2,2 Millionen Franken Gewinn statt einer Viertelmillion Defizit – so sähe die Rechnung 2020 der Politischen Gemeinde Romanshorn aus, wäre da nicht die Ausfinanz
Finanzen. - Pixabay
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Budgetiert war 2020 ein Defizit von 241'431 Franken, operativ schloss die Rechnung jedoch gut ab: nämlich mit einem Plus von 2'198'618.29 Franken. Wegen der Ausfinanzierung der Auflösung und des Transfers der Pensionskasse der Stadt Romanshorn zur Pensionskasse Thurgau mit provisorischen Kosten von 7'731'647.88 Franken schliesst die Gesamtrechnung jedoch mit einem Verlust von 4'540'159.51 Franken.

Zu den Kosten für den Pensionskassenanschluss sagt Stadtpräsident Roger Martin: "Was vordergründig negativ erscheinen mag, ist für die Stadt eine eigentlich erfreuliche Nachricht." Denn befürchtet wurden dafür bis in den zweistelligen Millionenbereich weit höhere Kosten. Das Eigenkapital (Bilanzüberschuss) bleibt unter Berücksichtigung des Defizits mit 6'612'433.38 Franken (2019: 7'339'239.58 Franken) trotzdem solide.

Massgeblich zum erfreulichen operativen Ergebnis beigetragen haben tiefere Kosten bei den Sozialen Diensten, zusätzliche Einnahmen beim Lastenausgleich des Kantons für Sozialausgaben für Vorjahre (rund 215'000 Franken) und Minderausgaben von rund 250'000 Franken aufgrund eines Systemwechsel bei der Individuellen Prämienverbilligungen (IPV). Dazu kam ein nicht budgetierter, für 2020 und 2021 befristeter IPV-Lastenausgleichsbeitrag des Kantons von 330'000 Franken. Zudem überstiegen die ordentlichen Steuereinnahmen mit 16'226'448.75 Franken das Budget von 16'160'400 Franken. Und wiederum griffen die Haushaltssichernden Massnahmen der Stadt von rund 800'000 Franken auf der Kostenseite.

Auf der anderen Seite bewirkten die anhaltenden Kostensteigerungen im Gesundheitswesen (stationäre und ambulante Krankenpflege) 108'381.76 Franken höhere Ausgaben als budgetiert. Diese und andere negative Budgetabweichungen konnten jedoch durch Kosteneinsparungen und geringeren Ausgaben in anderen Funktionen und Aufgaben mehr als kompensiert werden. Die Kostensteigerungstendenz wird jedoch künftig zunehmend zur Herausforderung.

Die Investitionsrechnung 2020 weist Nettoausgaben von 2'652'704.08 Franken gegenüber dem Budget von 6'639'060 Franken aus und wurde somit um 3'986'355.92 Franken unterschritten. Dabei fällt mit 3'476'303.67 Franken wesentlich die Verschiebung der Sanierung des Bootshafens um ein Jahr ins Gewicht.

Zur Selbstfinanzierung stehen inklusive Veränderungen in den Spezialfinanzierungen 0 Franken zur Verfügung. Effektiv ergibt sich wegen der Ausfinanzierung der Pensionskasse eine Selbstfinanzierung von Minus 2'244'943.99 Franken. Bei Nettoinvestitionen der Stadt von 2'652'705.08 Franken resultiert ein Selbstfinanzierungsgrad von 0 % (Minus gibt es nicht bei dieser Kennzahl) gegenüber 2019 mit 143 Prozent. Ohne den Sondereffekt der Ausfinanzierung der Pensionskasse von 7'731'647.88 Franken hätte die Selbstfinanzierung aufgrund des guten operativen Ergebnisses sowie eher geringen Investitionen eine Selbstfinanzierung von 5'486'703.89 Franken, respektive von 206,8 %, ergeben.

Das Nettovermögen Ende 2019 reduzierte sich von 5'850'772.83 Franken, respektive 522 Franken pro Einwohner, auf 1'002'444.51 Franken respektive 89 Franken pro Einwohner per Ende 2020. Diese Entwicklung erfolgt im Zusammenhang mit dem Anschluss an die Pensionskasse Thurgau und den nötigen Ausfinanzierungskosten, was eine Erhöhung der Schulden zur Folge hatte. Ende 2020 lebten 11‘258 Personen (plus 0,43 Prozent) in der Hafenstadt. Die Steuerkraft aller Einwohnerinnen und Einwohner sank von 2‘040 Franken um 30 Franken auf 2'010 Franken. 2019 betrug das kantonale Mittel 2'202 Franken.

"Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände wie Covid-19 und der Pensionskasse zeigt der Abschluss 2020 die grundsätzlich robuste Verfassung von Romanshorn. Wir müssen uns jedoch auf pandemiebedingte Dellen in den Steuererträgen mindestens 2021 und 2022 gefasst machen. Die sorgsame Planung der Finanzen wird über längere Zeit eine Priorität bleiben", so Stadtpräsident Roger Martin. Der Stadtrat hat den Rechnungsabschluss 2020 an seiner Sitzung vom 23. März 2021 genehmigt.

Der Geschäftsbericht geht ab 15. April 2021 in alle Haushalte. Bereits am 1. April 2021 ist er ab 18.00 Uhr mit ausführlichem Zahlenteil online unter www.romanshorn.ch/rechnung verfügbar. Ab 16. April 2021 sind alle Unterlagen nach Voranmeldung auch am Schalter der Stadtverwaltung abholbar. Zur Rechnung 2020 ist keine Gemeindeversammlung, sondern am 13. Juni 2021 eine Urnenabstimmung vorgesehen. Am 10. Mai 2021 findet zudem für Interessierte online eine Präsentation mit Fragerunde via Videokonferenz statt.

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