Alnatura schliesst: Letzte Kundinnen zeigen ihre Taschen
Die letzte Filiale des Bio-Anbieters Alnatura macht am Dienstag dicht. Kundinnen und Kunden haben nochmals zugegriffen – und ihr Bedauern geäussert.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Alnatura-Filiale im Zürcher Hauptbahnhof schliesst als letzte der 25 Supermärkte.
- Am Dienstag haben treue Kundinnen und Kunden nochmals eingekauft.
- «Es ist sehr bedauerlich, dass die Migros Alnatura abstösst», sagt eine Kundin.
Lebkuchen und Punsch gibt es in der Haarpflege-Abteilung. Kurios sieht es auch in der Abteilung für Lippenpflege und Zahnpflege aus. Im Regal stehen Dutzende Päckchen mit Winterdattel-Konfekt, darüber hängt eine Holzhaarbürste.
In der Filiale Sihlpassage im Zürcher Hauptbahnhof des Bio-Lebensmittelhändlers Alnatura herrscht nicht etwa verkehrte Welt.
Die Filiale befindet sich kurz vor der endgültigen Schliessung. Im Februar kündigte die Migros an, den Franchisevertrag mit dem Bio-Anbieter nicht zu verlängern.

Spätestens um 22 Uhr am Dienstag wird die Filiale als letzte der 25 Alnatura Bio-Super-Märkte für immer ihre Tore schliessen. Vom Haferdrink bis zum Dinkelmehl gibt es sämtliche Produkte zum halben Preis.
Bohnen und Linsen sind weg
Zu einem Ansturm kommt es am Dienstagvormittag trotz der spottbilligen Bio-Produkte nicht. Kundinnen – seltener Kunden – tröpfeln rein. Teilweise stöbern sie über eine halbe Stunde im Laden. Gemüse und Früchte werden nicht mehr angeboten, zu sehen sind nur noch leere Kisten.
In den Regalen sind viele Etagen leer. Vor allem auf Gewürze, Bohnen, Linsen, Reis und Erbsen scheinen sich die Alnatura-Fans gestürzt zu haben. Wer auch nach Weihnachten auf Lebkuchen und Vanillekipferl Lust hat, kommt hier aber noch auf seine Kosten.
Anina verlässt den Laden mit drei gefüllten Einkaufstaschen. Pasta, Tomatensauce, Olivenöl, Haselnüsse und Joghurt habe sie gekauft, sagt sie. «Eine Tasche ist für meine Kollegin.»
Die letzte Shopping-Gelegenheit im Alnatura wollte sie sich nicht entgehen lassen. «Es ist traurig, dass Alnatura schliesst. Es hat hier Biosachen zu einem guten Preis.»
Kundin suchte Flohsamen
Brigitte kommt mit leeren Taschen aus dem Geschäft. «Ich hätte gerne Flohsamen gehabt», sagt sie. Diese waren aber bereits ausverkauft.
Mehr bedauert sie jedoch, dass der Bio-Lebensmittelhändler dichtmacht.
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«Es ist sehr bedauerlich, dass die Migros Alnatura abstösst. Wir werden es vermissen.» Auch ihr Sohn kauft regelmässig hier ein. Künftig werde sie wohl auf Alnatura-Filialen in Deutschland ausweichen, sagt die Schaffhauserin.
Alnatura wurde 1984 in Deutschland gegründet. 2012 eröffnete die Migros Zürich in Zürich-Höngg den ersten «Alnatura Bio-Supermarkt» in der Schweiz.
Jetzt gebe es keine richtigen Bioläden mehr
Auch Chaila aus dem Kanton Thurgau wird ihren Lieblingsbioladen künftig im grenznahen Deutschland besuchen. Am Dienstag hat sie in der Filiale am Zürcher Hauptbahnhof noch ein letztes Mal zugegriffen. In ihre Tasche gepackt hat sie Schokolade, Teigwaren und Pflegeprodukte.
Die Schliessung bezeichnet sie als «sehr schade». Jetzt gebe es keine richtigen Bioläden mehr. «Bei Alnatura ist das Einkaufserlebnis übersichtlich und gross wie bei Migros oder Coop.»
Ganz auf Alnatura-Produkte muss sie in der Schweiz aber nicht verzichten. Die Migros bietet in ihren Filialen und online weiterhin Produkte der Marke an.
Stefan wird dem Bio-Supermarkt aus ähnlichen Gründen nachtrauern. «Jetzt gibt es weniger Auswahl, wenn man Bio-Produkte kaufen will», sagt er. Er möge das spezielle Angebot von Alnatura. «Die Qualität war immer perfekt für mich.»
Nur heute hat der Laden nicht alles geboten, was sein Herz begehrt. Buchweizenmehl sei schon ausverkauft gewesen, sagt er. Dafür hat er noch einen seiner geliebten salzigen Brotaufstriche ergattern können.
«Sieht schon etwas traurig aus»
Friedel Grützmacher und ihr Begleiter verlassen den Laden mit leeren Händen. Sie kommen gerade aus Flims GR. «Wir haben nichts gekauft, weil wir unterwegs nicht so viel mitnehmen wollten», sagt Grützmacher.
Das Geschäft hat bei ihr aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen. «Es sieht schon etwas traurig aus, wenn es so leer ist», sagt sie.
Bald steht die Berlinerin aber wieder vor gefüllten Regalen. Sie sei sehr froh, dass es in Deutschland noch viele Alnatura-Geschäfte gebe, sagt sie. Sie hält eine biologische und ökologische Ernährung für wichtig. «Weil es gesund ist und auch der Umwelt dient.»
Wer heute nicht mehr die Möglichkeit hat, bei Alnatura einzukaufen, bekommt ab dem dritten Januar die letzte Gelegenheit. In der Filiale am Limmatplatz in Zürich findet der Schlussverkauf der verbleibenden Waren aus allen Filialen statt.














