat der Vorlage des Stadtrats zur Umsetzung es «Pilotprojekts Sozialhilfe: Reintegrationschancen steigern» zu. Im Rahmen einer Orientierungsvorlage wird der Grosse Stadtrat nun über die Ergebnisse des Pilotprojekts informiert.
Das «Pilotprojekt Sozialhilfe: Reintegrationschancen steigern» wurde aus Anlass steigender Fallzahlen in der Sozialhilfe und der damit verbundenen Herausforderung an ein professionelles Arbeiten in der Sozialhilfe lanciert. Die Fachhochschule OST St. Gallen begleitete das Projekt wissenschaftlich und führte eine qualitative Analyse durch.
Mehr Beratungszeit für bessere Integration
Ziel des Pilotprojekts war es unter anderem zu ermitteln, ob mit einer tieferen Fallzahl pro Sozialarbeiterin beziehungsweise Sozialarbeiter – und einer damit verbundenen höheren Beratungszeit pro Fall – die soziale und berufliche Integration der Klientinnen und Klienten verbessert werden kann und welche Effekte dies auf ihren Ablöseprozess aus der Sozialhilfe hat.
Ein weiteres Ziel des Projekts war die Erlangung von Erkenntnissen darüber, inwieweit die Beratung der Klientinnen und Klienten sowie die internen Prozesse wie auch die Angebote angepasst werden können, um die Integrations-Chancen von Sozialhilfebeziehenden zu erhöhen.
Passendere Unterstützungsleistungen
Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass die Fallführenden mit mehr verfügbarer Beratungszeit («Versuchsgruppe») zu Beginn der Fallaufnahme eine vertiefte Ressourcenanalyse und einen intensiveren Aufbau der Arbeitsbeziehung zu den Klientinnen und Klienten durchführen konnten. Dies führte zu passenderen Interventionen und Unterstützungsleistungen.
Die Versuchsgruppe verzeichnete im Vergleich zur Kontrollgruppe erwartungsgemäss leicht höhere Ausgaben für Integrationsmassnahmen (beispielsweise Coaching- und Arbeitsintegrationsprogramme), jedoch auch höhere Einnahmen in den einzelnen Dossiers, besonders bei vorgelagerten Leistungsträgern (Erwerbersatz, Taggelder oder Stipendien), aber auch bei allen anderen Einkommensarten.
Weiter waren zwar zum Ende der Projektzeit bei der Versuchsgruppe weniger Fälle effektiv abgelöst als bei der Kontrollgruppe, jedoch befanden sich mehr Klientinnen bzw. Klienten in einem Ablöseprozess. Es ist davon auszugehen, dass mit der Arbeitsweise der Versuchsgruppe eine Ablösung aus der Sozialhilfe zwar durchschnittlich etwas länger dauert, die Qualität der Ablösung aber höher und damit die Chance eines Wiedereintritts in die Sozialhilfe geringer ist.
Umstellung der Praxis und Ausbau von Unterstützungsprozessen
Mit dem Pilotprojekt konnte eine differenzierte Einschätzung der Praxis der Sozialhilfe in der Stadt Schaffhausen gemacht und es konnten Massnahmen herausgearbeitet werden, welche eine zukünftige Optimierung der Sozialhilfe und ihrer Angebote möglich machen.
Dabei sind neben Massnahmen zur Anpassung von Prozessen in der Sozialhilfe und zur Entwicklung von passenden Integrationsmassnahmen mit den Anbietern auch eine Erhöhung der personellen Ressourcen in den die Fallführenden unterstützenden Diensten im Umfang von 130 Stellenprozenten vorgesehen, welche mit dem Budget 2026 beantragt werden.
Durch die damit verbundene Entlastung von administrativen Arbeiten haben die Sozialarbeitenden mehr Zeit für die Beratungstätigkeit.
Mehr Zeit pro Fall erhöht Integrationschancen
Zusammenfassend hat das durchgeführte «Pilotprojekt Sozialhilfe: Reintegrationschancen steigern» ergeben, dass mit einer ressourcenbezogenen, gesamtheitlichen Abklärung und der notwendigen Zeit dafür die soziale und wirtschaftliche Integration der Klientinnen und Klienten nachhaltig erhöht und damit längerfristig auch die Kosten der Sozialhilfe gesenkt werden können.