Romanshorn ist wie andere Gemeinden punktuell von übermässigen Autolärm betroffen.
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Romanshorn - Keystone
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Das Problem ist nicht neu, zeigt sich im Coronasommer aber besonders deutlich: Aufgemotzte Schlitten mit meist jungen Männer am Steuer und dem Ziel, sich optisch und akkustisch in Szene zu setzen. In Romanshorn ist «die Zufahrt zum See wie ein Laufsteg für Autoposer», schrieb die Thurgauer Zeitung kürzlich treffend.

Anwohner klagen über Lärm und fürchten zuweilen gar um ihre Sicherheit. Das öffentliche Ärgernis hat unterdessen die Politik erreicht, kantonal wie national.

So reichte der Arboner Stadtpräsident Dominik Diezi (CVP) in Absprache mit seinem Romanshorner Amtskollegen Roger Martin kürzlich im Grossen Rat eine Einfache Anfrage zu den Autoposern ein und erkundigte sich darin nach der Lageeinschätzung der Thurgauer Regierung. Thematisiert wird auch das weiterhin bestehende Bedüfnis nach spezifischen und gezielten Polizeikontrollen auf jugendliche Lenker mit hochmotorisierten Wagen, um das Mütchen zu kühlen.

Diverse Kontrollen der Kantonspolizei Thurgau

Die Kantonspolizei Thurgau führte von April bis Juni 2020 bereits diverse solcher Kontrollen durch und verzeigte rund 70 Fahrzeuglenker wegen übermässiger Lärmerzeugung und 29 weitere wegen unerlaubten technischen Änderungen an Motorrädern und Autos. Zwei Fahrzeuge legte sie aufgrund lärmsteigernder Eingriffe still.

Am 10. Juni 2020 doppelte die Thurgauer Nationalrätin und Verkehrspolitikerin Edith Graf-Litscher (SP) mit einer Interpellation in Bundesbern nach. Sie fordert nichts weniger als einen nationalen Aktionsplan gegen zu laute und getunte Autos sowie ihre Fahrer.

Dafür sollen ihrer Ansicht nach das Bundesamt für Strassen und das Bundesamt für Unfallverhütung zusammenspannen. Zudem will sie der Polizei und den Zulassungsbehörden griffige Instrumente in die Hand geben, «um gegen diesen beabsichtigten Lärm wirksam vorzugehen».

Problem liegt auf gesetzgeberischer Ebene

Denn eines der Probleme liegt auf gesetzgeberischer Ebene: So sind in der Schweiz elektronisch gesteuerte Auspuffklappen, womit das Motorengeräusch reguliert werden kann, erlaubt. Überhaupt gehören nach der Nationalrätin gewisse Bauteile und technische Tricks der Poser verboten.

Zudem möchte sie vom Bundesrat wissen, ob es Möglichkeiten zur Lärmmessung gebe - Lärmblitzer analog Geschwindigkeitsblitzern -, die bei Überschreitung der Geräuschgrenzwerte für eine Anzeige zur strafrechtlichen Verfolgung dienlich wären.

Die Stadt Romanshorn begrüsst diese Engagements. Sie ist sich bewusst, dass Teile ihrer Bevölkerung ebenfalls vom lästigen Phänomen betroffen sind.

Deswegen prüft eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Stadt in Zusammenarbeit unter anderem mit der Kantonspolizei Thurgau mögliche Ansätze zur Eindämmung der Auswüchse. Sie wird den Stadtratressorts Verkehr und Integration sowie Ordnung und Sicherheit Optionen für kurz- und mittelfristige lokale Massnahmen unterbreiten.

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